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Geliebter Tyrann

Titel: Geliebter Tyrann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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Kraft.«
    Janie starrte ihn einen Moment an. »Wie lange ist es her, seit du zuletzt gegessen hast?«
    »Gegessen? Es gibt nichts zu essen. Hast du nicht gewußt, daß meine liebe Frau alle Vorräte selbst verzehrt?« Er versuchte, sich aufzusetzen, doch das bereitete ihm Mühe.
    Janie ging zu ihm, um ihm zu helfen. »Du stinkst!«
    »Vielen Dank, meine Liebe; so etwas Nettes hat mir seit langem keine Frau mehr gesagt.«
    Sie half ihm aufzustehen. Er schwankte bedenklich auf den Füßen.
    »Ich möchte, daß du mit mir kommst.«
    »Natürlich. Ich folge dir, wohin du willst.«
    »Wir gehen zuerst hinaus in den Regen. Vielleicht macht dich das ein wenig nüchterner. Bestimmt macht es dich sauberer. Dann gehen wir in die Küche hinüber.«
    »Oh, ja«, sagte Clay. »Die Küche. Der Lieblingsaufenthalt meiner Frau. Die arme Maggie muß jetzt mehr schuften als früher, wo sie noch für die ganze Bagage kochte. Weißt du eigentlich, daß sie alle fortgelaufen sind?«
    Janie stützte Clay, während sie zur Seitentür gingen. »Ich weiß, daß ich noch nie einen schlimmeren Fall von Selbstbemitleidung erlebt habe als den deinen.«
    Der Regen empfing sie draußen wie mit Hackmessern. Janie zog den Kopf ein, um das Gesicht vor dem niederprasselnden Wasser zu schützen; doch Clay schien gar nicht zu merken, wie der Regen ihm in die Haut schnitt.
    ln der Küche stocherte Janie die Glut auf und legte Holzkohlen dazu. Dann setzte sie einen Topf Wasser auf den Herd und kochte Kaffee. Die Küche glich einer Rumpelkammer. Man hätte kaum glauben können, daß sie früher einmal nur so geblitzt und gefunkelt hatte vor Sauberkeit. Jetzt glich sie einem Zimmer, in dem keiner wohnen wollte und das deshalb vernachlässigt wurde.
    Janie half Clay zu einem Stuhl und ging dann wieder hinaus in den Regen, um Maggie zu holen. Sie wußte, daß sie Hilfe brauchte, wenn Clay wieder nüchtern werden sollte.
    Eine Stunde später hatten Maggie und Janie ihm eine gewaltige Menge schwarzen Kaffees eingeflößt und darauf ein halbes Dutzend Rühreier. Und Maggie redete dabei ununterbrochen:
    »Das ist kein glückliches Haus mehr. Diese Frau steckt ihre Nase doch in alles. Sie möchte, daß wir uns vor ihr verneigen und ihr die fetten Füße küssen. Wir haben sie alle ausgelacht, ehe Clay sie heiratete.« Maggie hielt inne und streifte Clay mit einem harten Blick. »Doch danach konnte es ihr keiner mehr recht machen. Jeder, der flüchten konnte, nahm reißaus. Als sie anfing, die Rationen zu kürzen, rannten sogar ein paar von den Sklaven weg. Ich glaube, sie wußten, daß Clay sie nicht wieder einfangen würde. Und sie hatten recht.«
    Clay begann, nüchterner zu werden. »Janie will nichts von unseren Problemen hören. Leute, die im Himmel wohnen, wollen nichts von der Hölle wissen.«
    »Du hast dir die Hölle selbst ausgesucht«, begann Maggie. Offenbar war das eine Ansprache, die sie schon auswendig kannte.
    Janie legte ihr die Hand auf den Arm, damit sie verstummte. »Clay«, sagte sie ruhig, »bist du nüchtern genug, um mir zuhören zu können?«
    Er sah von dem Teller mit den Rühreiern auf. Seine braunen Augen lagen tief in ihren Höhlen. Sein Mund war ein Strich, die Mundwinkel wie eingeätzt. Er sah viel älter aus, als Janie ihn in Erinnerung hatte. »Was hast du mir zu sagen?« fragte er tonlos.
    »Ist dir bewußt, was der Regen mit deinen Feldern anrichtet?«
    Er runzelte die Stirn, schob dann seinen Teller von sich. Janie schob ihn an den alten Platz zurück. Er gehorchte ihr und begann wieder zu essen. »Ich mag zwar betrunken sein, aber ich fürchte, ich habe nicht alles abblocken können, was mir zugestoßen ist, vielleicht sollte ich besser sagen, alles, was ich angestellt habe. Mir ist durchaus bewußt, was der Regen auf meinen Feldern anrichtet. Hältst du das nicht für ein passendes Ende? Nach allem, was meine Frau« - er spuckte das Wort förmlich aus-»angestellt hat, um sich diese Plantage unter den Nagel zu reißen, sieht es so aus, als würden wir beide sie verlieren.«
    »ünd du bist bereit, das zuzulassen?« forschte Janie. »Der Clay, den ich gekannt habe, hat stets für das gekämpft, was er haben wollte. Ich erinnere mich noch, wie du und James drei Tage lang ein Feuer bekämpftet.«
    »Oh, ja, James«, sagte Clay leise. »Damals war ich mit dem Herzen dabei.«
    »Du magst dir ja gleichgültig sein«, sagte Janie wütend, »doch anderen Leuten bist du es nicht. ln diesem Augenblick sind Wesley und Nicole draußen im

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