Geliebter Teufel
allein zurechtkommen. Morgen abend wirst du ja wieder zurück sein.«
Er beugte sich über sie und küßte sie. »Monterey ist eine friedliche Stadt, aber nicht mehr so sicher, wie sie mal war. Versprich mir, daß du im Hotel bleibst, und achte darauf, daß du die Tür abschließt, ehe du schlafen gehst.«
»Ich sage dir doch, ich komme allein zurecht.«
»Versprich es mir!«
»Na gut, ich verspreche es.«
Ramon lächelte. Wie hübsch sie aussah. Was für eine Schande, daß er sie allein lassen mußte! »Ich werde die Stunden bis zu meiner Rückkehr zählen.« Er nahm seine Satteltaschen an sich und wandte sich zur Tür.
»Ramon?«
Si, querida «
»Bist du sicher, daß du mir nicht sagen willst, um was es
geht?«
Unbehagen zeichnete sich auf seinem Gesicht ab. Er wünschte sich, er könnte ihr die Wahrheit sagen, ihr begreiflich machen, daß das Land seiner Familie gehörte, und das schon seit Generationen, und er nur alles tun wollte, was in seiner Macht stand, damit es in die Hände der rechtmäßigen Eigentümer zurückgegeben wurde. Aber der Mann, gegen den er vorgehen mußte, war ihr Onkel. Er wußte nicht, wie sie sich bei einer solchen Konfrontation verhalten würde.
»Vielleicht, wenn ich zurückkomme.« Er nahm sie ein letztes in die Arme, drückte ihr einen besitzergreifenden Kuß auf die Lippen, damit sie merkte, daß sie zu ihm gehörte und das nicht vergessen würde. »Hasta manana, meine hübsche Frau. So schnell ich kann, werde ich wiederkommen.«
»Viel Glück, Ramon.«
Erneut befiel ihn Unbehagen. Im Lager hatten sie zuletzt über ihren Onkel gesprochen. Es war so, als hätten sie beide Angst vor dem Thema, das sie mit Sicherheit zu Gegnern machen würde. Gern hätte er gewußt, ob sie ihm auch noch viel Glück gewünscht hätte, wenn sie wüßte, was er vorhatte.
»Gracias, querida. Paß gut auf dich auf, bis ich wieder da bin.«
1 6 . Kapitel
Carly wollte zuerst wirklich im Hotel bleiben, aber das Wetter war so herrlich, und sie war noch nie in Monterey gewesen.
Entschlossen, einen kurzen Spaziergang zu machen, um sich den verschlafenen kleinen Ort anzusehen, den Ramon ihr versprochen hatte zu zeigen, schlenderte sie durch die Straßen und sah sich die Auslagen in den kleinen Schaufenstern der Geschäfte an. Von dort wanderte sie zum Hafen hinunter und blieb stehen, um zuzusehen, wie ein kleiner Zweimaster, dessen weiße Segeltücher schlaff im Wind hingen, in die Bucht einlief.
»Das Schiff, das da gerade kommt, wirkt so, als würde es etwas ziehen«, sagte sie zu einem wettergegerbten alten Fischer, der auf dem felsigen Rand der Bucht saß und eine Angel in der Hand hielt. Er hatte langes, graues Haar und einen nicht minder langen, spitzen Bart. »Was machen die da?« erkundigte sie sich bei ihm. Neben ihm blitzten eine Reihe Fischleiber silbern im Sonnenlicht auf, die Körper halb im, halb aus dem Wasser.
»Das ist ein Walfänger aus Boston, Mädchen. Sie bringen ihre Ladung mit — etwa einen vierundzwanzig Meter langen Grauen, schätze ich. Das gibt mindestens zwölftausend Liter Öl.«
»Sie bringen Wale nach Monterey?«
»Sicher tun sie das. Wenn sie ihn erst mal ausgeschlachtet haben, ziehen sie ihn aus der Bucht. Am Strand südöstlich von hier liegen Hunderte von vertrockneten, gebleichten Knochen.«
»Ich verstehe.« Sie beobachtete das Schiff eine Weile, dann glitt ihr Blick zu einem anderen Abschnitt des Wassers hinüber. Nicht allzuweit von der Küste entfernt ließ sich ein kleines, fellbedecktes Tier auf den Wellen treiben.
»Seeotter, Mädchen. Ist das nicht ein niedlicher kleiner Teufel, was?«
»Was macht er denn?«
»Er beißt sich sein Essen auf. Sie fressen Austern, wissen Sie. Benutzen eine leere Schale, um sie aufzuknacken. Sie lassen sich dabei auf dem Rücken treiben und sonnen sich. Die führen ein schönes Leben, wenn Sie mich fragen.« Leichte Röte stieg in seine rauhen, bärtigen Wangen. »Entschuldigen Sie, Mädchen, habe mich lange nicht mehr mit einer Dame unterhalten, jedenfalls nicht, seit ich Aberdeen verlassen habe.«
»Das macht nichts, Mister ...?«
»MacDugal. Die meisten Leute nennen mich einfach Mac.«
Carly lächelte. »Nett, Sie kennenzulernen, Mac. Ich bin Carly de la Guerra.«
»Ist mir ein Vergnügen, Miss ... de la Guerra, sagten Sie?«
»Richtig. Wieso? Kennen Sie meinen Mann?«
»Heißt er Angel? Ein richtig gutaussehender, schlanker Bursche mit lockigem schwarzem Haar?«
»Mein Mann heißt Ramon.«
»Dann ist
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