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Geliebter Teufel

Titel: Geliebter Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Martin
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Landhauses. Weiße Spitzendeckchen hingen über der Rückenlehne des Sofas und schmückten die dunklen Eichentische. Carly merkte von alledem kaum etwas. Sie war viel zu sehr mit ihren Schuldgefühlen und dem schrecklichen Bewußtsein, versagt zu haben, beschäftigt.
    Pedro Sanchez war früh am Morgen schon bei ihr gewesen. Er wollte sie wissen lassen, daß sie auch während Ramons Abwesenheit in Sicherheit war. Die Vaqueros hatten den Auftrag bekommen, sich um ihr Wohl zu kümmern. Ramon hatte mit ihnen gesprochen, ehe er im Morgengrauen aufgebrochen war. Blue würde für sie kochen und den Haushalt führen. Sicher würde es Carly gutgehen, bis ihr Mann aus dem Lager zurückkehrte.
    Natürlich würde es ihr gutgehen.
    Warum fühlte sie sich dann bloß nicht auch gut?
    Wenn sie nur an die schöne Frau dachte, die Ramon in Llano Mirada erwartete, wurde ihr schon übel. Wenn ihr nur etwas mehr Zeit geblieben wäre, hätte sie bestimmt gelernt, Ramon Vergnügen zu bereiten.
    Denn das wollte sie gern tun, erkannte Carly. Lieber sogar als alles andere auf der Welt.
    Sie wollte es — weil sie ihn liebte.
    Ein stechender Schmerz durchzuckte sie, und sie sank auf das Roßhaarsofa. Warum hatte sie das nicht bemerkt? Wie konnte sie die Wahrheit so lange vor sich selbst verbergen? Sie war in Ramon verliebt, schon seit dem Tag, als er sie vor Villegas gerettet hatte, vielleicht sogar schon viel eher.
    Es konnte sein, daß sie ihn bereits von dem Augenblick an liebte, als sie ihre Augen geöffnet und ihn an ihrem Bett hatte beten sehen.
    Und wenn sie ihn liebte, war das auch der Grund, warum sie die Hochzeit erzwungen hatte. Zu dem Zeitpunkt hatte sie nicht darüber nachgedacht. Sie hatte es einfach als notwendig betrachtet, als die einzige Lösung aus einer mißlichen Lage. Nur in ihrem tiefen Innern wollte sie sich nicht eingestehen, daß sie bereit war, alles zu tun, um ihn zu bekommen, weil sie ihn so sehr begehrte. Wenn das aber der Fall sein sollte, war sie nicht besser als Vincent Bannister. Bei dem Gedanken zog sich Carlys Herz schmerzlich zusammen.
    Es vergingen drei Tage. Zuerst war es ihr peinlich. Ramon hatte sie gleich nach ihrer Hochzeitsnacht verlassen, und Pedro, die Vaqueros und alle anderen auf Las Almas wußten das. Sie verbrachte Stunden damit, durch das Haus zu wandern und fand dann einen neuen Freund in der Scheune — Bajito, den kleinen, braunweiß gefleckten Hund, den sie an dem Tag, als das Pferderennen stattgefunden hatte, auf Rey del Sols Rücken gesehen hatte.
    Der Hund schlief in einer der Boxen neben seinem großen Palominofreund, aber er spielte liebend gern, und Carly hatte ihn nach draußen gelockt, um mit ihm Stöckchenholen zu spielen. Danach war sie jeden Tag mit einem Zuckerklümpchen für Rey und ein paar Essensresten für Bajito in die Scheune gegangen.
    Dann, als sie wieder einmal auf dem Boden in der Scheune saß und mit dem struppigen kleinen Hund Tauziehen machte — sie hielt das eine Ende eines alten Lappens in der Hand, während Bajito sich gefährlich knurrend am anderen Ende festgebissen hatte —, hörte sie ein paar Vaqueros draußen miteinander reden.
    Pancho Fernandez, einer der Vaqueros auf Las Almas, war an dem Abend der fandango auf del Robles gewesen. Er hatte gehört, was in der Scheune passiert war, wie Don Ramon zu der Ehe gezwungen worden war, und es unter den anderen Männern weitererzählt. Ramon wollte sie eigentlich nicht, sagte er, und das sei der Grund, warum er gegangen wäre.
    Carlys Kehle war wie zugeschnürt. Es war die Wahrheit, aber es schmerzte sie, sie zu hören.
    »Das glaube ich nicht«, widersprach ein anderer, während sie sich davonschlich, ehe jemand sie entdeckte. »Welcher gesunde Mann würde sie nicht wollen, he? Außerdem habe ich mitbekommen, wie er sie anschaut. Es liegt etwas in seinen Augen, das ich noch nie darin gesehen habe.«
    Bei den Worten glomm ein schwacher Hoffnungsschimmer in ihr auf, ein winziger Funke, der fast schon erloschen war. Vielleicht konnte sie es lernen, ihm Vergnügen zu bereiten und seine Liebe zu gewinnen. Die Hoffnung wuchs und wurde mit jedem Tag ein bißchen größer. Überraschenderweise verstärkte sie sich noch, als seine Tante und seine Mutter zurückkehrten und sich wunderten, daß Ramon weg war.
    »Er ... er hatte etwas zu erledigen«, stammelte Carly und errötete. »Ich bin sicher, er wird so rasch zurückkommen, wie er kann.«
    Seine Mutter runzelte die Stirn, aber seine zerbrechliche, altjüngferliche

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