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Geliebter Schuft

Geliebter Schuft

Titel: Geliebter Schuft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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Cremeschnittchen von der Platte und leckte nachdenklich einen Tupfer Himbeergelee von ihrem Finger.
    »Nicht ganz ... er ...« Amelia zuckte hilflos mit den Schultern. »Er geht zur Arbeit und tut, was sein Vater verlangt, obwohl er dabei seelisch zugrunde geht. Sein Vater behauptete, er würde sich Henrys Neigungen nicht mehr widersetzen, wenn er vom Musikunterricht seinen Unterhalt bestreiten könnte ... obwohl Mr. Franklin genau weiß, dass Henry als Musiker ohne seine Hilfe nicht existieren kann. Als Gegenleistung muss er nun tun, was sein Vater verlangt.«
    Constance war der Meinung, dass es diesem Henry Franklin an Charakterstärke und Rückgrat mangelte, doch hielt sie den Mund, da sie ahnte, dass dies erst der Anfang von Amelia Westcotts Problem war.
    »Ich habe den Eindruck, dass zwischen Ihnen und Henry während Ihres Aufenthalts in Kent ein gewisses Einverständnis wuchs«, sagte Chastity zart fühlend und brach ein Stück feinen Blätterteig von ihrer Schnitte ab.
    Amelia riss den Blick vom Tischtuch los. »Ja«, sagte sie rundheraus, »und zwar mehr als nur Verständnis.« Sie begegnete den Blicken der drei Frauen, ohne mit der Wimper zu zucken. »Als Folge davon befinde ich mich nun in einer heiklen Situation.«
    »Ach«, sagte Prudence, »das ist aber sehr peinlich.«
    »Ein Ehemann ist die einzige Lösung«, fuhr Amelia fort. »Sobald Lady Graham meinen Zustand erkennt, wird sie mich ohne Zeugnis hinauswerfen, und ich werde nie wieder eine andere Stelle finden. Eine gefallene Frau würde in keinem anständigen Haus angestellt werden.« Die drei Frauen nickten. »Oder?«
    »Nein«, gab Constance ihr Recht. »Sie wären für immer mit einem Makel behaftet.«
    »Und Sie hätten außerdem für ein Kind zu sorgen«, sagte Chastity stirnrunzelnd. »Auch wenn Sie es in Pflege geben würden ...«
    »Was ich nicht tun würde.«
    »Nein, natürlich nicht«, beeilte Chastity sich zu sagen. »Es war nicht als Vorschlag einer Möglichkeit gemeint.«
    »Deshalb brauche ich einen nachsichtigen Ehemann«, erklärte Amelia. »Ich hatte gehofft, Sie hätten einen in Ihrer Kartei. Einen Witwer vielleicht ... jemanden, der gewillt wäre, mir den Schutz seines Namens für alles andere zu gewähren, Kindererziehung, Haushalt ... was eben nötig ist.«
    »Damit würden Sie ein Dienstverhältnis gegen ein anderes eintauschen«, sagte Constance.
    »Was bleibt mir denn anderes übrig?« Amelia legte die geöffneten Hände auf das Tischtuch. »Ich bin keine wohlhabende, unabhängige Frau.« Ihr verbitterter Ton machte den Unterschied zwischen sich und ihren Gesprächspartnerinnen nur allzu deutlich.
    »Sonderbar, wir sind das auch nicht«, sagte Prudence. »Wir, kämpfen darum, unseren Vater vor dem Schuldgefängnis zu bewahren und uns davor, auf der Straße zu landen.«
    »Daher unser Wagnis mit The Mayfair Lady und dem Vermittlungsservice«, sagte Chastity.
    Amelia schwieg kurz, dann erwiderte sie tonlos: »Aber keine von Ihnen ist schwanger.«
    »Das stimmt allerdings«, pflichtete Constance ihr bei. »Wir wollen uns Ihre Optionen ansehen. Und nehmen Sie sich davon, ehe Chas alle aufisst.« Sie bot Amelia die Platte mit den Kuchenstücken an.
    »Ich habe neuerdings eine wahre Leidenschaft für Süßigkeiten«, gestand Amelia und nahm eine der Cremeschnitten. »Zum Glück versorgt man Pammy mit diesen Dingen sehr großzügig.« Sie biss herzhaft ab, wobei sie spürte, dass sie sich viel besser, fast sorglos fühlte. Die drei Frauen hatten es irgendwie fertig gebracht, ihrer Situation die Hoffnungslosigkeit zu nehmen. Sie hatte keine Ahnung, wie das möglich war, da sie ihr die erhoffte Rettung offenbar nicht bieten konnten.
    »Mir scheint, Henry wäre der beste Kandidat«, schlug Chastity ein wenig zögernd vor. Die Lösung lag so offenkundig auf der Hand, dass sie vermutete, es müsste noch ein Problem geben, das Amelia ihnen verschwiegen hatte.
    »Falls er nicht schon verheiratet ist?«, wagte Prudence einen Vorstoß.
    Amelia schüttelte den Kopf und wischte Teigkrümel aus ihren Mundwinkeln. »Nein, das ist er nicht. Ohne väterliche Erlaubnis kann er sich eine Ehe gar nicht leisten, und Richter Franklin würde nie seine Einwilligung zu einer Heirat mit einer armen Gouvernante geben. Obwohl meine Familie mindestens so gut ist wie die Franklins«, fügte sie hitzig hinzu.
    »Was aber, wenn Henry sein Geld unabhängig von seinem Vater verdienen würde«, überlegte Constance laut. »Könnte er nicht an einer Schule als

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