Geliebter Teufel
und gehofft, sie würde die sengende Hitze spüren, die Ramon bei ihr erzeugt hatte. Aber sie hätte ebensogut die Aubergine küssen können, die sie am Morgen im Garten gepflückt hatte.
Es war jedoch die Hand, mit der er nach ihrer Brust faßte, die den Kontakt beendete. Sie wollte ihm keinerlei Freiheiten zugestehen. Denn sie empfand nichts für Vincent Bannister, und ihr war allzu deutlich geworden, das sich das niemals ändern würde.
Jetzt stand sie allein unter dem Vordach des Hauses, schaute ihrem Onkel und seinen Gästen zu und fand sich innerlich damit ab, einen weiteren Abend in seiner unerwünschten Gesellschaft zuzubringen. Im stillen schwor sie sich durchzuhalten, holte tief Luft und schritt auf die Gruppe gutgekleideter Leute am Rand der großen Holzbodentanzfläche zu, die ihr Onkel extra für die fandango hatte aufbauen lassen.
Zwei Männer spielten Gitarre, und ein dritter zog seinen Bogen über die Saiten einer Geige, der er die bittersüßen spanischen Weisen entlockte. Bunte Papierlaternen hingen zwischen den überhängenden Ästen der Eichen, und die Tische waren mit dampfenden Speisen in Schüsseln und auf Platten beladen. In der Nähe der Versammelten drehte sich ein Spanferkel auf einem Spieß und verbreitete seinen würzigen Bratenduft in der abendlichen Kühle. Einige Vaqueros ihres Onkels standen drum herum, lachten, rauchten und freuten sich über die Musik.
Die meisten Gäste hatten Gläser mit Sangria, einem Gebräu aus starkem Rotwein, wilden Beeren, Orangen und Zitronen. Einige Männer tranken den feinen importierten Whiskey, den ihr Onkel in San Francisco gekauft hatte.
»Caralee!« Onkel Fletcher winkte sie zu sich. »Es wird Zeit, daß du zu uns kommst. Vincent wartet schon ganz ungeduldig.«
William Bannister lachte, und ein paar der Umstehenden stimmten ein. Vincent errötete ein wenig.
Ihr Onkel grinste nur. »Sie ist ein erfrischender Anblick für müde Augen, nicht wahr, mein Junge? Habe das Kleid extra für sie bestellt und es den weiten Weg von New York City ums Kap kommen lassen.« Er klopfte dem blondhaarigen Mann auf den Rücken, und Vincent lächelte gutmütig.
Zumindest das sprach für Vincent. Er schien einigermaßen ausgeglichen. »Sie sieht auf jeden Fall sehr hübsch aus, Mr. Austin. Ihre Nichte ist eine wunderschöne Frau.« Sein Blick glitt zu Carly hinüber. »Und da das der Fall ist, hoffe ich, wird sie mit mir tanzen.«
»Natürlich wird sie das tun.« Ihr Onkel warf ihr einen Blick zu, der keinen Widerspruch duldete, und Carly rang sich ein Lächeln ab.
»Gern sogar.« Das sprach auch für Vincent. Er war ein guter Tänzer. Sie ließ sich von ihm auf die Tanzfläche führen, und sie begannen sich zu den leisen Klängen eines Walzers zu drehen. Sie hatte gehofft, es würde eine Polka oder eine Mazurka gespielt, jedenfalls etwas Lebhaftes. Dann brauchten sie sich nicht zu unterhalten.
»Das, was ich gesagt habe, war ernst gemeint. Du siehst heute abend sehr hübsch aus, Caralee.« Vincent lächelte. Seine braunen Augen leuchteten. »Selbst in San Francisco wärst du die Schönste auf jedem Ball.«
»Danke, Vincent, das ist sehr schmeichelhaft.« Wie alles, was er sagte. Sie tanzten weiter. Carly genoß die Musik, schaffte es aber nicht, sich auf Vincents uninteressante Unterhaltung zu konzentrieren. Obwohl sie sich bemühte, es nicht zu tun, streifte ihr Blick über die Menge. Unwillkürlich suchte sie nach Ramon. Sie erkannte Sam Hollingworth und dessen Frau Amanda, ihre nächsten Nachbarn im Norden, wie George Winston und Royston Wardell. Die Montoyas und einige andere Californio-Familien waren auch da, aber nirgends konnte sie den hochgewachsenen, dunkeläugigen Spanier entdecken.
Es ist besser so, redete sie sich ein. Dennoch empfand sie eine tiefe Enttäuschung.
»Hörst du mir zu, Caralee?« wollte Vincent wissen, als er sie von der Tanzfläche führte. »Ich sagte, ich möchte dich unter vier Augen sprechen. Da ist etwas, das ich dir unbedingt zeigen möchte.«
Carly stemmte sich leicht gegen den Arm, der um ihre Taille ruhte. Mein Gott, was sollte sie tun, wenn er ihr einen Antrag machte? »Du w-willst mir etwas zeigen?«
»Das habe ich gerade gesagt. Wir treffen uns in zwanzig Minuten draußen vor der Scheune.«
»Vor der Scheune? Das halte ich für keine gute Idee, Vincent. Was passiert, wenn uns jemand dabei sieht?«
»Komm, Caralee. Ich wette mit dir, so ängstlich warst du nicht, als du mit dem spanischen Dragon durch die Wälder
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