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Geliebter Schuft

Geliebter Schuft

Titel: Geliebter Schuft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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Frage mit dem Zögern eines Schuljungen, der fürchten muss, sich zum Narren zu machen.
    Chastity war der Meinung, dass er sich für die zusätzlichen fünf Guineen ein paar Informationen verdient hätte. »Sie ist noch keine Fünfunddreißig, und kommt aus guter, wenn auch nicht wohlhabender Familie ... ihr Vater ist Geistlicher. Von angenehmem Äußeren und Benehmen, ist sie von herzlichem und liebevollem Wesen und müsste an der Gesellschaft von Pfarrfrauen und Gutsherrinnen Gefallen finden.«
    »Mir scheint, Sie wissen genau, was ich suche. Ich nehme an, die Dame möchte einen Ehemann?«
    »Ich glaube schon, doch kann die Vermittlung nicht garantieren, wie sie reagieren wird.«
    »Ich verstehe.« Er zog eine Brieftasche aus der Jackentasche, der er fünf Guineen entnahm. »Ich werde den geselligen Nachmittag am Manchester Square Mittwoch um Punkt drei besuchen.«
    »Vielleicht sollten Sie eher gegen halb vier kommen«, empfahl Chastity und stopfte die Banknote in ihre Handtasche. »Die Gäste erscheinen nicht immer pünktlich.«
    »Ach so ... nun gut. Damen lassen sich oft Zeit.« Er strich sich über den adretten, pomadisierten Schnurrbart, seine Augen glänzten.
    »Sicher werden Sie feststellen, dass die Empfehlung Ihren Anforderungen entspricht, M'sieur«, sagte Chastity und reichte ihm ihre Hand. »Ich wünsche einen guten Morgen.«
    Er schüttelte sie energisch. »Guten Morgen, Madam.« Als er nach einer Verbeugung ging, trug er eine stolze Haltung zur Schau.
    Chastity, die den Schleier zurückschlug, fächelte sich aufatmend mit der Hand Kühlung zu.
    »Chas, du warst unglaublich.« Die Ringe klirrten, als Prudence den Vorhang zurückzog.
    »Dein Akzent war wie aus einem französischen Lustspiel«, sagte Constance. »Ich kann mir nicht denken, dass Anonymus ihn nur eine Minute für echt hielt.«
    »Ich glaube nicht, dass es ihn kümmerte«, sagte Chastity. »Nun, jetzt müssen wir dafür sorgen, dass Millicent Hardcastle am Mittwoch bei uns erscheint. Außerdem müssen wir es irgendwie schaffen, ihr eine weiße Rose ins Knopfloch zu stecken. Ich werde nicht anwesend sein. Er darf mich nicht erkennen.«
    »Nein«, pflichtete Prudence ihr bei. »Er könnte Verdacht schöpfen, wenn er mit dir spricht, auch wenn du ohne Schleier und falschen Akzent auftrittst.«
    »Ich mache mich lieber unsichtbar. Aber jetzt brauche ich noch etwas von dem Kuchen.«
    »So viel du möchtest, Schätzchen.« Constance schob den Vorhang beiseite. »Das war eine erstaunliche Vorstellung. Ich kenne keinen Lord Jersey. Gibt es denn einen?«
    Chastity schmunzelte und setzte sich an den Küchentisch. »Meines Wissens nicht. Deshalb wird er Mittwoch nicht kommen. Ich war sehr stolz auf mich. Tatsächlich glaube ich, dass Anonymus zu Millicent passen wird.« Sie biss vom Kuchen ab. »Mrs. Beedle, er ist der Beste, den ich je kostete.«
    Jenkins' Schwester strahlte. »Essen Sie ihn auf, meine Liebe. Essen Sie ihn ruhig auf. Er hält sich nicht. Ich muss mich jetzt um den Laden kümmern. Lassen Sie sich Zeit.« Sie eilte zum Vorhang und sagte dann: »Ach, das vergaß ich ganz. Da wäre noch ein Brief für Sie. Ich steckte ihn hinter die Teedose.« Sie deutete auf das Bord mit der bunten Dose.
    Constance griff nach dem Brief. »Tante Mabel oder die Kontaktvermittlung ... ratet mal.«
    Die Schwestern schüttelten die Köpfe und warteten gespannt. Constance riss den Umschlag auf und entfaltete den Brief, um ihn stumm und mit hingerissener Miene zu lesen.
    »Nun?«, fragte Prudence schließlich.
    »Ein Brief von einer Leserin in Hampstead, die anfragt, ob wir die Versammlungstermine der WSPU veröffentlichen könnten«, sagte Constance langsam. »Sie schreibt, dass es für diejenigen wichtig wäre, die nicht regelmäßig teilnehmen können oder ihre Mitgliedschaft verheimlichen müssen.« Sie blickte mit leuchtenden Augen auf. »Das ist der Durchbruch! Endlich erreichen wir diese Frauen.«
    Ihre Schwestern standen auf und umarmten sie. Es war Constances Triumph, aber auch der ihrer Mutter, und gehörte daher ihnen allen. Lange standen sie so beisammen, stumm und in Erinnerungen versunken. Augenblicke wie diesen gab es noch immer oft, da sie gelernt hatte, mit dem Wissen um ihren Verlust zu leben und Trost aus gemeinsamen Erinnerungen zu schöpfen.
    Als sie sich voneinander lösten, fuhr Chastity sich mit einer Hand über die Augen. »So, und was jetzt?«, fragte sie. »Die fünf Guineen brennen ein Loch in meine Tasche. Wie wär's, wenn wir uns

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