Geliebter Schuft
einen Lunch gönnen?«
»Nur ganz sparsam«, sagte Prudence. »Wenn wir alles so rasch ausgeben, wie wir es verdienen, bleibt uns nie etwas.«
»Ganz sparsam«, erklärte Constance. »Nachher ist noch Zeit, um die kleine Hester zu holen und sie zu einem Besuch zu ihrer künftigen Schwiegermutter zu bringen. Sie muss unbedingt zu unserem Besuchsnachmittag kommen, da auch David da sein wird. Dem Fonds für verarmte unverheiratete Damen dürfte bald eine stattliche Spende zufließen.«
Hewlett-Packard
12. Kapitel
»Ein Sekretär könnte dein Ansehen erhöhen«, sagte Constance, auf einer Decke auf dem üppigen Grün des Ufers genau unterhalb von Windsor Castle auf dem Rücken liegend.
»Und warum bedarf mein Ansehen einer solchen Steigerung?«, fragte Max, der mit neugierigem Ausdruck in den Augen auf sie hinunterblickte. »Ich bin mit dem gegenwärtigen Zustand recht zufrieden.«
»Ach, du wirst doch bald dem Kabinett angehören«, sagte sie. »Sicher müssen viele Einzelheiten deines täglichen Lebens geregelt werden. Termine, Themen für Reden. Du wirst vielleicht jemanden brauchen, der Reden für dich schreibt. Ich bin auch sicher, dass du Verwendung für jemanden hättest, der dies und jenes für dich überprüft... Referenzen, juristische und parlamentarische Präzedenzfälle und Ähnliches .«
»Worauf willst du hinaus?« Er griff nach der Flasche, die im Gras neben ihm stand, um die Gläser nachzufüllen.
»Wie kommst du darauf, dass ich auf etwas aus bin?«
»Ach, Constance! Ich bin doch nicht auf den Kopf gefallen.«
Sie setzte sich auf. Da man Max Ensor nicht auf diese Tour kommen durfte, entschied sie sich für Offenheit. »Ich möchte jemandem helfen. Einem Mann, der eine Bekannte von mir heiraten will und eine fixe Position braucht, wenn er Frau und Familie erhalten soll. Er ist mit allen Büroarbeiten vertraut, wenn auch seine wahre Leidenschaft der Musik gilt. Obwohl als Pianist sehr talentiert, kann er mit Klavierunterricht nicht genug verdienen. Deshalb dachte ich mir, dass du es vielleicht mit ihm versuchen könntest.«
»Sehr gut. Schick ihn zu mir.«
»Du wirst ihn empfangen ... einfach so?« Sie konnte ihr Erstaunen nicht verhehlen.
»Warum nicht? Das wolltest du doch.«
»Na ja ... schon, aber ich dachte, ich würde dir mehr zusetzen müssen.«
»Ach, das also versteckt sich hinter der charmanten, fügsamen und sanftmütigen Fassade, die man mir den ganzen Morgen über präsentierte. Ich hätte es wissen müssen. Du hast mir nur Honig um den Bart schmieren wollen. Das hätte ich von dir am allerwenigsten erwartet!«
Constance spürte, wie ihr seine gerechtfertigte Anschuldigung die Röte in die Wangen trieb. »Ich muss zu jenen Taktiken greifen, die mir zur Verfügung stehen«, rechtfertigte sie sich. »Ich konnte ja nicht wissen, dass du so nachgiebig sein würdest. Diese Neigung hast du bislang nicht erkennen lassen.«
»Du aber auch nicht, meine Liebe.«
Diese Beobachtung ließ sie reumütig lächeln. »Stimmt. Wir sind kein friedfertiges Pärchen. Ich gebe zu, dass ich Grund hatte, störende Meinungsverschiedenheiten zu vermeiden. Doch war es ein wundervolles Picknick, das ich ebenso wie deine Gesellschaft - ungeachtet meiner Hinterdanken - sehr genoss.«
Er schwieg eine Weile. »Gestern hatte ich den Eindruck, du wärest nicht sehr erfreut, mich zu sehen.«
»Du hast mich überrumpelt. Ich hatte viel im Kopf und wurde von dir überrannt.«
»Ich will es mir merken«, sagte er ironisch. Er war ganz sicher, dass mehr dahinter steckte.
Sie zögerte und fragte sich, ob dies der richtige Moment war, um zu einem vertraulicheren Umgang überzugehen. Wenn sie seine Meinung beeinflussen wollte, mussten sie inniger und vertrauensvoller miteinander umgehen. Lust allein würde nicht genügen. Sie hatte keine Ahnung, ob sie ihrer Beziehung mehr Gewicht verleihen konnte, ganz zu schweigen davon, was passieren würde, wenn sie es taten, allerdings reizte sie die Möglichkeit sehr. Wenn er nicht die Absicht hatte, die Dinge zu vertiefen - und er hatte diese Absicht nicht erkennen lassen -, würde sie ihn womöglich in die Flucht schlagen, wenn sie jetzt drängender wurde.
Da das Schweigen schon zu lange anhielt, fasste sie einen Entschluss. Friss oder stirb, hieß die Parole. »Ich ... ich befürchtete, dass die Dinge sich zu rasch entwickeln. Ich weiß, dass ich die Verantwortung dafür trage, was auf Romsey Manor geschah, kaum aber war ich wieder in London, ging mir auf, dass wir
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