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Geliebter Tyrann

Titel: Geliebter Tyrann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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umgesehen.«
    »Aber was wird dann aus Ihrem Getreide? Sie sagten, die Backes hätten eine Mühle.« »Nur eine kleine. Es ist für mich bequemer, mein Getreide zu ihnen zu schicken, als mich um den Betrieb dieser Mühle zu kümmern.«
    »ünd wie steht es mit den anderen Farmern? Ich bin überzeugt, daß Leute wie Janies Vater eine Mühle brauchen. Oder schaffen sie ihr Getreide auch zu den Backes? Ist die Mühle weit von hier entfernt?«
    Clay nahm sie bei der Hand und führte sie wieder nach draußen. »Wir wollen erstmal etwas essen, und dann werde ich Ihre Fragen beantworten. Dort oben auf dem Hügel ist ein hübscher Picknickplatz.«
    Nachdem sie kalten gebackenen Schinken, eingelegte Austern und Aprikosentörtchen ausgepackt hatten, fing Clay seinerseits an, sie mit Fragen zu bestürmen. Er wollte unbedingt wissen, warum Nicole an dieser Mühle so interessiert war. Nicole war sich nur zu deutlich seiner Nähe bewußt und daß sie in diesem stillen, abgeschiedenen Wäldchen ganz allein waren. »Mein Großvater und ich arbeiteten eine Zeitlang in einer Mühle, ich habe damals eine Menge von dem Müller gelernt.«
    »Ihr Großvater«, sagte er, während er sich ausstreckte und den Kopf auf seine verschränkten Hände bettete. »Wir leben nun schon ziemlich lange unter einem Dach zusammen, doch ich weiß so wenig von Ihnen. Haben Sie immer bei ihrem Großvater gelebt?«
    Sie sah auf ihre Hände hinunter und blieb stumm. Sie wollte nicht über ihre Familie sprechen. »Nicht lange«, sagte sie rasch und sah wieder zur Mühle hinunter. »Haben Sie nicht in Betracht gezogen, die Mühle zu verkaufen?«
    »Nein, nie. Ihre Eltern - waren das auch Müller?«
    Nicole brauchte eine Weile, bis sie begriff, was er meinte, und die Vorstellung, daß ihre elegante Mutter- mit ihrer kunstvoll garnierten und gepuderten Frisur, mit den drei winzigen sternförmigen Pflästerchen in den Augenwinkeln und ihrem Gewand aus schwerem Brokat - in einer Mühle arbeitete, reizte sie zum Lachen. Ihre Mutter glaubte, daß Brot ausschließlich in der Küche hergestellt wurde.
    »Worüber lachen Sie denn?«
    »über die Vorstellung, daß meine Mutter in einer Mühle gearbeitet haben könnte. Sagten Sie nicht, da wäre ein Haus in der Nähe? Könnten wir es besichtigen?«
    Rasch packten sie Teller und Schüsseln zusammen, und Clay zeigte ihr das Haus, das ganz aus Holz bestand. Es war ein schlichtes Einzimmerhaus mit einem Dachboden darüber: altmodisch, aber solide und dauerhaft gebaut.
    »Lassen Sie uns wieder ans andere Ufer zurückkehren. Da ist etwas, was ich noch mit Ihnen besprechen möchte, und ein Platz, den ich Ihnen zeigen will.«
    Clay ruderte sie nicht in gerader Linie über den Fluß, sondern lenkte das Boot flußaufwärts, an bepflanzten Feldern vorbei, und hielt an einer Stelle des Ufers, die ihr unpassierbar erschien. Sie war dick mit Buschwerk bewachsen, und die langen Zweige einer Weide trieben im Wasser.
    Clay stieg aus dem Boot und band es an einem Pfahl fest, der in den Büschen versteckt war. Er reichte Nicole die Hand und half ihr auf den ungefähr dreißig Zentimeter breiten Sandstreifen hinauf, der das Ufer säumte. Dann schob er die Zweige eines gewaltigen Myrtenstrauches beiseite und legte einen ziemlich breiten Pfad frei. »Nach Ihnen«, sagte Clay und folgte ihr. Die Zweige des Myrtenbusches schwangen zurück und bargen den Pfad wieder unter sich.
    Der Pfad mündete auf einer grasbewachsenen Lichtung, die vollkommen von Bäumen und Büschen eingeschlossen war. Man glaubte einen großen, dachlosen Raum zu betreten, und an zwei Seiten blühte eine üppige Fülle von Blumen. Nicole erkannte einige mehrjährige Arten, obwohl die Blumen von Gräsern durchwuchert waren, konnten sie sich gegen die Konkurrenz behaupten und vermehren.
    »Das ist herrlich«, sagte sie und drehte sich im Kreis, während das saftige Gras ihr um die Knöchel strich. »Jemand hat das angelegt. Das kann nicht von allein entstanden sein.«
    Clay setzte sich in das Gras und lehnte sich gegen einen Stein, der aussah, als wäre er eigens für seine Bequemlichkeit gemacht. »Wir haben das als Kinder angelegt. Es hat lange gedauert. Doch wir verbrachten jeden freien Moment hier. Wir wollten einen Platz für uns haben.«
    »Ein Versteck, nicht wahr? Man könnte bis auf einen Meter an jemand herankommen und ihn doch nicht sehen. Die Büsche sind zu dick.«
    Clays Augen hatten einen entrückten Blick. »Meine Mutter glaubte, die Hunde hätten ihr die

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