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Geliebter Teufel

Titel: Geliebter Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Martin
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Tante lächelte. »Mach dir keine Sorgen, niña. Für meinen Neffen ist es ungewohnt, verheiratet zu sein. Die Fesseln stören ihn, aber mit der Zeit wird sich das legen.«
    Carly wurde warm ums Herz, und sie war der älteren Frau dankbar für die freundlichen Worte. In den nächsten Tagen unterhielten sie sich öfter, obwohl Ramons Mutter sie praktisch ignorierte. Tia Teresa jedoch hatte eine Art, die Barrieren zwischen ihnen zu überwinden, die Carly gefiel. Sie fühlte sich bei ihr wie bei ihrer Großmutter, einer Irin, die mit der Familie McConnell in den Kohlengrubensiedlungen gewohnt hatte, eine mutige Frau mit viel Herz. Carly hatte alles an ihr geliebt, die Geschichten, die sie von der mühseligen Reise aus ihrer Heimat in die Neue Welt zu erzählen wußte, ihre knorrigen alten Hände, mit denen sie ihr das Haar flocht, und selbst den schwachen Geruch nach irischem Whiskey, der gelegentlich in ihrem Atem mitschwang.
    Granny McConnell lebte nicht mehr, aber nach ein paar Tagen schon fühlte Carly sich mit Tia Teresa so verbunden wie mit ihrer Großmutter, etwas, das sie seit dem Tod ihrer Mutter nicht mehr erlebt hatte.
    »Bist du sehr beschäftigt, Tia?« sprach Carly die zierliche alte Frau eines Abends an, als Mutter de la Guerra schon zu Bett gegangen war. Die ältere Frau saß im sala und stickte. Sie bewegte ihre von starken, bläulichen Adern durchzogenen Hände so geschickt und flink, daß man ihnen das Alter nicht anmerkte. Carly kam von draußen aus der Küche herein. Sie hatte Blue beim Abwaschen geholfen.
    Das mußte sie nicht tun. Ramons Mutter zeigte sich ein wenig entsetzt, daß eine de la Guerra solche niederen Arbeiten verrichtete, aber Blue war schon alt, und Carly machte diese Tätigkeit nichts aus. So war sie wenigstens beschäftigt und etwas abgelenkt.
    Tia Teresa legte ihre Handarbeit behutsam neben sich auf das  Sofa. »Was gibt es denn, niña ? Machst du dir Sorgen wegen Ramón, ja?«
    »Ja, ich glaube schon.« Sie machte sich jeden Tag Sorgen um ihn und betete, daß er und seine Männer sich auf kein gefährliches Unternehmen eingelassen hatten. »Aber das ist es nicht, weswegen ich mit dir sprechen wollte.«
    »Nicht? Was dann?«
    Hitze stieg ihr in die Wangen. »Es geht um den Abend unserer Hochzeit. Es ist ziemlich peinlich, aber ich ...« Sie holte tief Luft. »Weißt du, ich wußte nicht genau, was ich tun sollte. Ramón war ...«, großartig, unglaublich, einmalig, setzte sie im stillen hinzu, »jedenfalls denke ich, daß ich irgend etwas verkehrt gemacht und ihn enttäuscht habe.«
    »Du glaubst, das ist der Grund, warum er gegangen ist?«
    »Ja...«
    »Es ist die Aufgabe des Mannes, über diese Dinge Bescheid zu wissen. Was kannst du getan haben, das ihn enttäuscht hat?«
    »Ich weiß es nicht. Ich habe überlegt... wie würde sich eine spanische Dame in ihrer Hochzeitsnacht verhalten?«
    Die alte Frau lächelte, und ihr Gesicht wirkte weniger zerknittert. »Ich kann dir nur sagen, was meine Mutter mir einmal erzählt hat und was andere Frauen gesagt haben. Ich kann nicht aus eigener Erfahrung sprechen.«
    »Ich weiß.« Ramons Tante hatte von ihrem novio berichtet, einem jungen Mann namens Esteban. Er war umgekommen, und sie war nie verheiratet gewesen. Ganz offensichtlich trauerte Tia Teresa selbst nach all den Jahren noch um ihn. In gewisser Weise beneidete Carly sie darum. Wie sehr mußten die beiden sich geliebt haben, daß ihre Gefühle die Zeit überdauert hatten!
    Die alte Frau griff wieder nach ihrer Handarbeit, ihre knochigen Finger bewegten sich rhythmisch, die Nadel glitt durch den Stoff, ohne daß Teresa sich besonders darauf konzentrieren mußte. »Wenn ein Spanier heiratet, gibt es immer ein großes
    Fest. Musik und Tanz beginnen gleich nach der Hochzeit. Es wird die ganze Nacht durch gefeiert, manchmal eine Woche lang. Oft kommen die Braut und der Bräutigam nicht dazu, die Ehe zu vollziehen. Das kann Tage dauern.«
    Carly widerstrebte es, eine so intime Frage zu stellen, aber es war sonst niemand da, an den sie sich wenden konnte. »Und wenn es dann soweit ist?«
    Tia schaute von ihrer Arbeit auf. »Die Braut ist sehr nervös und natürlich auch sehr schüchtern. Sie wartet in ihrem Bett auf ihren Mann, und wenn er dann zu ihr kommt, gewährt sie ihm seine ehelichen Rechte, wie sie es ihm durch die Hochzeit versprochen hat.«
    »Wie ... wie geschieht das?«
    Die alte Frau warf einen gespielt genervten Blick zur Decke, als wundere sie sich über die Naivität

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