Geliebter Teufel
Schuhspitze auf, ging hinein und trug sie zum Bett.
»Für das, was zwischen uns passiert, mußt du dich nie schämen«, sagte er und umrahmte ihr Gesicht mit seinen Händen. »Versprich mir, daß du das nie vergessen wirst.«
»Werde ich nicht.«
Er faßte nach ihrem Nachthemd und zog es ihr aus. »So etwas brauchst du nicht. Wir schlafen miteinander, wie Gott uns geschaffen hat.« Sie errötete, aber die Vorstellung, seine dunkle Haut, seinen starken männlichen Körper jede Nacht so fühlen zu können, erschien ihr wunderbar, und eine Woge der Lust erfaßte sie.
Sie schaute ihm zu, wie er sich entkleidete, genoß es, sein Muskelspiel zu bewundern. Er kam nackt zu ihr, und Carly empfing ihn mit offenen Armen — und mit all der Liebe, die sie für ihn verspürte und nicht mehr länger leugnen konnte.
Er küßte sie verlangend, dann zärtlicher und verstärkte so ihre Erregung. Er nahm sie leidenschaftlich, füllte sie aus und brachte sie dazu, ihn beim Namen zu rufen. Danach nahm er sie mit liebevoller Zärtlichkeit und leisen spanischen Koseworten, und diesmal wußte sie, daß sie ihm Vergnügen bereitet hatte. Mit der Zeit würde er sie möglicherweise sogar lieben.
Sie schliefen eine Zeitlang, dann nahm er sie erneut, und noch einmal kurz vor der Morgendämmerung. Ihre Lippen fühlten sich von den vielen Küssen leicht geschwollen an, ihr Körper ein wenig matt, aber unvergleichlich satt. So zufrieden und glücklich war sie noch nie gewesen.
Dann dachte sie an die Hindernisse, die noch zwischen ihnen lagen: der Haß ihres Onkels, Ramons Schwur, Rancho del Robles wiederzugewinnen, die Gefahr, der er sich als El Dragon aussetzte. Doch vielleicht noch schlimmer war, daß sie nicht die Frau war, die er hatte heiraten wollen.
Obwohl sie sich so in seine Arme geschmiegt hatte, fiel es Carly schwer, Schlaf zu finden.
»Ich kann es einfach nicht fassen, daß sie tatsächlich hingegangen ist und ihn geheiratet hat. Sie kennt ihn noch nicht mal.« Vincent Bannister saß Fletcher Austin im Stockmans Club in San Francisco gegenüber.
Fletcher war für das alljährliche Herbsttreffen mit seinem Anwalt Mitchell Webster und seinem Freund und Finanzberater William Bannister in die Stadt gekommen, um sich über die Verteilung der Gewinne nach der matanza im Herbst zu unterhalten. Zu der Jahreszeit wurden Tiere geschlachtet, um Häute und Talg zu verwerten, wie auch etliche Stück Vieh zum Verkauf nach Norden zu den Goldfeldern gebracht.
Das Treffen war verlaufen wie geplant. Webster war gegangen, aber William hatte ihn in den vornehmen Stockmans Club begleitet, und der junge Bannister hatte sich zu ihnen gesellt. Von dem Moment an, wo der junge Mann da war, hatte er nur von Caralee gesprochen.
»Wie konnte sie das nur tun?« fuhr er fort und sprach mehr zu sich selbst als mit Fletcher. »Ich dachte, sie würde mich wenigstens ein bißchen mögen.«
»Ja, wahrscheinlich haben wir sie zu sehr gedrängt.« Ein Kellner brachte Kristallgläser mit feinem irischen Whiskey und Tafelwasser. Der Mann stellte sie auf den polierten Rosenholztisch vor sie hin und ging leise weg.
Fletcher schüttelte den Kopf. »Ich hätte wissen müssen, daß sie rebelliert... immerhin ist sie die Tochter ihrer Mutter.« Letzteres sagte er mit einer eigenartigen Mischung von Stolz. Lucy Austin war eine Frau gewesen, wie er sie kaum wieder kennengelernt hatte, schön, begabt und intelligent. Sie hatte sich an einen nichtsnutzigen Kohlengrubenarbeiter verschenkt, den sie in Philadelphia kennengelernt hatte. Sicher, die Familie war damals arm gewesen, und Lucy hatte ihrem älteren Bruder nicht geglaubt, als er ihr gesagt hatte, eines Tages werde er reich sein, reich genug, um sie beide zu versorgen.
Daß sie Patrick McConnell geheiratet hatte, war dumm gewesen. Sicher, er hatte gut ausgesehen und hatte hübsche, blaue Augen gehabt. Lucy hatte sich für diesen Fehler ein Leben lang abplagen müssen. Aber in den Dutzenden von Briefen, die er über die Jahre von ihr bekommen hatte, hatte sich seine Schwester nie beschwert.
William, der in dem Polstersessel ihm gegenübersaß, meldete sich zu Wort und unterbrach Fletchers Gedanken. Der größere Mann hatte seine übereinandergeschlagenen Beine gelöst und richtete sich gerade auf. »Es war auf jeden Fall eine eigenartige Wende«, sagte er. »Wie du siehst, hat mein Sohn sich noch nicht von der Niederlage erholt. Es scheint, er hat eine hohe Meinung von Caralee.«
»Das tut mir leid, mein Junge.
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