Geliebter Tyrann
Regen und versuchen, ein paar Morgen von Nicoles Land zu durchstechen, um deine Ernte zu retten. Und du sitzt hier und wälzt dich in deinem egoistischen Stolz.«
»Stolz? Ich habe keinen Stolz mehr gehabt seit... seit einem gewissen Morgen in einer Höhle.«
»Hör auf damit!« rief Janie. »Hör auf, nur an dich zu denken, und höre mir zu. Hast du nicht ein Wort von dem verstanden, was ich gesagt habe? Wes erzählte Nicole, daß dein Land wahrscheinlich überflutet würde, und sie fand eine Lösung, wie sie deine Ernte retten könnte.«
»Sie retten?« Clay hob den Kopf. »Die einzige Möglichkeit, sie zu retten, wäre ein Ende des Regens. Oder vielleicht könnte man flußaufwärts einen Damm errichten.«
»Oder der Fluß findet eine Möglichkeit, an deinen Äckern vorbeizufließen...«
»Was redest du da?«
Maggie setzte sich neben Clay. »Du sagtest eben, Nicole würde Clays Ernte retten. Aber wie?«
Janie blickte von einem interessierten Augenpaar zum nächsten. »Du kennst doch den scharfen Knick, den der Fluß unterhalb der Mühle macht?« Sie wartete nicht auf eine Antwort. »Nicole überlegt, wenn sie dort einen Graben ziehen würde, könnte der Fluß dieses neue Bett vielleicht annehmen, statt deine Felder in der Niederung zu überschwemmen, wo du deinen Tabak angepflanzt hast.«
Clay lehnte sich im Stuhl zurück und starrte sie an. Er wußte genau, was Janie meinte. Das in der Schleife aufgestaute Wasser brauchte einen Abfluß, und da war es gleichgültig, ob er sich an dieser Stelle anbot oder an einer anderen. Es dauerte eine Weile, ehe er sagte: »Sie würde ein paar Morgen von ihrem Land verlieren, wenn der Fluß diese Richtung nähme.«
»Das hat ihr Wes auch gesagt.« Janie goß den beiden und sich noch eine Tasse Kaffee ein. »Er versuchte, es ihr auszureden; doch sie sagte...« Sie hielt inne und blickte Clay an. »Sie sagte, du brauchtest jemand, der an dich glaubt; damit du die Gewißheit hast, daß jemand an dich denkt.«
Clay stand abrupt auf und ging zum Küchenfenster. Es regnete so heftig, daß er nur eine graue, sich bewegende Masse vor der Scheibe sah. Nicole! dachte er. Er hatte fast ein Jahr lang nur getrunken, damit er nichts mehr denken öder fühlen konnte; aber es hatte nicht annähernd geholfen. Es gab nicht eine Sekunde, betrunken oder nüchtern, wo er nicht an sie gedacht hätte, was gewesen sein könnte, was gewesen sein würde, wenn er nur... Je länger er nachdachte, um so mehr trank er.
Janie hatte recht: er bemitleidete sich selbst. Sein Leben lang hatte er das Gefühl gehabt, er habe alles fest in der Hand; doch dann starben seine Eltern, darauf Beth und James. Er glaubte, daß er Bianca begehrte; doch Nicole hatte ihn verwirrt. Als er erkannte, wie sehr er sie liebte, war es zu spät. Da hatte er sie schon so sehr verletzt, daß sie ihm nie mehr ihr Vertrauen schenken konnte.
Der Regen peitschte gegen die Scheibe. Irgendwo dort draußen in dem kalten Wolkenbruch arbeitete sie für ihn. Sie opferte ihr Land, ihre Ernte, die Sicherheit all der Leute, die von ihr abhingen. Was hatte Janie gesagt? Sie wollte ihm zeigen, daß jemand an ihn dachte.
Er drehte sich Janie zu. »Ich habe ungefähr sechs Männer, die mir noch auf der Plantage geblieben sind. Ich werde sie und ein paar Schaufeln holen.« Er ging auf die Tür zu. »Sie werden etwas zu essen brauchen. Leere die Vorratskammern.«
»Jawohl, Sir!« antwortete Maggie grinsend.
Die beiden Frauen starrten auf die Tür, die Clay hinter sich zugeworfen hatte.
»Diese süße kleine Lady liebt ihn noch immer, nicht wahr?« fragte Maggie.
»Sie hat nicht einen Moment aufgehört, ihn zu lieben, obwohl ich wahrhaftig alles versuchte, um sie davon abzubringen. Meiner Meinung nach ist kein Mann gut genug für sie.«
»Was ist denn mit diesem Franzosen, der bei ihr wohnt?« fragte Maggie feindselig.
»Maggie, du weißt nicht, wovon du redest.«
»Ich habe ein paar Stunden Zeit, dir zuzuhören«, sagte Maggie, während sie begann, Lebensmittel auf Jutesäcke zu verteilen. Sie würden sie in die Mühle bringen und dort kochen. Frische Nahrungsmittel konnten ruhig naß werden, es war besser, als die gekochten Speisen zu transportieren.
Janie lächelte. »Ich kann dir den Tratsch eines ganzen Jahres erzählen, damit uns die Arbeit besser von der Hand geht.«
Der Regen prasselte so heftig herunter, daß Clay Mühe hatte, seine Männer über den Fluß zu bringen. Das Wasser schwappte über den Rand des flachen
Weitere Kostenlose Bücher