Geliebter Schuft
war sie es, die das Hindernis einer Prüfung unterzog. »Hm, ich werde den Rock ziemlich hoch heben müssen.«
»Ich mache die Augen zu«, erbot er sich.
»Sehr galant, aber unnötig. Ich werde meine Unaussprechlichen schon nicht zeigen.« Damit hob sie die Röcke über die Knie und sprang behände, wenn auch wenig elegant über den Zauntritt und lieferte Max sämtliche Beweise, die seine Vermutung bezüglich Länge und Form ihrer Beine bestätigten.
»So.« Sie schüttelte ihren Rock aus und bedachte Max mit einem so koketten Lächeln, dass es ihm den Atem raubte. »Jetzt sind Sie dran. Achtung auf den Nagel in der obersten Latte. Genau an der Stelle, wo Sie Ihr Bein hinüberschwingen müssen.« Sie deutete hilfreich auf den rostigen Nagel. »Er könnte Sie an der unangenehmsten Stelle erwischen.«
Max zupfte an seinem rechten Ohrläppchen. Von Kindesbeinen an eine automatische Geste, die verriet, dass er um Worte verlegen oder durch eine Situation verwirrt war. Im Moment traf beides zu. Entweder zog diese Frau ihn schamlos auf, oder sie hatte eine ebenso schamlose Einladung ausgesprochen . Er sah sich nun zwei Fragen gegenüber: Was traf zu? Und was sollte er in jedem der beiden Fälle tun?
Constance legte den Kopf schräg und beobachtete ihn. »Falls Sie Angst um Ihre Kleider haben, klettere ich zurück, und wir nehmen den Weg.«
Er gab keine Antwort, sondern trat auf den Zauntritt, schwang sein Bein über die oberste Latte und sprang neben sie auf das Kleefeld. Sie nickte beifällig und ging los, ihm voraus.
Max, der einen Entschluss gefasst hatte, ließ die Frage endgültig unbeantwortet. »Einen Moment«, sagte er und griff nach ihrem Arm, drehte sie um und zog sie eng an sich. Ihr erstaunter Blick war ihm eine Genugtuung. »Ich weiß einen Wink mit dem Zaunpfahl zu deuten.« Er nahm ihr Gesicht zwischen beide Hände.
Es war ein harter Kuss, der nichts Tastendes an sich hatte, und Constance ließ ihn nach einer Schrecksekunde zu. Ihr Kopf sank zurück, und sie öffnete den Mund unter dem beharrlichen Druck seiner Lippen und seiner Zunge. Er legte eine Hand hinter ihren Kopf und hielt sie fest, um sie leichter in Besitz nehmen zu können. Er drang tief in die Wärme ihres Mundes ein, erkundete ihre Wangen, den Gaumen, die ebenmäßige Reihe ihrer Zähne. Ihre Zungen fanden sich in tänzelndem Wettstreit, bis Constance völlig atemlos war, da ihr Kopf so fest gehalten wurde, dass sie ihn nicht bewegen konnte, auch wenn sie es gewollt hätte.
Sie spürte, wie sein Körper an ihr hart wurde, spürte das beharrliche Drängen seines Penis an ihrem Bauch. Ihre innere Spannung ging in ein Drängen über, in das Verlangen, sich zu öffnen. Ihr kam der Gedanke, dass sie das Spiel so nicht geplant hatte, dennoch umfasste sie seine Hinterbacken und drückte die Finger tief in die harten Muskeln. Sie hielt ihn so fest, dass er ihre Hüftknochen unter dem feinen Stoff ihres Rockes fühlen konnte.
Plötzlich löste er die Hand von ihr und hob den Kopf. Er trat zurück und atmete tief durch. Sie sah die Wölbung in seiner Hose und konnte sich denken, wie ihm zumute sein musste. Sie selbst war durch die plötzliche Trennung und den unvermittelten Entzug momentan der Orientierung beraubt, so dass sie nur dastehen und rasch und flach durch den Mund atmen konnte.
Schließlich machte sie den Mund zu, hob die Hände an ihr Gesicht und fühlte dessen Hitze. Sie berührte ihre Lippen, die zu doppelter Größe aufgedunsen schienen. »Ja«, sagte sie, »das könnte man sagen.«
»Was denn?«
»Dass Sie einen Wink mit dem Zaunpfahl verstehen.« Wieder glitt ihr Blick nach unten. Er war noch immer hart.
Er folgte ihrem Blick und seufzte. »Eine unvermeidliche Folge.«
»Ja, das ist mir klar. Falls es Ihnen ein Trost ist... ich fühle mich auch nicht sonderlich wohl.«
»Man sollte nichts anfangen, das zu Ende zu führen man nicht bereit ist«, sagte Max trocken. »Sie waren jedoch äußerst provokativ.«
Und sie hatte Recht gehabt, die Oberhand zu behalten, dachte Constance. Schade, dass sie in ihrer Selbstsicherheit eine solche Reaktion auf die Provokation nicht vorausgesehen hatte. Sie fragte sich, ob Prue nicht am Ende Recht behalten würde und sie sich doch zu viel zugemutet hatte. Verführung war ein gefährliches Spiel, wenn es einem entglitt, und in dieser Runde hatte sie eindeutig die Initiative abgegeben.
Max, der nichts von ihren Überlegungen ahnte, interessierte sich mehr für die Weideflächen um sie herum.
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