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Geliebter Schuft

Geliebter Schuft

Titel: Geliebter Schuft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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Musiklehrer angestellt werden? Ich glaube, einige der besseren Privatschulen bieten ihren Lehrern sogar Wohnmöglichkeiten.«
    »Ich könnte es ihm vorschlagen, wenn ich Kontakt mit ihm hätte«, sagte Amelia, deren Stimme erneut ihre Lebhaftigkeit verlor. »Ich schrieb ihm mehrmals, wenngleich ich ihm die Situation nicht näher erläutern konnte. Ich konnte es nicht riskieren, da Lady Graham vermutlich mein Löschpapier im Spiegel liest.«
    »Ich bezweifle sehr, dass sie so raffiniert ist«, sagte Constance.
    Ein spöttisches und anerkennendes Lächeln huschte über Amelias Lippen, doch sogleich wurde ihre Miene wieder angespannt. »Ich habe kein Wort mehr von Henry gehört.
    Er antwortete auf keinen meiner Briefe, obwohl er sie bekommen haben muss. Auf die Post ist unbedingt Verlass. Ich kann nur annehmen, dass er nichts mehr von mir wissen will.«
    »Es könnte andere Erklärungen geben«, sagte Chastity. »Womöglich hat sich seine Adresse geändert.«
    »Wäre das der Fall, hätte er mir doch schreiben und seine neue Adresse mitteilen können.«
    »Das stimmt allerdings.« Constance trommelte mit den Fingern auf die Tischplatte. »Ich schlage vor, wir gehen der Sache nach.«
    »Wie denn?«
    »Wir suchen ihn auf.«
    »Aber ich könnte niemals einen freien Tag bekommen.«
    »Sie nicht, Amelia, sondern wir.«
    »Ja, wir gehen auf Erkundung«, sagte Prudence. »Wir brauchen ihm ja nichts Genaues zu sagen. Erst muss man eruieren, wie die Situation aussieht.«
    »Das wäre jedenfalls ein Anfang.« Chastity berührte wieder Amelias Hand. »Machen Sie sich keine Sorgen. Wir haben genügend Zeit, um die Sache aufzuklären. Wann soll das Baby kommen?«
    »Ach, erst in sieben Monaten.« Amelia lächelte, sichtlich bemüht, Chastitys Optimismus zu teilen.
    »Dann wird man Ihnen noch zwei oder drei Monate nichts ansehen«, stellte Prudence fest. »Länger noch, wenn Sie ihre Kleider lockerer tragen. Ihr Zustand kann noch eine ganze Weile unentdeckt bleiben.«
    Amelia nickte. »Aber ich muss Vorsorgen. Bis zur letzten Minute kann ich nicht warten.«
    »Nein, das wird auch nicht der Fall sein«, sagte Constance mit Entschiedenheit. »Wir fangen mit Henry an, und falls dies eine Sackgasse sein sollte, werden wir eine andere Lösung finden.«
    Amelia warf einen Blick auf die Uhr an der Wand und stieß einen kleinen erschrockenen Schrei aus. »Fast halb sechs ... ich muss zurück. Wenn Pammy um sechs mit ihrer Mutter nach Hause kommt, muss ich zur Stelle sein.« Sie kramte in ihrer Handtasche. »Was bin ich Ihnen für die Beratung schuldig?«
    »Nichts«, ertönte es einstimmig von den Schwestern.
    »Und Sie werden uns niemals etwas schuldig sein«, erklärte Chastity ohne Rücksicht auf einen kleinen Stoß von Prudence.
    »Aber ich muss Ihnen etwas geben. Sie bieten ja Ihre Dienste an. So steht es hier.« Amelia tippte auf die Zeitung.
    »Das geht in Ordnung«, sagte Constance mit kühner Übertreibung. »Wir haben auch schon zahlende Kunden in Aussicht. Die können sich einen kleinen Aufpreis leisten.«
    Amelia konnte ein mattes Lächeln nicht unterdrücken und legte einen Shilling auf den Tisch. »Dann lassen Sie mich wenigstens meinen Tee zahlen.«
    »Wenn Sie unbedingt wollen.« Prudence legte ihren Anteil neben jenen Amelias auf den Tisch. Die kühne Großzügigkeit ihrer Schwestern war ja gut und schön, doch blieb ein Shilling ein Shilling.
    »Wie ich sehe, sind Sie Mitglied der WSPU.« Amelia deutete auf das Abzeichen, das Constance am Jackenaufschlag trug.
    »Ja, aber ich halte es geheim.« Constance nahm die Anstecknadel ab. »Unserer Zeitung zuliebe. Ich schreibe viele politische Artikel, in denen ich für das Frauenstimmrecht eintrete. Man soll aber nicht wissen, dass ich etwas mit dem Blatt zu tun habe. Heute steckte ich die Nadel nur Ihretwegen an, um Sie zu beruhigen, da ich annehme, dass Sie mit unserer Bewegung sympathisieren.«
    »Sie haben mich beruhigt«, erklärte Amelia und stand auf. »Auch ich muss meine Mitgliedschaft geheim halten und kann die Versammlungen nur selten besuchen.«
    »Das wird sich ändern«, »teilte Constance fest. »Sehr bald sogar.«
    »Ja, Con bearbeitet einen Parlamentsabgeordneten«, äußerte Chastity spitzbübisch. »Wir haben große Hoffnung, dass der Sehr Ehrenwerte ...« Sie verstummte verwirrt, als Prudence ihr fest auf den Fuß trat und sie merkte, was sie beinahe verraten hätte.
    Zum Glück hatte Amelia es schon so eilig, dass sie nicht mehr darauf achtete. Sie kritzelte

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