Geliebter Teufel
Scham, dich ordentlich zu bedecken. Du kannst sicher sein, daß ich nicht mehr länger an deinen abgenutzten Reizen interessiert bin - gleichgültig, wie anziehend sie sein mögen.«
Carly schaute an sich herunter und stellte fest, daß Angel eine ihrer Brüste entblößt hatte. Entsetzt errötete sie und richtete hastig ihr Nachthemd.
»Ramon, bitte ... du glaubst doch nicht, was er gesagt hat, ist die Wahrheit. Ich weiß nicht mal, wie er es geschafft hat, hier einzudringen.«
»Aber du weißt, wer er ist? Du bist ihm unten im Eßsaal begegnet, wie er behauptet hat?«
»Ich habe kurz mit ihm gesprochen. Aber ich habe ihn nicht aufs Zimmer eingeladen. Wie kannst du nur glauben, daß ich so etwas tun würde?«
»Ich bin nicht blind, Cara, wie du offenbar annimmst. Ich habe dich mit ihm zusammen gesehen, verstehst du? Er hat dich geküßt und deine hübschen Brüste gestreichelt.« Er faßte nach der Decke und riß sie ihr weg, so daß sie ungeschützt in dem zerwühlten Bett dasaß. Sie zitterte am ganzen Körper. Das Nachthemd war ihr bis zu den Schenkeln hochgerutscht.
»Zieh dich an«, verlangte er rauh. »Wir reisen ab.«
Tränen brannten ihr in den Augen, und ihre Kehle war wie zugeschnürt. Erst allmählich wurde ihr klar, was geschehen war, und trotzdem vermochte sie es noch nicht zu fassen. »Wir können doch nicht jetzt abreisen. Du bist die ganze Nacht geritten.
Sicher brauchst du etwas Sch-schlaf.«
Er packte sie am Arm und riß sie aus dem Bett. »Tu gefälligst, was ich dir sage!« Zornentbrannt starrte er sie an. Seine Wut schien grenzenlos. Seine dunklen Augen funkelten wenig verheißungsvoll. »Ich habe dir mal versprochen, daß ich dir nie wieder weh tun würde, aber im Moment fällt es mir schwer, das Versprechen zu halten.« Er ließ sie so abrupt los, daß sie das Gleichgewicht verlor und rücklings aufs Bett fiel.
»Tu, was ich sage. Pack deine Sachen und mach dich reisebereit.«
Carly starrte ihn reglos an. Ihre Handgelenke brannten, wo Angel sie festgehalten hatte. Ihre Lippen, auf die er seinen harten, trockenen Mund gepreßt hatte, waren geschwollen. Tränen brannten ihr in den Augen, und ihr war so schwer ums Herz, daß sie glaubte, sie müsse zusammenbrechen.
»Warum? Warum fällt es dir so leicht, ihm zu glauben? Warum glaubst du nicht mir?«
Ramon antwortete nicht. Er nahm ein paar ihrer Kleider aus dem Schrank und warf sie ihr aufs Bett. »Zieh dich an, meine kleine puta . Ich hätte mit dir nie hierherreisen dürfen. Ich hätte wissen müssen, daß die Versuchung für eine gringa wie dich zu groß sein würde.«
Eine gringa wie mich, dachte Carly voller Gram und verspürte erneut einen stechenden Schmerz. Eine Anglo-Frau, eine Frau, deren Wort niemals gegen das eines de la Guerra standhalten konnte. Sie blinzelte und heiße, salzige Tränen rannen ihr über die Wangen. »Du und Angel... ich dachte, ihr seid so grundverschieden wie die Sonne und der Mond. Vielleicht bist du doch nicht so viel anders, als ich dachte.«
Ramon erwiderte nichts. Wortlos wandte er sich ab, während sie ihr Reitkostüm anzog und sich mit bebenden Fingern das Haar zu einem langen, dicken Zopf flocht. Er ließ ein paar Gold reals auf dem Nachttisch als Bezahlung für ihr Zimmer zurück und zog sie mit sich in den Flur und die Hintertreppe hinunter.
Er ließ sie in der Gasse stehen, die kalte Nachtluft verursachte ihr Gänsehaut, während er zu den Ställen hinüberging, um die Pferde zu holen.
Die weiße Stute war gesattelt und fertig, aber Rey del Sol, der Hengst, war offenbar zu erschöpft von dem langen Ritt, den Ramon hinter sich hatte. Sein großer spanischer Sattel lag auf dem Rücken eines braunen Wallachs.
»W-wo ist das Maultier?« fragte Carly.
»Das habe ich gegen das Sattelpferd eingetauscht. Rey braucht Zeit, um sich zu erholen, und so reisen wir weniger beladen.« Er lächelte bitter. »Ich will nämlich möglichst schnell zu Hause sein.« Sein Griff schmerzte ihr in der Taille, als er sie hochstemmte und in den Damensattel hob. Er schwang sich auf sein Pferd und ritt schweigend durch die leeren, schmutzigen Straßen in die Berge hinauf.
Er trieb sie den ganzen Morgen an, machte nur Rast, um den Pferden Wasser zu gönnen, und ritt weiter. Carly aß nichts. Ramon auch nicht. Sie konnte sich vorstellen, wie erschöpft er sein mußte. Bis abends fühlte sie sich nicht minder erschöpft. Hinzu kam die Erkenntnis, daß sie in einer einzigen, langen Nacht in Monterey ihren Mann
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