Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geliebter Schuft

Geliebter Schuft

Titel: Geliebter Schuft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
Vom Netzwerk:
käme.
    Constance begrüßte ihn mit einem Winken und kam mit ausgestreckter Hand auf ihn zu. »Ach, Max, da sind Sie ja - überpünktlich.«
    Er ergriff ihre Hand und gab ihr einen leichten Kuss auf die Wange wie bei alten Freunden, ehe er Chastity und Prudence begrüßte.
    »Wo ist Ihr Gepäck, Mr. Ensor ... ach, lächerlich. Wenn Con Sie Max nennt, können wir nicht so förmlich bleiben. Von nun an also Max. Wo ist Ihr Gepäck, Max?«, fragte Chastity unter der wippenden Krempe eines aparten Hutes mit Tülldrapierung hervor. Max konnte nicht ahnen, dass der Hut bereits seine vierte Wiedergeburt erlebt hatte.
    »Marcel hat es schon auf den Bahnsteig gebracht. Ich hoffe, es geht in Ordnung, dass mein Diener mich begleitet. Falls es ein Platzproblem geben sollte, kann ich auch sehr gut ohne ihn auskommen.«
    »Nein, nein, das geht ganz in Ordnung. David Lucan kommt nie ohne seinen Kammerdiener, der ihn im Auftrag seiner Mutter bespitzelt. Der arme David kann keinen Schritt ohne ihn machen«, sagte Chastity mit liebreizendem Lächeln.
    »Bahnsteig zwölf, Madam«, informierte einer der Träger sie laut und nahm die Taschen in die andere Hand. »Der Zug müsste schon eingefahren sein.«
    »Ach ja, natürlich. Gehen wir.« Constance folgte den Trägern mit weit ausholenden Schritten durch die Halle, und Max hielt mit ihr mit.
    »Ihr Vater kommt nicht?«
    »Oh ja ... nein ... es ist sehr kompliziert«, sagte sie. »Sie sollen es erfahren, wenn wir uns im Zug eingerichtet haben. Und Sie werden zu Recht ungehalten sein.«
    Er sah sie misstrauisch an, sagte aber nichts, bis sie zu viert in einem Waggon erster Klasse saßen, ihr Gepäck sicher verstaut war, die Träger ihr Trinkgeld bekommen hatten und Marcel auf seinem Platz in der dritten Klasse saß.
    »Eigentlich ist der Earl of Barclay schuld«, erklärte Chastity, die ihre Hutnadeln herauszog und aufstand, um den Hut ins Gepäcknetz zu legen. »Er ist Vaters alter Freund und besitzt seit kurzem ein Automobil. Natürlich musste er Vater anbieten, ihn nach Romsey zu fahren.«
    »Und natürlich musste Vater annehmen«, ergänzte Constance. »Damit bin ich in eine peinliche Lage geraten, Max. Sie hatten so viel Verständnis für unser kleines Problem gezeigt - völlig umsonst.«
    »Ach, ganz im Gegenteil«, sagte er mit einer galanten Verbeugung. »Jetzt genieße ich die Gesellschaft aller drei Duncan-Schwestern.«
    »Anstatt nur meine«, ergänzte Constance mit einem gespielten Seufzen. »Sicher hätte ich nur eine höchst unzulängliche Begleiterin abgegeben.«
    Sie machte sich über das glatte Kompliment lustig, so wie sie ihn beim Dinner am Vorabend der Unaufrichtigkeit geziehen hatte. Es ärgerte ihn, dass sie förmliche Höflichkeit so vehement abwehrte, auch wenn es sich nur um ein belangloses Kompliment handelte.
    »Ja«, pflichtete er ihr bei. »Wer ein Kompliment nicht anmutig zu akzeptieren versteht, kann keine angenehme Gesellschaft sein.«
    Constances Augen wurden groß. Sie hatte keinen Gegenzug erwartet, vor allem aber war sie noch nie eines Mangels an Anmut bezichtigt worden. Einen Moment war sie sprachlos.
    Dann neigte sie zustimmend den Kopf und ließ ein halbes Lächeln sehen, das einen Anflug von Reue und Entschuldigung erkennen ließ. Ihre Mutter hatte sie oft vor den Gefahren eines allzu geschliffenen Mundwerks gewarnt, das beißende Antworten geradezu provozierte. Und sie dachte auch daran, dass Douglas sie auf seine ruhige Art lächelnd gerügt hatte, wenn sie sich eine witzige und spitze Bemerkung nicht verkneifen konnte. Er hatte ihr geraten, es nicht zur Gewohnheit werden zu lassen, ihren Witz auf Kosten anderer zu zeigen. Keine liebenswerte Eigenschaft, hatte er einmal gesagt. Sie vermeinte, seine Stimme zu hören, sanft, ernst und vorwurfsvoll, und plötzlich biss sie sich auf die Lippen und richtete ihren Blick aus dem Fenster auf die vorübergleitende Landschaft, bis der Kloß in ihrer Kehle sich aufgelöst hatte. Vielleicht wäre sie ein viel netterer Mensch, wenn Douglas noch am Leben wäre. Doch er war tot. Deshalb musste sie auf sich und ihre Zunge besser achten, vor allem bei Max Ensor. Ihr Respekt vor ihm als Gegner wuchs.
    Max stand auf, um das Fenster zu öffnen. Er blickte den Bahnsteig entlang. »Erwarten Sie für diesen Zug noch andere Gäste?«
    Prudence war es, die antwortete. »Hoffentlich nicht. Meist nehmen wir den früheren, damit wir vor den Gästen ankommen. Die anderen nehmen den Zug um zwei Uhr und kommen rechtzeitig z um

Weitere Kostenlose Bücher