Geliebter Tyrann
könnte.«
Nicole wendete den Kopf ab und fühlte, wie ihr Magen sich hob.
Der Kapitän beobachtete sie. »Was soll es nun sein? Armstrong oder ich und Frank?«
Nicole bemühte sich, tief und gleichmäßig zu atmen und einen klaren Gedanken zu fassen. Sie wußte, wie wichtig es war, in solchen Momenten einen klaren Kopf zu behalten. »Ich werde Mr. Armstrong heiraten«, sagte sie tonlos.
»Ich wußte doch, sie ist ein kluges Kind«, sagte der Kapitän. »Kommen Sie, meine Liebe, wir wollen es hinter uns bringen. Ich bin überzeugt, Sie möchten so schnell wie möglich in die-äh - Sicherheit Ihrer Kabine zurück.«
Nicole nickte und stand auf, während sie mit beiden Händen ihr Kleid zusammenhielt.
»Frank wird bei der Trauung Armstrong vertreten. Es geschieht alles streng nach dem Gesetz. Armstrong hat von einem Anwalt die Papiere ausfertigen lassen, und darin steht, ich könnte einen Mann auswählen, der bei der Trauung an seine Stelle tritt.«
Benommen stand Nicole neben Frank vor dem Kapitän, der die Trauung vollziehen würde, und der Doktor sollte Trauzeuge sein.
Frank beantwortete die Fragen des Kapitäns bereitwillig auf traditionelle Weise; doch als der Captain sagte: »Bianca, willst du diesen Mann zu deinem gesetzmäßig angetrauten Ehemann nehmen?«, weigerte sich Nicole zu antworten. Es war alles so unfair! Man hatte sie entführt, sie aus einem Land weggebracht, an das sie sich gerade zu gewöhnen begann, und nun wurde sie gegen ihren Willen verheiratet. Sie hatte stets von ihrer Hochzeit geträumt, in einem blauen Seidenkleid und überall Rosen. Nun stand sie mit halb zerrissenem Kleid, wunden Lippen und einem ekelhaftigen Geschmack im Mund in einer schmutzigen Kajüte. In den letzten drei Tagen war sie umhergeworfen worden wie ein Blatt auf einem reißenden Fluß. Doch sie würde nie ihren eigenen Namen aufgeben! Wenigstens daran konnte sie sich klammern, selbst wenn alles andere ihrer Gewalt entzogen war.
»Mein Name ist Nicole Courtalain«, sagte sie fest.
Der Kapitän wollte etwas erwidern; doch der Arzt stieß ihn mit dem Ellenbogen an.
»Was kümmert mich das?« murrte der Captain, und dann wiederholte er die Frage, jedoch diesmal an Nicole, nicht an Bianca gerichtet.
Am Ende der Trauung zog er fünf goldene Ringe von verschiedener Größe aus der Tasche und schob den kleinsten davon über Nicoles Ringfinger.
Damit war die Trauungszeremonie beendet.
»Bekomme ich einen Kuß von der Braut?« fragte Frank mit einem lüsternen Grinsen.
Der Doktor nahm Nicole fest beim Arm und führte sie weg von dem Mann zu dem Tisch in der Mitte der Kajüte. Er nahm eine Schreibfeder, kritzelte etwas auf das Papier, drehte sich dann um und gab die Feder an Nicole weiter. »Sie müssen das unterschreiben«, sagte er und schob ihr den Trauschein zu.
Ihre Augen waren voller Tränen, und sie mußte sie abwischen, ehe sie etwas sehen konnte. Der Doktor hatte ihren echten Namen auf dem Trauschein eingetragen. Sie, Nicole Courtalain, war nun Mrs. Clayton Armstrong. Rasch schrieb sie ihren Namen auf die Urkunde.
Sie sah teilnahmslos zu, als Frank sein Zeichen unter das Dokument setzte. Damit war die Eheschließung rechtsgültig.
Der Doktor faßte sie unter den Arm und eskortierte sie aus der Kabine des Kapitäns. Sie war so betäubt, daß sie in ihrer Kajüte anlangte, ohne zu merken, wie sie dorthin gekommen war.
»Hören Sie, meine Liebe«, sagte der Doktor, »mir tut das alles sehr leid, weil ich davon überzeugt bin, daß Sie nicht Miss Maleson sind. Doch glauben Sie mir: es war besser für Sie, daß Sie in diese Trauung einwilligten. Ich kenne Mr. Armstrong zwar nicht, bin jedoch sicher, daß sich eine Annullierung dieser Eheschließung leicht bewerkstelligen läßt, wenn Sie Amerika erreicht haben. Die Alternative wäre jedoch... viel schlimmer. Nun gestatten Sie mir noch, Ihnen einen Rat zu geben. Ich weiß, es wird eine lange Reise sein; doch halten Sie sich so oft wie möglich in Ihrer Kajüte auf. Lassen Sie sich so wenig wie möglich bei den Männern an Deck sehen. Der Kapitän ist nicht viel wert; hat jedoch seine Leute im Zaum- bis zu einem gewissen Grad. Doch Sie müssen ihm dadurch helfen, daß Sie diese Männer Ihre Gegenwart vergessen lassen, wenigstens so weit es irgend geht. Haben Sie mich verstanden?«
Nicole nickte.
»ünd lächeln! Es ist nicht so schlimm, wie es zu sein scheint. Amerika ist schön. Vielleicht wollen Sie gar nicht mehr nach England zurückkehren.«
Nicole zwang
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