Geliebter Teufel
sie bisher geritten war und den sie sich bei einem ihrer Nachbarn geliehen hatte.
»Er ist wunderschön, Vincent.« Carly trat näher und strich behutsam über das verzierte Leder. »Großartig.« Sie schaute ihn an und bekam ein schlechtes Gewissen, weil sie so wenig von ihm gehalten hatte. Im stillen wünschte sie sich, sie könnte ihn so mögen, wie ihr Onkel es gern hätte. Das freudige Lächeln auf ihrem Gesicht erstarb. »Leider kann ich das nicht annehmen.«
Vincent war bestürzt. »Du kannst es nicht annehmen? Wieso nicht, Caralee?«
»Weil wir nicht... weil er viel zu teuer ist. Ich kann unmöglich ...«
Vincent zog sie in seine Arme. »Verstehst du denn nicht, Caralee? Ich will dich zur Frau nehmen. Der Sattel ist nur der Anfang. Ich werde dir Juwelen, Kleider und alles kaufen, was dein Herz begehrt. Du wirst das Hauptgesprächsthema in San Francisco - die Königin der Stadt.«
Innerlich zuckte Carly zusammen. Er sprach nicht von Liebe, nicht von Gefühlen, die er für sie hegte. Er dachte einzig und allein an Geld und wollte sie nur, weil sie gut aussah, wegen der Kleider, die sie trug, und der guten Manieren, die sie in der teuren Schule gelernt hatte. Was sie empfand und wie sie als Mensch war, interessierte ihn nicht. Er kannte sie nicht mal näher.
»Ich kann dich nicht heiraten, Vincent. Ich liebe dich nicht. Und wenn ich heirate, will ich den Mann auch lieben.«
Er faßte sie bei den Schultern. Ein paar Haarsträhnen fielen ihm in die Stirn. »Ich erwarte nicht, daß du mich liebst... jedenfalls nicht zu Anfang. Unsere Zuneigung wird mit der Zeit wachsen. Eine größere Rolle spielt, daß wir gut zusammenpassen.«
»Wir passen nicht gut zusammen, Vincent. Wir sind uns kein bißchen ähnlich. Ich will dich nicht kränken, aber ich kann dein Geschenk nicht annehmen - und ich kann dich nicht heiraten.«
Die Herzlichkeit wich aus seinem Gesicht. Mit einem Mal wirkte er älter als sonst. Im Licht der Lampe erschien er ihr plötzlich eigenartig verbissen. Die Lippen hatte er fest aufeinandergepreßt. »Dein Onkel hat mir gesagt, du würdest nicht einwilligen. Aber trotzdem, Caralee, wirst du meine Frau werden.« In dem Moment sah er so sicher aus, daß sie laut auflachen wollte. Auf keinen Fall würde sie jemals Vincent heiraten.
»Ich muß zu unseren Gästen zurück. Jetzt bin ich schon etwas zu lange weg.« Sie wandte sich von ihm ab, aber er faßte nach ihrem Handgelenk und riß sie an sich.
»Du kannst noch nicht gehen, Caralee.«
»Laß mich los, Vincent. Mein Onkel...«
»Mit der Zeit wirst du begreifen, daß dies nur zu deinem Besten geschieht. Und eines Tages wirst du mir dankbar dafür sein.« Ein ungeschickter Kuß folgte. Sie versuchte, sich seinem Griff zu entziehen, aber er hielt sie förmlich umklammert. Seine feuchte Zunge glitt über ihre Lippen, und eine Welle des Zorns erfaßte sie. Verdammt! Für wen zum Teufel hielt er sich? Sie trat ihm kräftig gegen das Schienbein, entlockte ihm einen Schmerzensschrei, aber er ließ sie nicht los. Statt dessen hielt er ihr den Mund zu und drückte sie mit dem Rücken in einen Stapel Stroh.
»Ich werde behutsam sein«, sagte er und begann an seiner Kleidung herumzuhantieren. »Ich verspreche dir, beim nächsten Mal wird es besser.«
Beim nächsten Mal? Da bekam sie endgültig Wut. Er wollte sich ihr aufzwingen und wollte ihr die Unschuld rauben, damit sie ihn heiraten mußte. Daß er zu einer solchen Tat bereit war, nur um zu bekommen, was er haben wollte, sagte ihr überdeutlich, was für ein Mann er war. Sie versuchte, um Hilfe zu schreien, aber er war stärker, als er aussah, und hielt sie sehr fest.
Seine Hände zitterten, als er ihre Brüste streichelte, und eine erneute Welle des Zorns durchflutete Carly. Sie wehrte sich gegen ihn, als er ihr die Nadeln aus dem Haar zog, so daß es auf ihre Schultern herabfiel, und schaffte es dann, ihm einen Kinnhaken zu verpassen. Vincent fluchte kräftig und zerriß ihr Kleid. Da merkte sie, daß er einfach ihre Röcke hochschob und erneut nach seiner Hose griff. Die Wut gab ihr Kraft. Sie stemmte sich gegen ihn - und dann war er plötzlich weg, so leicht hochgehoben, als wäre er ein Kind und kein erwachsener Mann.
Ramon de la Guerra stand nur wenige Meter von ihr entfernt da, leicht breitbeinig und die Hände zu Fäusten geballt. Vincent Bannister lag vor seinen Füßen im Heu.
»Halten Sie sich raus, de la Guerra.« Er setzte sich und wandte sich Ramon zu. »Das geht Sie nichts
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