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Geliebter Schuft

Geliebter Schuft

Titel: Geliebter Schuft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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meine Objektivität sich wieder melden, falls sie mir vorübergehend abhanden kam.«
    Prudence zog eine Braue hoch, enthielt sich aber einer Bemerkung.

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    11. Kapitel
    Als Max am frühen Dienstagmorgen die Stufen des Hauses am Manchester Square hinauflief, wurde die Tür geöffnet, ehe er sie erreicht hatte. Die drei Schwestern traten in Straßenkleidung aus dem Haus.
    »Wir kommen erst spät nachmittags zurück, Jenkins«, sagte Constance über die Schulter und zog ihre Handschuhe an. »Ach ... Max. Was führt Sie hierher?«
    Alles andere als ein herzlicher Empfang, dachte er. »Man möchte meinen, das wäre offensichtlich«, sagte er mit einem ironischen Lächeln. »Ich komme, um Sie zu besuchen. Was machen Sie so früh außer Haus? Es ist ja noch nicht mal neun.«
    »Leider müssen wir fort.«
    »Etwas Besonderes?«
    »Eine Zugfahrt«, sagte Chastity.
    »Ja, ein Frühzug. Wir müssen uns beeilen, wenn wir ihn nicht verpassen wollen«, sagte Constance. »Es tut mir sehr Leid, Max. Können Sie nicht ein andermal kommen?«
    »Wohin wollen Sie per Zug?«, erkundigte er sich, neugierig und von ihrer beiläufigen Art ein wenig aus der Fassung gebracht. Am Vortag hatten sie sich nach der Rückkehr aus Romsey am Bahnhof getrennt. Der Abschied war in aller Öffentlichkeit notgedrungen sehr zurückhaltend ausgefallen, doch er hatte erwartet, dass sie ihm bei nächster Gelegenheit mit besonderer Herzlichkeit begegnen würde. Nach einem heftigen Kampf gegen sein Verlangen, zum frühestmöglichen Zeitpunkt zum Manchester Square zu eilen, war er seinem unwiderstehlichen Impuls dann doch erlegen. Und jetzt bedauerte er, dass er ihm nachgegeben hatte.
    »Ach, wir müssen auf dem Land etwas erledigen«, sagte sie mit einer vagen Handbewegung und schritt die ersten Stufen hinunter. »Aber Sie könnten ja morgen kommen. Vormittags sind wir nicht da, aber nachmittags haben wir unseren Jour.«
    »Leider findet um diese Zeit im Unterhaus die Fragestunde des Premiers statt, die ich nicht verpassen darf«, entgegnete er ein wenig steif. »Ich hatte gehofft, Sie heute zum Lunch einladen zu können. Da ich annahm, Sie würden noch nicht auf den Beinen und empfangsbereit sein, wollte ich die Einladung bei Jenkins hinterlassen.«
    »Es tut mir sehr Leid.« Constance eilte bereits den Bürgersteig entlang. »Das wäre wundervoll gewesen, aber wir haben jetzt diesen wichtigen Termin. Prudence, kannst du die Droschke heranwinken, die eben um die Ecke biegt?«
    »Na, dann möchte ich Sie nicht aufhalten.« Er verbeugte sich und wartete, bis das Trio eingestiegen waren. Constance winkte ihm noch zu, als die Droschke losfuhr, doch er erkannte an ihrem Blick, in dem weder eine Spur Vertrautheit oder gar Bedauern über die abrupte Abfahrt lag, dass sie in Gedanken schon woanders war.
    Er runzelte die Stirn. Viel zu erfahren, um sich von der scheinbaren Gleichgültigkeit einer Frau aus der Fassung bringen zu lassen, fühlte er sich keineswegs in seinem Stolz verletzt. Dieses Wechselbad der Gefühle, ein alter weiblicher Trick, mit dessen Hilfe die Frauen glaubten, das Verlangen eines Mannes anzuheizen, hatte er schon als Jüngling zu ignorieren gelernt. Aber sonderbar war es schon. Constance war wirklich die Allerletzte, von der er erwartet hätte, sie würde sich läppischer Mätzchen dieser Art bedienen.
    Constance lehnte sich in die Ecke des Wageninneren und griff nach den ledernen Halteschlaufen, als die Droschke nach Marble Arch einbog. »Huch, das war aber ziemlich peinlich.«
    »Du warst recht brüsk«, bemerkte Prudence.
    »Weil ich an unser Vorhaben dachte«, sagte Constance. »Immerhin planen wir mit Einverständnis der Gouvernante seiner Schwester, sie aus Letitias Tyrannei zu befreien. Ich war wirklich in Verlegenheit, was ich zu ihm sagen sollte.«
    »Du hättest ihn für heute zum Dinner einladen können, oder sogar vorschlagen, er soll dich ausführen«, wandte Chastity ein. »Er schien gekränkt zu sein«, fügte sie mitleidig hinzu.
    »Ja, das scheint mir auch so.« Constance sah unverwandt aus dem Fenster auf die Straße. Chastitys Empfindsamkeit zeitigte ihre übliche läuternde Wirkung. Langsam sagte sie: »Aber in Wahrheit möchte ich nicht, dass alles zu schnell geht. In Romsey ... nun, da war alles anders, aber in London kommt es mir doch recht überstürzt vor.«
    »Du hast allerdings nicht gezögert, in sein Bett zu hüpfen«, bemerkte Prudence in trockenem Ton. »Ein wenig überstürzt finde ich - gelinde

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