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Geliebter Schuft

Geliebter Schuft

Titel: Geliebter Schuft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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»Zumindest scheinen wir den Kühen ein amüsantes Schauspiel geboten zu haben.«
    Constance sah nun erst, dass sie von einem Kreis interessierter Rinder u m geben waren, die sie friedlich wiederkäuend aus seelenvollen braunen Augen anblickten. Sie trat ein paar Schritte vor, stampfte mit dem Fuß auf und klatschte in die Hände. Die Tiere ignorierten sie.
    »Eigentlich mag ich Kühe nicht besonders«, vertraute Max ihr an und betrachtete ihr Publikum zweifelnd. »Ich bin leider kein Junge vom Land.«
    »Die tun uns nichts. Wir gehen einfach zwischen ihnen hindurch.« Constance ging entschlossen los, noch immer in die Hände klatschend. Zu Max' Erleichterung drehten die Tiere sich um, als wäre der Vorhang nach einer Theatervorstellung gefallen.
    Sie setzten den Weg in nachdenklicher Stille fort. Unbehaglich versuchte Constance, sich darüber klar zu werden, was eben geschehen war. Es war eindeutig der Auftakt eines Spieles, das sie begonnen hatte, von dem sie aber nicht mehr sicher war, ob sie es fortsetzen wollte, da es ein großer Unterschied war, ob man selbst die Spielzüge bestimmte oder die Führung dem Gegner überlassen musste. Vielleicht war die Verführungstaktik doch nicht der richtige Weg, Max für ihre Sache zu gewinnen. Er hatte sich als dominierender Mann gezeigt - nicht unbedingt tyrannisch, aber beherrschend. Sie hatte geglaubt, ihn lenken und für ihre Zwecke manipulieren zu können, und hatte nicht mit ihren eigenen Reaktionen gerechnet. Sein Kuss hatte sie aus ihrer Selbstgefälligkeit gerissen. Alles war so rasch passiert, dass es sie überrumpelt hatte, doch sie konnte trotz aller Ausflüchte nicht leugnen, dass er sie bis in die Grundfesten erschüttert hatte. Sie hatte viele Männer mit unterschiedlicher Begeisterung geküsst, aber nur Douglas hatte ihre tiefsten Empfindungen geweckt. Die letzten Minuten hatten etwas in ihrem Inneren geöffnet, das sie fast vergessen hatte. Einen sehr gefährlichen Hunger. Aber war es eine Gefahr, die man meiden oder suchen sollte?
    Max ging knapp vor ihr und fuhr mit einem Stock, den er sich von der Hecke abgerissen hatte, über das wuchernde Gesträuch. Diese immer wiederholte Bewegung beruhigte den Aufruhr in seinem Kopf. Er war erschrocken über die Leichtigkeit, mit der Constance seinen Kuss erwidert hatte. War es ihre Gewohnheit, beiläufigen sexuellen Begegnungen zu erliegen? Im Allgemeinen wich er solchen Begegnungen aus, doch er war zutiefst verwirrt von der Gewalt seines eigenen, plötzlich enthüllten Verlangens nach der Frau, die hinter ihm über das Feld ging. Mit so etwas hatte er überhaupt nicht gerechnet. Er hatte genau gewusst oder zu wissen geglaubt, wohin diese Jagd führen sollte. Er wollte von dieser aufregenden Frau nur Einblicke in die Arbeit der WSPU gewinnen.
    Und dann hatte sie ihn provoziert, und er hatte ihr eine kleine Lektion erteilen wollen, indem er ihr mehr gab, als sie eigentlich wollte. Stattdessen aber war alles umgekehrt gekommen. Das hatte er nun von seiner ausgeklügelten Strategie.
    Romsey Manor, im Kern ein weiß getünchtes Fachwerkhaus aus der Tudor-Zeit, das nachfolgende Generationen von Duncans durch Anbauten erweitert hatten, präsentierte sich als bezaubernd und anheimelnd wirkender, architektonischer Stilmix. Sie näherten sich dem Haus vom Fluss her, der die sanft ansteigende, zu einer langen Terrasse an der Seitenfront führende Rasenfläche begrenzte.
    Prudence und Chastity standen an der niedrigen Terrassenbrüstung, als Max und Constance auf das Haus zuliefen. »Wir dachten uns, dass ihr den Weg über die Weiden nehmen würdet«, rief Chastity ihnen entgegen.
    »Es ist eine Abkürzung«, erwiderte Constance, die inständig hoffte, alle Zeichen der lustvollen Umarmung wären inzwischen verschwunden. »Ich will Max sein Zimmer zeigen.«
    »Jenkins kümmert sich um den Tee, und George ist wieder zur Bahn gefahren. William begleitet ihn zusätzlich mit dem Gig, so dass eine Fuhre genügt.«
    »Ist Vater schon da?«
    »Noch nicht.«
    »Wir wollen hoffen, dass sie nicht in einem Straßengraben gelandet sind«, sagte Prudence. »Ich traue Lord Barclay nicht über den Weg. Um diese Tageszeit ist er vermutlich schon so sehr mit Brandy imprägniert, dass er nicht mehr aus den Augen schauen kann.«
    Constance verzog das Gesicht. »In diesem Fall wird Vater am Steuer sitzen, und das wird unserer Sache wenig förderlich sein. Ihr wisst ja, wie er ist, wenn ihn der Hafer sticht.« Sie zuckte mit den Schultern. »Kommen

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