Geliebter Teufel
das ein anderer.« Er schüttelte den Kopf, so daß sein grauer Bart erzitterte. »Ich will nicht behaupten, daß es mir leid tut, das zu hören. Denn ich meine, der hat nur die ganze Nacht in Conchitas Cantina getrunken und gehurt. Nicht so ein Mann, den ein Mädchen wie Sie als Ehemann haben sollte.«
Auf jeden Fall nicht. Dennoch fragte Carly sich, ob Angel mit Ramon verwandt sein könnte. Er hatte erwähnt, daß seine Verwandten in der Stadt waren, obwohl er außer Maria und ihrer Tochter keine Namen genannt hatte.
»Es wird schon etwas spät«, meinte Carly. »Ich denke, ich sollte mich auf den Rückweg machen. Es war nett, sich mit Ihnen zu unterhalten, Mac.«
»Hat mir auch gefallen, Mädchen. Passen Sie gut auf sich auf, hören Sie?«
Carly nickte und machte sich auf den Rückweg zum Hotel. Dabei dachte sie noch über Angel de la Guerra nach. Aber wie von selbst wanderten ihre Gedanken zu Ramon und wie einsam sie heute abend ohne ihn sein würde.
An der Seite eines Gebäudes unter einer überdachten Veranda lehnte Angelo de la Guerra mit aufgestütztem Bein an der Wand und beobachtete die hübsche americana. Den ganzen Nachmittag war er ihr gefolgt. Nachdem sein Cousin das Hotel verlassen und aus den Ställen weggeritten war, hatte er geduldig gewartet, bis sie auftauchte. Angel war auf die junge Frau seines Cousins neugierig gewesen, nachdem er zufällig mitbekommen hatte, wie Ramon seiner Schwester am Abend vorher von ihr erzählt hatte.
An der Seite eines Gebäudes unter einer überdachten Veranda lehnte Angelo de la Guerra mit aufgestütztem Bein an der Wand und beobachtete die hübsche americana . Den ganzen Nachmittag war er ihr gefolgt. Nachdem sein Cousin das Hotel verlas- sen und aus den Ställen weggeritten war, hatte er geduldig gewartet, bis sie auftauchte. Angel war auf die junge Frau seines Cousins neugierig gewesen, nachdem er zufällig mitbekommen hatte, wie Ramon seiner Schwester am Abend vorher von ihr erzählt hatte.
Er sog kräftig an seiner handgerollten cigarillo und blies den Rauch durch seine gerade, wohlgeformte Nase aus.
Das also war Ramons errötende Braut.
Nicht schlecht... für eine gringa . Aber andererseits hatte sein Cousin immer einen guten Geschmack bei Frauen gehabt.
Und er hatte sich in den vergangenen fünf Jahren ausgiebig mit ihnen vergnügen können, während Angel in einem Gefäng nis in Arizona gesessen hatte. Er dachte daran, wie oft er sich eine Frau gewünscht hatte, die dann seinen Cousin ihm vorzog. Sie hatten immer miteinander rivalisiert, selbst schon als Kinder, Und früher hatte Ramon ihn jedesmal in allem, was er tat, übertroffen.
Angel schnaubte verächtlich. Kein Wunder! Diego de la Guerra war reicher und mächtiger als sein Vater. Ramon war gebildeter, größer und der bei weitem besser Pferdekenner und Reiter. Frauen fühlten sich von seinem guten Aussehen und Charme angezogen und blickten auf Angels weniger geschickte Versuche, sie zu umwerben, verächtlich herab. Verglichen mit Ramon de la Guerra war Angel immer nur die zweite Wahl gewesen.
Selbst Yolanda, seine Jugendliebe, hatte sich insgeheim nach Ramon verzehrt. Sie hatte ihm einmal gestanden, daß sie ihn nicht heiraten könnte, weil sie in einen anderen verliebt sei. Die Tatsache, daß Ramon sie nicht wollte, hatte nichts daran geändert, daß sie ihn nach wie vor begehrte.
Angel sog ein letztes Mal an seiner cigarillo und warf sie auf die Straße. Eine kleine Staubwolke stob auf und erstickte den glühenden Rest. Er dachte an die Frau mit dem flammendkupfernen Haar und spürte, wie seine Erregung wuchs. Er war nicht mehr der schüchterne Junge wie damals, als Ramon ihn zuletzt gesehen hatte. In den vergangenen fünf Jahren hatte er sich verändert.
Er begehrte diese Frau. Und da er ein freier Mann war, wollte er sich nehmen, wonach ihn gelüstete. Es wurde Zeit, daß er für den gerechten Ausgleich sorgte.
Carly borgte sich ein in Leder eingebundenes Buch, Pilgrim’s Progress, vom Regal in der Hotelhalle und kehrte damit auf ihr Zimmer zurück. Sie hatte das Abendessen auf dem Zimmer einnehmen wollen, aber die Zeit schien sich endlos zu dehnen, und schließlich gab sie ihrem Wunsch nach und ging nach unten. Der Eßsaal war nicht groß. Es stand nur ein langer Tisch in der Mitte, der zu beiden Seiten von Bänken umgeben war. Drum herum waren ein paar kleinere Tische angeordnet, an denen jeweils Stühle mit sehr dünnen Beinen standen. Sie setzte sich an einen Tisch in der
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