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Geliebter Tyrann

Titel: Geliebter Tyrann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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aufhob, den sie sehr liebte.
    Immer noch wie betäubt blickte Nicole auf den Kaminsims. Langsam durchquerte sie das Zimmer. Ein kleines rotes Samtbarett lag dort. Sie hatte Bianca des öfteren so ein Barett tragen sehen. Daneben lag ein goldener Armreif, den sie auch an Biancas Arm bemerkt hatte. Darin eine Inschrift: »B. in Liebe gewidmet, C.«
    Nicole trat vom Kamin zurück. Das Porträt, die Kleidungsstücke, das Armband: das alles zusammen bildete einen Schrein. Wenn sie es nicht besser gewußt hätte, hätte sie annehmen müssen, es sei eine Gedenkstätte für eine Tote.
    Wie konnte sie dagegen ankämpfen? In der vergangenen Nacht hatte er kein Wort der Liebe zu ihr gesagt. Sie erinnerte sich voller Entsetzen, daß sie allein ihm alles gesagt hatte. Zum Henker mit ihm! Er wußte doch, wie sie schon auf die kleinste Menge Alkohol reagierte. Es war immer schon ein Familienwitz gewesen, daß man Nicole nur ein paar Tropfen Wein einflößen müsse, wenn man ihre Geheimnisse erfahren wollte.
    Aber heute morgen würde sich das ändern! Heute morgen mußte sie versuchen zu retten, was von ihrem Stolz noch übrig war. Sie durchquerte den Garten, ging in die Küche und frühstückte. Maggie machte immer wieder Andeutungen, daß Mr. Clay ins Haus käme und Nicole mit ihm frühstücken sollte. Doch Nicole wollte nichts davon hören.
    Nach dem Frühstück ging sie ins Waschhaus und besorgte sich Putzsachen. Im Haupthaus zog sie sich dann ein Arbeitskleid aus mitternachtsblauem Kaliko an, ging hinunter ins Erd-geschoß und begann, das Morgenzimmer zu schrubben. Vielleicht half ihr die Arbeit, zu einem Entschluß zu kommen.
    Sie polierte gerade das Spinett, als Clays Lippen ihren Nacken berührten. Sie zuckte zusammen, als hätte man sie verbrannt.
    »Ich habe dich beim Frühstück vermißt«, sagte er verträumt. »Ich wäre bei dir geblieben, wenn reicht die Erntezeit unmittelbar bevorstünde.« Seine Augen waren dunkel und schattig.
    Nicole holte tief Luft. Wenn sie hier bei ihm bliebe, würde sie jede Nacht mit ihm verbringen, bis er endlich die Frau bekam, die er liebte. »Ich möchte mit dir sprechen.«
    Er reagierte sofort auf ihren kühlen Ton. Sein Rücken wurde steif. Dieser verträumte, verführerische Ausdruck auf seinem Gesicht verschwand. »Was ist denn?« Seine Stimme hatte sich ihrem Ton angepaßt.
    »Ich kann hier nicht bleiben«, sagte sie tonlos und versuchte, ihren Schmerz vor ihm zu verbergen. »Bianca...« Es tat ihr sogar weh, diesen Namen auszusprechen. »Bianca wird sicherlich bald nach Amerika kommen. Ich bin überzeugt, daß sie das erste Schiff hierher nimmt, wenn sie deinen Brief und das Geld für die Überfahrt erhalten hat.«
    »Es gibt keinen Platz, wohin du gehen kannst. Du mußt hierbleiben.« Es war ein Befehl.
    »Als deine Mätresse?« brauste sie auf.
    »Du bist meine Frau! Wie kannst du das vergessen, da du mich doch ständig daran erinnerst, daß du zu dieser Ehe gezwungen wurdest?«
    »Ja, ich bin deine Frau. Momentan. Doch wie lange wird das dauern? Würdest du mich immer noch als Ehefrau haben wollen, wenn deine teure Bianca in diesem Augenblick durch die Tür käme?«
    Er entgegnete nichts darauf.
    »Ich verlange eine Antwort! Ich glaube, die habe ich verdient. In der vergangenen Nacht hast du mich absichtlich betrunken gemacht. Du wußtest, welche Wirkung der Alkohol auf mich hat, und daß er die Ursache dafür war, daß ich mich nicht an die Nacht erinnern konnte, als du mich vor den Hunden rettetest.«
    »Ja, ich kannte die Wirkung, die der Alkohol auf dich ausübt. Und ich wußte auch, daß du reden mußtest. Eine andere Absicht hatte ich nicht damit verbunden.«
    Sie wandte einen Moment das Gesicht zur Seite. »Ich bin überzeugt, daß es dir nur darum ging. Doch da lag ich nun auf deinem Schoß und bettelte dich an, mich in deine Arme zu nehmen.«
    »So war es nicht. Du mußt dich doch noch erinnern können ...« Er kam einen Schritt näher.
    »Ich erinnere mich an alles.« Sie versuchte, sich zu beruhigen. »Bitte, höre mich an. Ich habe meinen Stolz, obwohl es manchmal so aussieht, als hätte ich ihn verloren. Du verlangst zuviel von mir. Ich kann nicht als deine Frau in deinem Haus bleiben - als deine wahrhafte Ehefrau -, wenn ich weiß, daß das eines Tages alles ein Ende haben wird.« Sie bedeckte das Gesicht mit den Händen, »ln meinem Leben hat es zu oft ein Ende gegeben!«
    »Nicole...« Er berührte ihr Haar.
    Sie wich ihm rasch aus. »Faß mich nicht an! Du hast zu

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