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Geliebter Schuft

Geliebter Schuft

Titel: Geliebter Schuft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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Menschenaffe«, murmelte Constance.
    »Wie bitte?«
    »Ach, nichts ... gar nichts.« Sie schenkte ihm ihr strahlendstes Lächeln und nahm seinen Arm. »Komm, ich mache dich mit den Pankhursts bekannt.«
    Sie betraten die Tribüne, auf der eine Gruppe eifriger Fragestellerinnen die Sprecherin umringte.
    »Constance, das muss Mr. Ensor sein.« Kaum hatte Emmeline sie erblickt, als sie sich zu ihnen durchdrängte. Neugierige Stille trat ein, als alle sahen, dass ein Mann sich unter sie gemischt hatte.
    Max kam sich vor wie eine Zirkusattraktion. Er lächelte beschwichtigend und wohlwollend, wie er hoffte, und schüttelte Mrs. Pankhurst die Hand. »Ich danke Ihnen, dass Sie mir erlaubten, Ihr Zuhörer zu sein«, sagte er. »Eine hochinteressante Versammlung.«
    »Interessant oder nur amüsant, Sir?« Die scharfe Frage kam von Christobel, ehe ihre Mutter antworten konnte. Sie trat vor und betrachtete ihn mit spöttischer Feindseligkeit.
    »Ich finde diese Frage nicht amüsant, Madam«, sagte Max in stahlhartem Ton. Seine Augen, kalt und blau wie Gletschereis, starrten sie mit unverhüllter Verachtung an. »Wenn man Freunde gewinnen möchte, die einem helfen können, sollte man sie sich nicht von allem Anfang an zu Feinden machen. Das sollten Sie sich vor Augen halten.«
    Constance holte tief Luft. Sie wusste, dass er ätzend sein konnte, hatte aber nicht geahnt, wie sehr. Nun schwankte sie zwischen Loyalität zu Christobel und der widerstrebenden Erkenntnis, dass ihre Freundin unverzeihlich rüde gewesen war, ohne provoziert worden zu sein.
    »Wir müssen auf der Hut sein, Max«, sagte sie. »Wir haben schon einflussreiche Freunde gewonnen, die uns dann schmählich im Stich ließen. Du musst verstehen, dass wir mit unserem Vertrauen nicht leichtfertig umgehen.« Ihr Ton war ruhig und sachlich.
    Christobels Zornesröte verschwand, sie reichte Max die Hand. »Constance hat Recht, Mr. Ensor. Ein gebranntes Kind scheut das Feuer. Aber ich entschuldige mich, wenn meine Bemerkung unbegründet war.«
    Er lächelte ohne Groll und ergriff die ausgestreckte Hand. »Ich verstehe, Miss Pankhurst.«
    »Ich hoffe sehr, es war nicht die letzte Versammlung, die Sie besuchten«, sagte Emmeline. »Wir kennen keine Hemmungen, wenn es darum geht, Befürworter in der Regierung zu gewinnen.«
    Max schlug mit dem Flugblatt, das er in der Hand hielt, auf seine leere Handfläche. »Sie planen einen Marsch auf Westminster.«
    »Es wäre uns eine große Hilfe, wenn ein Abgeordneter gewillt wäre, unsere Petition entgegenzunehmen«, sagte Emmeline.
    Constance spürte, wie Max erstarrte, und trat rasch dazwischen. »Emmeline, wir wollen uns nichts anmaßen. Niemand soll zu etwas gedrängt werden. Es geht ja nicht um Zwangsrekrutierung.«
    Emmeline nickte. »So ist es. Deine Mutter hätte genauso zur Zurückhaltung gemahnt.« Sie lächelte Max an. »Sie haben Lady Duncan nicht gekannt. Eine bemerkenswerte Frau.«
    »Das kann ich mir vorstellen. Ich kenne ihre Töchter«, gab er zurück.
    Constance reichte es. »Entschuldigt uns, Emmeline ... Christobel. Max hat noch einen Termin.«
    Sie verabschiedeten sich, und als sie auf der Straße standen, wo ein paar Gaslaternen brannten, atmete Constance mit einem leisen Pfiff auf.
    »Peinlich«, gab Max ihr Recht. »Ich hatte keinen Hinterhalt erwartet.«
    »Nein. Aber aus Verzweiflung können Menschen, die sonst sehr intelligent sind, ihre eigenen Interessen sabotieren.« Sie nahm seinen Arm, als sie die Kensington Church Street entlanggingen. »Apropos sabotieren ... wie kam es, dass du genau zum richtigen Zeitpunkt zur Stelle warst, um meinen Vater zu retten?« Sie blickte fragend zu ihm auf.
    »Reiner Zufall«, sagte er.
    »Lügner. Es kann kein Zufall sein, dass du zugleich mit meinem wutschnaubenden Vater im Bull and Bush in Hampstead Heath eingetroffen bist.«
    »Er war sehr aufgebracht«, sagte Max. »Ich hatte den Eindruck, dass deine kleine List die beabsichtigte Wirkung gezeitigt hatte. Er fluchte gewaltig und sagte wiederholt, er würde nie wieder ein Automobil anrühren.«
    »Ja, es hat geklappt. Aber ich möchte noch wissen, wie es kam, dass du zur richtigen Zeit dort warst.«
    »Ich sah nicht ein, warum man ihm noch mehr Ungelegenheiten als nötig bereiten sollte, um den angestrebten Zweck zu erreichen«, sagte er. »Deshalb fuhr ich ihm nach. Du hast doch sicher nichts dagegen einzuwenden.«
    »Nein ... natürlich nicht. Unser armer lieber Papa war tatsächlich mit seiner Geduld am Ende, als er

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