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Geliebter Schuft

Geliebter Schuft

Titel: Geliebter Schuft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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Absätze, die ihre auffallend hoch gewachsene und schlanke Gestalt noch größer erscheinen ließen. Ihr Haar, über Einlagen hoch aufgetürmt und mit winzigen Schmetterlingen aus Jett geschmückt, forderte einen geradezu heraus, es zu lösen und locker über ihre vollendet geformten Schultern fallen zu lassen.
    Er konnte seine Augen nicht von ihr abwenden.
    »Con sieht heute besonders schön aus, Mr. Ensor.« Prudence, die hinter ihrer Schwester stand, riss Max mit ihrer Bemerkung jäh aus seiner Verzauberung. Nun gewahrte er, dass Constances Schwestern ihn über deren Schultern mit wissendem Lächeln ansahen. Sie hatten seine Reaktion durchschaut, als hätte er sie laut geäußert.
    »Miss Duncan ist bezaubernd, wie immer«, sagte er mit einer kleinen Verbeugung. »Wie ihre Schwestern.«
    »Ach, hübsch formuliert, Mr. Ensor.« Chastity sagte es lächelnd, und der, der sie scharf ins Auge fasste, konnte keine Spur von Ironie entdecken. »Und wohin führen Sie Con aus?«
    Max überlegte, dass CJiastity von den dreien wahrscheinlich die umgänglichste war. Als Mann musste man vor den zwei anderen ein wenig auf der Hut sein, da sie beide nicht ungefährlich waren. Zufällig aber fand er diesen Zug gerade bei Constance so herausfordernd wie reizvoll. »Ich dachte an das Café Royal. Wenn es Ihnen Recht ist, Miss Duncan?«
    »Großartig«, sagte sie. »Hörte ich richtig, dass Vater Sie übers Wochenende nach Romsey Manor einlud?«
    Max nickte zustimmend und sagte zögernd: »Aber ich bin nicht sicher, ob ich ...« Er ließ den Satz unvollendet und beobachtete sie genau, ob sie auch nur andeutungsweise ein Zaudern erkennen ließ. Die Höflichkeit gebot zwar, dass sie die Einladung ihres Vaters wiederholte, doch hatte er einen kühnen Schritt gewagt und beabsichtigte keineswegs, einen zweiten zu tun. Er war nicht gewillt, seinen Plan aufs Spiel zu setzen, indem er eine Einladung annahm, gegen die sie auch nur den geringsten Vorbehalt hatte. Lieber langsam und sicher ans Ziel gelangen, als sie durch überstürztes Vorgehen kopfscheu zu machen.
    Constance überlegte nur einen Moment. Sie würde Max Ensor zu lenken wissen, ohne dass er bemerkte, dass man ihn lenkte. Drei Wochenendtage ließen ihr genügend Zeit, ihn zu bearbeiten. Am Montag würde sie ihn so weit gebracht haben, dass er das Fähnchen der WSPU schwenkte.
    Gegen ein Lachen ankämpfend, sagte sie voller Wärme: »Ich hoffe doch sehr, dass Sie diese kurzfristige Einladung annehmen können. Wir würden uns über Ihre Gesellschaft sehr freuen.« Sie wandte sich Bestätigung heischend an ihre Schwestern, und beide stimmten begeistert zu.
    Das hörte sich überzeugend an, doch wurde Max eine gewisse Unsicherheit nicht los. Da er deren Ursache jedoch nicht ergründen konnte, sagte er einfach: »Danke. Ich komme sehr gern.«
    »Gut, dann können wir alles beim Dinner besprechen. Spielen Sie Tennis?«
    »Mittelmäßig.«
    Constance sah ihn aus zusammengekniffenen Augen an. »Falsche Bescheidenheit, Mr. Ensor«, beschuldigte sie ihn.
    Er lachte. »Ich bin nicht eitel genug, um mein Spiel zu loben, wenn ich nicht weiß, wie gut die anderen sind.« Er drehte sich um, als Jenkins das Eintreffen der Droschke meldete. »Gehen wir, Miss Duncan?« Er bot ihr seinen Arm.
    »Einen schönen Abend«, sagte Chastity.
    »Wir sehen uns zum Wochenende auf dem Land, Mr. Ensor«, rief Prudence ihnen nach.
    »Haben Sie in London keinen Wagen?«, fragte Constance, als er ihr in die Droschke half.
    »Ich habe ein Automobil«, sagte er. »In der Stadt benutze ich es aber nicht.«
    »Ein Automobil ... großartig.« Constance war ehrlich beeindruckt. »Ich bin noch nie in einem gefahren.«
    »Dann gestatten Sie mir, dass ich Sie am Wochenende aufs Land bringe.«
    Constance ließ sich mit der Antwort Zeit, so dass er sie erwartungsvoll anblickte. »Habe ich etwas Falsches gesagt?«
    »Aber nein, gar nicht.« Sie seufzte. »Es ist mir ein wenig unangenehm ...«
    Er wartete auf eine nähere Erklärung, und als diese unterblieb, ließ er das Thema fallen.

Hewlett-Packard
    6. Kapitel
    Die Droschke hielt vor dem Restaurant an, und Max geleitete Constance ins Innere und übergab ihre Mäntel einem der zahlreichen dienstbaren Geister. Sie folgten dem Ober über die kunstvolle Treppe nach oben und bekamen einen Platz in einer Nische, von der aus sich ein guter Blick über den Speisesaal und die Gäste bot.
    Max bestellte Champagner und schlug die Speisekarte auf. »Mögen Sie Austern, Miss Duncan?«

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