Geliebter Schuft
Treibstoffleitung. Steigst du ein?«
»Ja, natürlich.« Sie sprang vom Trittbrett, damit er den Wagenschlag öffnen konnte. »Ich hätte hineinklettern können. Das kann man kaum als Tür bezeichnen.«
»Stimmt.« Er schlug die Tür zu und ging nach vorne, um den Motor anzuwerfen, der bei der dritten Kurbeldrehung ansprang. Er verstaute die Kurbel und schwang dann sein langes Bein über die Tür auf der Fahrerseite und ließ sich auf seinen Sitz hinter dem Steuer gleiten.
»Und was könnte das Problem im Motor oder bei der Treibstoffleitung auslösen?«, fragte Constance, als der Wagen mit einem Ruck losfuhr.
»Die falsche Treibstoffmischung. Ein loser Draht. Eine Vielzahl von Faktoren.« Er bog in die schmale Straße ein.
»Ließe sich das auch manipulieren?«, erkundigte sie sich.
Da merkte Max schließlich, dass ihrem scheinbar arglosen Interesse am Funktionieren des Wagens eine besondere Bedeutung zugrunde lag. Er blickte zu ihr hinüber. »Da musst du schon präziser werden.«
»Na, wenn man beispielsweise möchte, dass ein Wagen an einer bestimmten Stelle weit entfernt von jeder Hilfe den Geist aufgibt ... ließe sich das bewerkstelligen?«
»Soll ich hier in irgendeinen ruchlosen Plan hineingezogen werden?«
»Es geht um meinen Vater, der morgen einen neuen Cadillac abholt. Aber wir können nicht zulassen, dass er ihn behält«, sagte sie unumwunden. »Da er ein ungeduldiger Mensch ist, würde er den Wagen sofort wieder abstoßen, falls er ihm auch nur die kleinste Ungelegenheit bereitet. Wir müssen unbedingt einen Weg finden, den Cadillac so zu präparieren, dass dieses Malheur eintritt.«
»Lieber Gott!«, rief er aus und hupte eine gemächlich auf der Fahrbahn dahintrottende Kuh an. Der durchdringende Ton erschreckte das Tier so sehr, dass es über die Straße auf die offene Wiese rannte. »Du planst mit deinen Schwestern, den neuen Wagen eures Vaters zu sabotieren?«
»Im Interesse seiner Sicherheit«, sagte Constance mit süßem Unschuldslächeln. »Besser ein kaputter Wagen und ein unversehrter Vater als umgekehrt.«
»Und ich soll euch dabei helfen?« Er konnte es nicht fassen, und doch schien es völlig dem zu entsprechen, was er bisher mit den Ehrenwerten Misses Duncan erlebt hatte.
»Wenn du nichts dagegen hast. Es geht um einen guten Zweck. Eigentlich geht es um Leben und Tod. Wir würden es ja selbst machen, aber von Motoren verstehen wir nicht viel. Noch nicht«, fügte sie hinzu.
»Noch nicht«, murmelte er. »Vielleicht möchtest du uns nach Hause fahren?«
»Ach, und wie gern. Darf ich?« Constance wandte sich mit glänzenden Augen ihm zu. »Ich habe dir zugesehen, und es sieht nicht sehr schwierig aus.«
Es ist auch nicht schwierig, wenn man die Gangschaltung beherrscht, gab Max insgeheim zu. Aber er war nicht bereit, dies laut auszusprechen. »Ich glaube nicht, dass Frauen das Fahren so leicht lernen«, stellte er fest. »Ihnen fehlt das technische Verständnis, und die Gangschaltung ist recht kompliziert.«
Constance lachte glockenhell. »Eine andere Äußerung war nicht zu erwarten. Abwarten, Mr. Ensor. Ehe man es sich versieht, werden Frauen am Steuer dieser Wagen sitzen und chauffieren.«
»Und bis dahin verstehst du nicht viel von Motoren, wie du selbst zugibst«, rief er ihr in Erinnerung. Er war nicht bereit, ihre Behauptung zu bestreiten, da sich in ihm der Argwohn regte, dass es mit einer Generation selbstbewusster weiblicher Wesen wie den Duncan-Schwestern tatsächlich bald Frauen am Steuer geben würde.
»Nein«, gab sie ihm Recht. »Deshalb bitte ich dich ja so demütig um Hilfe.«
»Und wie sollte ich helfen?« Er hätte sich für diese Frage, die ihm nur Ärger einbringen konnte, ohrfeigen können.
»Wenn Vater nach der Übernahme des Wagens die erste Fahrt unternimmt und ihn anschließend einstellt, oder was immer man mit Automobilen tut, könnten wir etwas daran manipulieren, um ihm die nächste Ausfahrt gründlich zu vergällen.«
»Und wann soll diese Aktion stattfinden?«
»Morgen Abend.« Sie blickte zu ihm hinüber. »Bist du morgen frei?«
»Für einen Sabotageakt?«
»Das ist hart.«
»Aber wahr.«
»Ja«, stimmte sie zu. »Nach der ersten Ausfahrt wird er Feuer und Flamme sein, so dass er gleich für den nächsten Tag wieder eine Tour plant. Wir möchten, dass der Wagen so weit vor der Stadt den Geist aufgibt, dass es sehr unangenehm ist. Am ersten Tag wird er ihn nicht nach Einbruch der Dunkelheit fahren wollen, deshalb können wir morgen
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