Geliebter Schuft
dachte sie, als sie ging und die beiden verlegen nebeneinander auf dem Sofa sitzend, allein ließ. Augenblicke später sah sie mit Befriedigung, dass sie wenigstens miteinander ins Gespräch gekommen waren.
»Siehst du«, sagte sie zu Prudence, »Con hatte die richtige Idee. Wir suchen uns unsere Klienten selbst.«
»Und wie wollen wir ihnen zu verstehen geben, dass sie unwissentlich verkuppelt wurden und die Vermittler von ihnen ein Honorar erwarten?«, wollte Prudence wissen.
»Eine heikle Sache«, gab Chastity ihr Recht. »Aber jetzt ist keine Zeit, das zu besprechen. Tante Edith ist der Meinung, dass wir unseren Pflichten als Gastgeberinnen nicht nachkommen." Immer wenn sie sieht, dass wir miteinander sprechen, winkt sie uns zu.«
»Wir wollen abends alles bereden. Aber was ist mit Con los?« Sie blickte zur ihrer älteren Schwester, die an einem zweiten Bridgetisch spielte. Ihr Partner war Max Ensor.
Chastity folgte ihrem Blick. »Ich weiß nicht, aber da ist etwas im Gange. Sogar von hier aus ist es spürbar. Eine gewisse Spannung, die von den beiden ausgeht.«
Prudence nickte. »Ich habe noch nie erlebt, dass Con bei einem Mann ihre Gelassenheit verlor ... zumindest nicht seit Douglas' Tod. Ich möchte wissen, ob sie es weiß.«
»Vielleicht ist das gar nicht der Fall«, sagte Chastity. »Immer war sie es, die alles im Griff hatte, und wir wissen ja, dass sie mit Max ihr eigenes Spiel spielt.«
»Irgendwie glaube ich nicht, dass sie im Moment etwas anderes als Bridge spielt«, erwiderte Prudence.
»Nein«, pflichtete Chastity ihr nachdenklich bei. »Glaubst du, sie hat inzwischen vergessen, wie sehr er ihr anfangs auf die Nerven ging? Er kann sich nicht über Nacht geändert haben. Ein Mensch gibt doch nicht so einfach seine Meinung auf.«
»Vielleicht gab er sie nicht auf und spielte sie nur herunter, weil er weiß, dass er Constance andernfalls damit ärgern würde, und dies vermeiden möchte ... zumindest, bis er von ihr bekommen hat, was er möchte«, setzte sie schmunzelnd hinzu.
Sie erwartete, dass ihre Schwester lachen würde, doch Chastitys Miene blieb ernst. »Falls er bei Con einen Hintergedanken verfolgt, hoffe ich nur, dass es einer ist, der ihr nicht wehtut.«
»Ach Gott«, seufzte Prudence, »was sollen wir nur tun?«
»Ich glaube nicht, dass wir etwas tun können. Du weißt ja, wie Con ist. Von einem einmal gefassten Entschluss lässt sie sich nicht abbringen.«
»Was hältst du von Max Ensor? Gefällt er dir?«
Chastity zuckte mit den Schultern. »Ich weiß nicht. Manchmal schon. Aber sehr oft habe ich das Gefühl, er ist ein wenig zu glatt, um echt zu sein. Aber ehrgeizig ist er, das steht fest.«
»Hm«, murmelte Prudence. Irgendwie traf dies auch auf Constance zu.
Hewlett-Packard
9. Kapitel
Constance hätten die Beobachtungen ihrer Schwestern nicht weiter erstaunt, denn sie kannte sie fast so gut, wie sie sich selbst kannte. Mit dem Fortschreiten des Abends hatte sie sich zur Konzentration auf die Karten zwingen müssen. Ein-oder zweimal war sie Gefahr gelaufen, das Ass ihres Partners zu ziehen und die Kontrolle zu verlieren. Immer wieder glitt ihr Blick zu den Händen ihres Gegenübers, die ständig in Bewegung waren, während er mischte, sein Blatt steckte, seine Karten spielte. Sie hatte seine Hände zwar bewundert, doch ihr war zuvor nicht aufgefallen, wie stark und biegsam seine Finger waren ... und im nächsten Moment ertappte sie sich bei dem Gedanken, wie es wäre, diese Hände auf ihrem Körper zu spüren, das Spiel seiner Finger auf ihrer Haut.
Es lief nicht nach Plan. Gänsehaut prickelte auf ihren bloßen Armen, und sie hatte ein mulmiges Gefühl im Magen. Kälte und Hitze wechselten in rascher Folge, so dass sie ihren vielfarbigen Schal aus indischer Seide enger um die Schultern zog und sich im nächsten Moment heftig Kühlung zufächelte. Sie konnte nur hoffen, dass den anderen Spieler entging, wie ihr zumute war. Max Ensor schien es zu spüren. Obwohl er unverändert konzentriert spielte, hob er ein-oder zweimal den Blick von den Karten und sah sie über den Tisch hinweg an. Es war ein Blick, aus dem jenes spekulative Verlangen sprach, das ihr schon im Zug aufgefallen war und sie zu dem kleinen Zwischenspiel am Zaun ermutigt hatte.
Sie fochten hier einen Kampf aus, kämpften um die Kontrolle über das, was als Nächstes geschehen würde - was immer dies sein mochte. Sinnliche Erwartung erfasste sie und brachte ihr Blut in Wallung. Sie wollte seinen
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