Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geliebter Schuft

Geliebter Schuft

Titel: Geliebter Schuft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
Vom Netzwerk:
nach Hause kam.«
    Ihr warmherziger, liebevoller Ton gab ihm Rätsel auf, da er nicht im Einklang mit dem Unmut stand, der ihre Äußerungen über Lord Duncan meist färbte. »Ist dein Vater schwierig?«, fragte er und blieb unter einer Straßenbeleuchtung vor einem kleinen Restaurant stehen. Er hatte das Thema nicht ungebührlich verfolgen wollen, aber irgendwie ließ es ihm keine Ruhe.
    Constance lachte, doch es war ein leicht verlegenes Lachen, wie ihm schien. »Nein, er ist unglaublich duldsam. Er redet uns niemals drein.«
    »Was stört dich dann an ihm?«
    »Mich ... stören?«, rief sie aus. »Wie kommst du darauf?«
    »Constance, halte mich nicht für dumm. Ich müsste ja mit Blindheit geschlagen sein, um nicht zu bemerken, mit welchem Gefühl des Unmuts du und deine Schwestern oft reagieren, wenn sein Name fällt.«
    Constance seufzte. Es gab kein Entrinnen, sie musste zumindest eine Teilwahrheit preisgeben. »Er kann sehr stur sein«, sagte sie. »Wenn er sich einmal etwas in den Kopf setzt, bleibt er dabei. Und es sind nicht immer sehr gute oder vernünftige Ideen, die er hat. Unsere Mutter verstand es, ihn unmerklich zu lenken, doch es gab nach ihrem Tod niemanden mehr, der ihn bremsen konnte. Als er nach einer gewagten Spekulation viel Geld verlor, wurde uns klar, dass wir lernen mussten, ihn wie unsere Mutter zu dirigieren, wenn wir nicht im Armenhaus landen wollten. Da es uns nicht immer glückt, kann es sehr frustrierend sein.«
    »Ich verstehe. Ich wollte nicht in dich dringen. Sollen wir eintreten ...« Er deutete auf das Restaurant hinter ihnen. »Ich habe hier einen Tisch reserviert. Ein angenehmes und ruhiges Lokal. Es sei denn, natürlich, du möchtest etwas Feineres.«
    »Nein, das ist ganz zauberhaft.« Sie war erstaunt, dass er ein so einfaches und abgelegenes Lokal gewählt hatte, fand es aber sehr gemütlich. Mit seinen sechs von Kerzen beschienenen Tischen war es sehr klein. Eine freundliche Frau, die Max mit Namen begrüßte und ihm herzlich die Hand drückte, führte sie zu einem Fenstertisch.
    »Heute gibt es ein köstliches Pot-au-feu, Mr. Ensor. Ich weiß ja, wie gut Ihnen das schmeckt.«
    »Mrs. Baker, wir begeben uns in Ihre Hände«, sagte Max und rückte den Stuhl für Constance zurecht. »Oder zumindest tue ich es, wie immer«, sagte er und setzte sich ihr gegenüber. »Bei Miss Duncan bin ich nicht so sicher. Sie trifft ihre Auswahl lieber nach eigenem Gutdünken.« Sein Ton war neckend.
    Constance, die ihre Serviette entfaltete, nahm den Seitenhieb anmutig hin. »Heute schließe ich mich deinen Vorschlägen an, Max.« Sie lächelte Mrs. Baker zu. »Ich begebe mich ebenfalls in Ihre Hände.«
    »Sehr wohl, Madam.« Die Frau erwiderte das Lächeln und eilte davon. Binnen weniger Minuten erschien ein Kellner mit einer Flasche Rotwein, die er öffnete, kostete und sodann für sie ausschenkte.
    Max dankte ihm mit einem Nicken. »Die Bakers standen in den Diensten meiner Familie. Mr. Baker war Verwalter meines Vaters, seine Frau unsere Haushälterin. Als sie genug Geld gespart hatten, machten sie sich selbstständig.« Seine Handbewegung umfasste den kleinen Raum. »Das ist das Resultat. Es läuft recht gut, und ich komme hierher, wann immer es sich einrichten lässt.«
    »Es ist sehr gemütlich«, sagte sie, zu ihrem Glas greifend, über dessen Rand hinweg sie ihn nachdenklich betrachtete. Sie hatte gesagt, dass sie einander besser kennen lernen und ihre Beziehung über ihre unleugbar reizvolle, sexuelle Komponente hinaus vertiefen mussten, und die Intimität ihrer Umgebung hatte etwas an sich, das einen zu Vertraulichkeiten ermutigte. Sie fragte sich, ob er das kleine Restaurant aus diesem Grund gewählt hatte.
    »Wann soll dieser Marsch auf Westminster stattfinden?«, fragte er. »Auf dem Flugblatt steht es nicht, und bei der Versammlung wurde kein Datum erwähnt.«
    »Ich glaube nicht, dass es schon fixiert ist«, sagte sie. »Warum? Erwägst du etwa eine Teilnahme?«
    »Das wohl kaum.« Er lehnte sich zurück, als die Bedienung Schüsseln mit Zwiebelsuppe und ein Körbchen mit knusprigem Brot vor sie hinstellte. Max griff zu seinem Löffel und atmete das Aroma begierig ein. »Einfach köstlich. Es heilt alle Leiden.«
    Constance tauchte den Löffel in die dicke braune Brühe, in deren Tiefe man Käse ahnte. »Wenn ich das hier esse, kann ich anschließend nichts mehr zu mir nehmen.«
    »Oh doch, das wirst du«, sagte er zuversichtlich. »Dem Pot-au-feu kann man nicht

Weitere Kostenlose Bücher