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Geliebter Schuft

Geliebter Schuft

Titel: Geliebter Schuft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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»Also einen Sancerre?«
    Sie hob abwehrend die Hände. »Ich würde mir nie anmaßen, meinem Gastgeber mit Ratschlägen zu kommen.«
    »Ach, wirklich nicht?« Er grinste, und in den Augenwinkeln seiner lebhaften blauen Augen zeigten sich feine Fältchen. Sie verliehen ihm ein fast jungenhaftes Aussehen, und Constance war einmal mehr überrascht. Sie war gewillt, zur Kenntnis zu nehmen, dass er ein attraktiver Mann war, wenngleich sein Aussehen sie bis jetzt nicht besonders angesprochen hatte.
    Wieder ein Gedanke, der ablenkte. Sie lehnte sich zurück und senkte den Blick, um sich im Speisesaal umzusehen, während er sich mit dem Sommelier besprach.
    Constance spürte die Blicke, die ihnen galten. Nun hatten die Klatschmäuler ein neues, interessantes Thema. Ihr kam der Gedanke, das gemeinsame Dinner von Max Ensor und Miss Duncan zum Gegenstand eines kleinen, süffisant abgefassten Artikels in der nächsten Nummer des Blättchens zu machen. Als sie unwillkürlich auflachte, wurde Max, der noch immer mit dem Sommelier sprach, abgelenkt.
    »Was ist denn so komisch?«
    »Ach, nur so ein Gedanke«, sagte sie nebenbei und winkte mit den Fingerspitzen einer Bekannten durch den Raum zu.
    Max erwies sich als gewandter Gesprächspartner, und Constance, die ihm gern die Wahl der Themen überließ, diskutierte mit ihm über Bernard Shaws neuestes Stück Mensch und Ubermensch, den kürzlich erfolgten Tod des Malers Camille Pissaro und den Entwurf der neuen Kathedrale von Liverpool. Seine ungewöhnlich breit gestreuten Interessen gingen über die üblichen Anforderungen einer Konversation weit hinaus.
    »Lassen Sie mich raten«, sagte er, als der Kellner ihre Teller mit den Überresten des Lammrückens abservierte. »Sie gehören zu den Menschen, die Käse vor dem Dessert nehmen.«
    »Beinahe, aber nicht ganz richtig geraten.« Sie sah ihn über den Rand ihres Glases hinweg an.
    »Ach so.« Er nickte verständnisvoll. »Also Käse und kein Dessert.«
    »Getroffen!«
    »Nun, ich weiß es zu würdigen, kann aber der creme brü- lee nicht widerstehen.«
    »Meine Schwester Chastity, eine Expertin auf diesem Gebiet, würde Ihnen sagen, dass der Napoleon hier der beste von London ist.«
    »Eine Frau ohne süße Vorlieben ist ungewöhnlich«, bemerkte er.
    Constance zog eine Braue hoch. »Wieder eines Ihrer Vorurteile, Max?«
    »Eine der Erfahrung entspringende Beobachtung«, gab er zurück.
    Constance warf einen prüfenden Blick auf den Käsewagen. Nun war die Reihe an ihr, einzulenken. »Zufällig glaube auch ich, dass es ungewöhnlich ist. Ich habe diese Neigung von meiner Mutter geerbt ... Ein wenig vom Epoisse, bitte.« Sie deutete auf ein rundes Käsestück, das zu zerrinnen drohte. »Und etwas vom Bleu d'Auvergne.«
    »Ein Glas Port?«, schlug Max vor und zeigte auf den Laib Stilton. »Statt eines Desserts.«
    »Wunderbar.« Sie lachte vergnügt auf, als der Kellner ein paar grüne Traubenzweige abschnitt und auf den Teller neben den Käse legte. »Port, Käse, Trauben ... eine menage a trois, die im Himmel geschlossen wurde. Wen kann es da noch nach Süßem gelüsten?«
    Nach einer kurzen Beratung mit dem Sommelier beugte sich Max, die Ellbogen aufstützend, mit gefalteten Händen über den Tisch. »Also ... darf ich Sie Freitag aufs Land bringen?«
    Constance schüttelte den Kopf. »Nein, leider geht das nicht.«
    Er schien verwirrt. »Sie können ganz beruhigt sein ... ich bin ein guter Fahrer.«
    »Das bezweifle ich nicht.« Nach kurzer Überlegung sagte sie leise und in vertraulichem Ton. »Mein Vater aber ist es nicht. Er ist trotz seiner schlechten Augen ganz versessen auf ein Automobil. Wir versuchen alles, um es ihm auszureden. Wenn er mich jetzt vergnügt und munter in einem dieser Vehikel sieht, wird er unsere Einwände als pure Heuchelei abtun.«
    »Ach, ich verstehe.« Er nickte. »Aber er könnte doch einen Chauffeur einstellen.«
    »Das wäre in seinen Augen unsinnig - so als würde man einen Hund halten und selbst bellen. Außerdem hat Cobham, unser Kutscher, bereits verlauten lassen, dass er sich an diese neumodischen Maschinen nicht mehr gewöhnen wird.
    Er war viel zu lange bei uns, als dass man ihn einfach aufs Altenteil auf die Weide schicken könnte ... um seine eigenen Worten zu gebrauchen.« Sie zuckte mit den Schultern und sah ihn mit einem hilflosen Lächeln an.
    »Peinlich«, gab Max ihr Recht. »Vielleicht sollte ich auch den Zug nehmen.«
    »Ein unnötiges Opfer.«
    »Vielleicht habe ich mich schon

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