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Geliebter Schuft

Geliebter Schuft

Titel: Geliebter Schuft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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aus. »Außer Klavier spielen kann ich nichts.«
    »Sie arbeiten im Büro Ihres Vaters«, wandte Constance ein. »Sie könnten doch auch anderswo Arbeit finden.«
    »Dabei geht meine Seele zugrunde«, erwiderte er mit einem bekümmerten Seufzen.
    »Und was macht Ihrer Meinung nach Amelia durch, wenn sie unverheiratet schwanger wird?«, fragte Constance, die mit ihrer Geduld fast am Ende war.
    Henry, der aussah, als würde er jeden Moment in Tränen ausbrechen, schlug die Hände vors Gesicht.
    »Lieben Sie Amelia?«, fragte Chastity.
    »Von Liebe allein können wir nicht leben!« Erblickte auf, und die Hoffnungslosigkeit in seinem Blick weckte sogar in der ungeduldigen Constance Mitgefühl. Sie warf Prudence einen Blick zu.
    Ihre Schwester nahm ihre Brille ab, um sie sofort wieder aufzusetzen und sie entschlossen mit dem Zeigefinger den Nasenrücken hinaufzuschieben. »Sie müssen Folgendes tun.«
    Henrys blickte sie so seelenvoll, so voller Hoffnung an wie ein Hund, der nicht weiß, ob er gestreichelt oder getreten wird.
    »Ehe Sie etwas anderes tun, müssen Sie sich von Ihrem Vater lösen. Anschließend kommen Sie nach London, wo Sie Amelia in einer Ziviltrauung auf dem zuständigen Standesamt heiraten. Sie werden Arbeit in einem Büro suchen. Dabei werden wir Ihnen helfen - ja, wir werden Sie die ganze Zeit über an der Hand halten. Ist das einmal erreicht, machen Sie mit Amelia einen Besuch bei Ihrem Vater. Sie stellen ihn vor vollendete Tatsachen, und ich möchte wetten, dass die Aussicht auf ein Enkelkind ihn versöhnen wird. Sie werden ihm Ihre Pläne erläutern. Amelia ist eine kluge Frau, kann mit Zahlen umgehen, die Korrespondenz erledigen ... sie verfügt über etliche Fähigkeiten, die man im Büro braucht. Sie wird das Büro an Ihrer Stelle übernehmen, und Sie werden ein Privatinstitut für Klavierunterricht aufbauen. Sollte er sich unversöhnlich zeigen, was nicht der Fall sein wird, kehren Sie einfach zu Ihrer Arbeit in London zurück. Wenn er merkt, dass er Sie nicht erpressen kann, wird er es sich zweimal überlegen, das verspreche ich Ihnen.«
    »Meisterhaft, Prue«, sagte Constance. »Also, was sagen Sie dazu, Henry?«
    Er wirkte völlig gebrochen. Der geballten Kraft dieses weiblichen Trios konnte man ebenso wenig Widerstand entgegensetzen wie einer Lawine. »Aber wie soll ich seine Erlaubnis bekommen, nach London zu gehen? Er gibt mir ja nie frei.«
    »Henry, Sie haben nicht richtig zugehört.« Constance beugte sich über den Tisch. »Prue sagte, dass Sie sich erst von ihm lösen und unabhängig werden müssen. Sie brauchen seine Erlaubnis nicht. Sie gehen einfach und fangen ein neues Leben an. Und wenn Sie es nicht über sich bringen, ihm persönlich entgegenzutreten, schreiben Sie ihm einen Brief. Nehmen Sie den Nachtzug, wenn es Ihnen die Sache erleichtert. Bis Sie eine Bleibe gefunden haben, können Sie ein paar Tage bei uns wohnen. Ich glaube, Amelia könnte ihre Heirat geheim halten und nötigenfalls noch einen Monat bei den Grahams arbeiten. Damit haben Sie etwas mehr Zeit, um sich zu etablieren. Aber zuerst müssen Sie heiraten.«
    Er rieb sich mit den Handwurzeln die Augen. »Aber eine standesamtliche Trauung wird Amelia nicht genügen. Sicher schwebt ihr eine richtige Hochzeit vor.«
    »Amelia will eine Hochzeit... irgendeine ... wenn es nur einen Trauschein und einen Ehering gibt«, erklärte Constance. »So, und wenn Sie ihr in einem Brief schreiben, was Sie vorhaben, werden wir ihn ihr am Donnerstag bei unserem nächsten Treffen übergeben.«
    »Ich habe Papier und Bleistift dabei.« Prudence kramte in ihrer Tasche und förderte ein kleines Notizbuch und einen Bleistift zu Tage. »Hier.«
    Henry nahm beides entgegen. Er blickte auf seine nunmehr erkalteten Sardinen hinab, dann sah er wieder die drei Frauen an, die ihn gelassen betrachteten. Sie stellten eine Kraft dar, die keinen Widerstand duldete, und vielleicht, aber nur vielleicht, waren sie seinem Vater gewachsen. Er verspürte einen kleinen Energieschub. Mit ihnen als Rückendeckung traute er sich allerhand zu. »Wann soll ich nach London kommen?«, fragte er. Als sie ihm zulächelten, empfand er ihre Billigung wie ein warmes Bad.
    »Je eher, desto besser«, sagte Prudence. »Nächstes Wochenende, wenn Sie wollen. Wir erwarten Sie am Sonntag.«
    Nach einem tiefen Atemzug sagte er rasch: »Ja ... meinetwegen. Am Sonntag.«
    »Wir werden uns mit Amelia um die Heiratsbewilligung kümmern, und nächsten Donnerstag, wenn sie ihren

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