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Geliebter Schuft

Geliebter Schuft

Titel: Geliebter Schuft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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abnahm. Ein unnötiges Kleidungsstück an einem bedeckten Tag mit hoher Luftfeuchtigkeit, dachten die Schwestern, als sie lächelnd auf den vierten Stuhl am Tisch deuteten. Aber vielleicht hatte er es mit dem Hals.
    »Die Kellnerin sagt, dass Sie immer Sardinen auf Toast nehmen, deshalb haben wir sie gleich bestellt«, erklärte Chastity mit beruhigendem Lächeln. »Wir entschieden uns für Welsh rarebit.«
    »Das soll ausgezeichnet sein.« Er setzte sich, sein Blick huschte hin und her. »Ich habe nur eine halbe Stunde Zeit. Bitte, sagen Sie, was Sie wollen.« Er nahm die Brille ab und putzte sie mit einem nicht ganz sauberen Taschentuch. Ohne den Schutz der Gläser wirkten seine Augen schwach und wässrig.
    »Wir wollen nichts« sagte Chastity, die sich über den Tisch hinweg zu ihm vorbeugte. »Wir sind an Amelias Stelle hier, da sie nicht selbst kommen konnte.«
    »Das verstehe ich nicht. Sie ... Amelia und ich ... wir kamen überein, uns nicht wiederzusehen. Es ist unmöglich.« Er setzte die Brille wieder auf die Nase. »Mein Vater würde diese Verbindung niemals billigen. Was ist Amelia passiert?«
    »Was eben oft passiert, "wenn zwei Menschen sich lieben«, sagte Constance ruhig. Sie sprach so leise, dass nur ihre unmittelbare Umgebung sie hören konnte.
    Henry sank auf seinem Stuhl zusammen. Krampfhaft die Hände ringend, blickte er sie hilflos an. »Ich ... ich verstehe wohl nicht.«
    »Was verstehen Sie nicht?« Jetzt war Prudence an der Reihe. Sie saß neben ihm und musste sich zur Seite drehen, damit sie ihn ansehen konnte. »Das sind die Tatsachen des Lebens, Henry. Diese Sachen passieren eben. Und wenn sie passieren, müssen Entscheidungen getroffen werden.«
    »Sie können nicht erwarten, dass Amelia diese Last allein trägt.« Chastity legte eine Hand auf seine. »Ich weiß, dass Sie ein zu guter Mensch sind, um dies zuzulassen, Henry.«
    Hinter ihnen erschien die Kellnerin mit einem vollen Tablett, und Constance sagte: »Es ist so nett, Sie wiederzusehen, Mr. Franklin. Da unser Weg nach Dover uns durch Ashford führt, wollten wir die Gelegenheit nutzen und Sie aufsuchen. Spielen Sie noch Klavier?«
    Henry grummelte etwas vor sich hin. Seine ins Graue spielende Blässe war wächsern, Schweißperlen standen auf seiner Stirn. Er starrte auf die Tischplatte, bis die Kellnerin die Teller hingestellt hatte und wieder gegangen war, nachdem sie sich noch einmal umgedreht und ihnen einen forschenden Blick zugeworfen hatte.
    »Warum hat sie es mir nicht geschrieben?«, sagte er und stocherte mit der Gabel in seinen Sardinen herum. »Das begreife ich nicht.«
    »Doch, das hat sie«, erklärte Prudence. »Sie sagte, sie hätte einige Male geschrieben, ohne aber ihren Zustand zu erwähnen. Sie aber hätten nie zurückgeschrieben.«
    »Ich bekam ihre Briefe nicht. Wir waren übereingekommen, uns nicht mehr zu treffen, daher nahm ich an, dass sie sich daran hielte.«
    »Aber was könnte mit den Briefen geschehen sein?«, fragte Constance und stach mit der Gabel in den knusprigen, Blasen werfenden Käse auf dem Brot.
    Henry blickte auf und sagte voller Bitterkeit: »Ehe jemand die Post zu sehen bekommt, sortiert mein Vater die Briefe und verteilt sie dann am Frühstückstisch.«
    »Und er wusste von Ihrer Beziehung zu Amelia?« Constance nahm einen Bissen. Er schmeckte erstaunlich gut, der Käse hatte haargenau die richtige cremige Konsistenz.
    »Er war sehr ungehalten, als er von unseren gemeinsamen Abendspaziergängen erfuhr.« Die Erinnerung jagte ihm Schauer über den Rücken. »Schrecklich, was er über Amelia sagte. Sie wäre eine Frau lockerer Moral und für einen Franklin nicht gut genug ... ach, ganz schreckliche Dinge.«
    »Warum haben Sie ihm nicht die Stirn geboten?«, fragte Prudence und schenkte Tee aus der großen braunen Kanne ein.
    »Das sagt sich so leicht«, erwiderte er unverändert verbittert und schnitt seine Sardinen in winzige Stückchen. »Meinem Vater bietet man nicht die Stirn. Niemand tut es. Er
    drohte mir, er würde mich auf die Straße setzen, sollte ich sie jemals wiedersehen oder mit ihr sprechen. Glauben Sie mir, das war keine leere Drohung.«
    »Und was werden Sie nun tun?« Chastitys Stimme war noch immer leise und mitfühlend.
    Er machte eine hilflose Geste. »Was kann ich denn tun? Er wird mich ohne einen Penny hinauswerfen, und ohne Geld kann ich Frau und Kind nicht versorgen.«
    »Sie könnten es ja verdienen«, wandte Prudence trocken ein.
    »Womit denn?«, rief er gedämpft

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