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Geliebter Tyrann

Titel: Geliebter Tyrann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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Ruderbootes und drohte, die Männer zusammen mit dem Land zu verschlingen. Schon war der Fluß so weit angestiegen, daß er mehrere Reihen von Clays Tabakpflanzen fortgerissen hatte. Als sie das andere Ufer erreichten, schulterten die Männer die Schaufeln und trottete mit gesenkten Köpfen hügelan, damit die Hutkrempen wenigstens ihre Augen etwas vor dem Regen schützten. Sobald sie den Platz erreicht hatten, wo die anderen gruben, verloren sie keine Zeit. Dieser Clayton, der sie aus ihren Quartieren geholt hatte, war ein Mann, dem sie blindlings gehorchten.
    Clay drückte die Schaufel in die nasse Erde. Es war nicht die Zeit, darüber nachzudenken, daß er Nicole half, ihr Land zu opfern. Plötzlich schien es für ihn wichtig, seine Saat zu retten. Er wollte unbedingt seinen Tabak ernten, das war sein sehnlichster Wunsch in diesem Moment.
    Er grub mit solcher Energie, wie er sie noch nie zuvor gezeigt hatte. Er arbeitete wie ein Besessener. Er konzentrierte sich so sehr, mit der Schaufel die Erde aus dem Weg zu räumen, daß er zunächst die Hand auf seinem Arm gar nicht spürte. Als er in die Wirklichkeit zurückkehrte, drehte er sich um und sah in Nicoles Augen.
    Es war, als träfe ihn der Blitz, als er sie wiedersah. Sie hätten ganz allein in diesem Unwetter sein können. Sie trugen beide breitkrempige Hüte, und das Wasser strömte ihnen über die Gesichter.
    »Hier!« rief sie, gegen die Wut des Regens ankämpfend. »Kaffee!« Sie hielt einen Becher hoch und deckte ihn mit der anderen Hand gegen den prasselnden Regen ab.
    Er nahm ihn und trank ihn leer, ohne ein Wort zu sagen.
    Sie nahm ihm den leeren Becher ab und entfernte sich wieder.
    Er stand einen Moment still und beobachtete, wie sie in dem klebrigen Lehm zu gehen versuchte. Sie wirkte besonders zierlich in der Männerkleidung und mit den großen Stiefeln. Um sie herum waren Stengel von fast reifem Weizen in den Lehm getrampelt - ihr Weizen.
    Er sah sich zum erstenmal richtig um. Da waren fünfzehn Männer, die an dem Graben arbeiteten. Er erkannte Isaac und Wes am anderen Ende. Zu seiner Linken lag das Land, das sie abzutrennen versuchten. Der Weizen bog sich unter dem strömenden Regen; doch die Schräge des Hügels erlaubte dem
    Wasser, abzufließen. Nicht weit von ihm entfernt entdeckte er eine niedrige Steinmauer. Clay hatte Isaac und Nicole bei dem Bau dieser Mauer beobachtet. Jedesmal, wenn sie einen Stein aufhob, hatte er einen kleinen Schluck aus dem Whiskykrug genommen. Nun wurde die Frucht dieser harten Arbeit dem Fluß überlassen, weggeworfen, als bedeute sie nichts. Und das alles seinetwegen!
    Er stieß die Schaufel wieder in die Erde und begann noch härter zu graben.
    Das bißchen Licht, das noch durch die Regenwolken drang, begann ein paar Stunden später zu erlöschen. Nicole kam abermals zu ihm und deutete ihm mit Gesten an, daß er aufhören und essen sollte. Clay schüttelte den Kopf und grub weiter.
    Die Nacht brach herein, und die Männer gruben immer noch. Bei diesem Regen war es unmöglich, Laternen anzuzünden, also ließen sie sich teilweise von ihrem Instinkt und teilweise von ihren Augen leiten, die sich der Dunkelheit angepaßt hatten. Wesley versuchte, die grabenden Leute zwischen den abgesteckten Linien zu halten.
    Gegen Morgen kam Wes zu Clay und deutete ihm mit der Hand an, daß er ihm folgen sollte. Die Männer waren erschöpft von der harten Arbeit, froren in der nassen Kälte und rieben sich den schmerzenden Rücken. Das Schaufeln war schon schlimm genug; aber bei dem strömenden Regen gönnten sie sich auch keine Atempause.
    Clay folgte Wes bis zum anderen Ende des Grabens, wo der Durchstich erfolgen sollte. Sie waren schon ziemlich nahe an das Wasser herangekommen. Ungefähr in einer Stunde würden sie wissen, ob ihrer Arbeit Erfolg beschieden war. Der Fluß, durchzuckte es Clay, mußte Nicoles Opfer nicht annehmen. Er konnte bleiben, wo er war, und an dem Kanal vorbeifließen.
    Wes sah Clay fragend an. Offenbar wollte er von ihm wissen, wie sie die Mündung des Grabens gestalten sollten. Der Regen war so heftig und laut, daß sie sich nicht mit Worten verständigen konnten. Clay deutete auf die Einbuchtung in der Flußschleife, und die beiden Freunde begannen dort gemeinsam zu graben.
    Der Himmel lichtete sich im Osten. Die Männer konnten nun überblicken, was sie in der Nacht geleistet hatten und wo sie weitergraben mußten. Es fehlten höchstens noch zwei Meter, und der tiefe Graben war vollendet.
    Wes und

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