Geliebter Teufel
sind. Sobald wir auf Las Almas sind, haben wir Zeit, uns zu unterhalten.«
»Aber...«
Er nahm sie beim Arm, bedankte sich bei dem Priester für die Trauung, warf ein paar Münzen in den Opferstock und lief mit großen Schritten den Gang hinunter auf die breiten Doppeltüren zu. Carly mußte förmlich neben ihm herrennen. Pedro Sanchez folgte ihnen und geleitete die beiden älteren Damen mit besorgter Miene nach draußen.
Ihr Onkel verließ ebenfalls die Kirche und blieb an Ramons Kutsche stehen. Er griff nach Carlys Hand und drückte sie überraschend sacht.
»Auf Wiedersehen, meine Liebe.« Er schaute den reglos dreinblickenden Don an. »Ich hoffe doch sehr, du weißt, was du tust.«
Das hoffte sie auch. Lieber Himmel, so hatte sie sich das alles nicht vorgestellt. »Es ... es wird mir gutgehen.« Aus einer innigen Regung heraus beugte sie sich vor und umarmte ihn. »Es tut mir leid, daß alles so gekommen ist.«
Die unerwartete Geste verunsicherte ihn im ersten Moment. »Meine Schuld«, murmelte er rauh. »Verdammt, ich wünschte, du hättest dich von mir leiten lassen.«
Carly nickte nur. In diesem Augenblick wünschte sie sich auch, sie hätte das getan. Selbst eine Heirat mit Vincent hätte sie jetzt angesichts Ramons wachsendem Zorn vorgezogen.
Sie schaute zu ihm hinüber, beobachtete, wie er seiner Mutter und seiner Tante beim Einsteigen in die ehemals großartige Kutsche half. Inzwischen war die schwarze Farbe verblaßt und verwittert, die roten Ledersitze mit Rissen durchzogen, und der Boden knarrte unter dem Gewicht der älteren Damen. Da Pedro Sánchez nur ein paar Schritte entfernt stand, kam er zu ihr und drehte seinen Hut in Händen.
»Ich wünsche Ihnen alles Gute«, sagte er ernst.
»Er ist so wütend, Pedro. Wenn er mich nur erklären lassen würde...«
Er strich ihr mit seiner schwieligen Hand über die Wange. »Du hast seinen Zorn schon einmal ertragen müssen, pequeña. Das hättest du nicht tun sollen.« Er schaute zu Ramon hinüber, musterte ihn und atmete seufzend aus. »Andererseits hat Gott hier vielleicht seine Hand im Spiel gehabt, und am Ende wird es sich heraussteilen, daß es alles so bestimmt war.«
»Es ist nicht so, wie es aussieht, Pedro. Wenn er mich nur anhören würde.«
Der ältere Vaquero nickte. »Mit der Zeit wird sein Zorn sich legen. Dann bekommen Sie die Möglichkeit, ihm alles zu erklären.« Aber er schien nicht das Gefühl zu haben, daß es eine Rolle spielen würde.
Carly spürte ein Brennen im Magen. Sie hatte Ramon von Anfang an unterschätzt. Hoffentlich war ihr das nicht wieder passiert.
Auf der Heimfahrt nach Rancho Las Almas redeten die Frauen nicht viel, hießen sie willkommen in der Familie und sprachen ihre Glückwünsche zu der Hochzeit aus. Ramon sagte kein einziges Wort. Pedro ritt auf seinem feurigen, gescheckten grauen Hengst neben ihnen her. Als sie die kleine Ranch erreichten, fielen die ersten leichten Regentropfen auf das Kutschendach. In der Dunkelheit waren die herabhängenden Wolken nicht zu sehen. Doch es war noch hell genug, um das Haus zu erkennen, das in einem Platanenhain stand und neben dem auf der einen Seite ein von Weiden gesäumter Bach rann. Die meisten Gebäude waren weiß gekalkt: eine Scheune, eine ausgelagerte Küche, ein Räucherhaus und verschiedene, gut befestigte Korrale.
»Ich hoffe, du bist nicht enttäuscht«, bemerkte Ramon kühl, als er ihr beim Aussteigen half. »Es sind nur zweihundert Hektar - nicht achttausend wie Rancho del Robles. Aber ich schätze, mit der Zeit wirst du dich daran gewöhnen.«
»Es ist sehr schön hier, Ramon.« Da sie seinen mißbilligenden Blick nicht länger ertragen konnte, schaute sie sich nach den beiden alten Damen um, die keine Anstalten machten auszusteigen.
»Pedro wird sich um sie kümmern«, erwiderte er. Der ältere Vaquero war von seinem Hengst gestiegen und hatte das Pferd hinter der Kutsche angebunden. Er nahm auf dem Fahrersitz Platz, und Ramon lächelte kühl.
»Meine Mutter und meine Tante werden für die nächsten Tage bei Freunden übernachten ... damit das frischverheiratete Paar sich kennenlernen kann.«
Ein leichtes Unbehagen breitete sich in Carlys Innerem aus. Jetzt war die Sache weit genug gegangen. »Wir müssen miteinander reden, Ramon. Es ist wirklich dringend.«
Spöttisch hob er seine glänzende schwarze Braue, und ein ebenso bissiges Lächeln zuckte um seine Mundwinkel. »Wie du wünschst ... mi amor .«
»Verdammt, Ramon! Hör bitte auf, mich so
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