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Geliebter Tyrann

Titel: Geliebter Tyrann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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mehr? Nicht ein Flügel hat vier Stockwerke.«
    Ellen grinste. »Du bist ein kluges Kind. Ich glaube, du verstehst mein Haus wirklich.«
    Jemand rief Ellen von ihr fort, und zwei Frauen bestürmten Nicole wieder mit Fragen, als sie das Buffet aufstellen half. Es gab mindestens zwanzig Tische, und sie alle bogen sich unter der Last der Speisen. Jede Familie schien genauso viel an Nahrungsmitteln mitgebracht zu haben wie Nicole und Janie. Man hatte eine Grube gegraben, und Hunderte von Austern wurden darin geröstet. Einige Sklaven drehten ein ganzes
    Schwein am Spieß über dem Feuer und beträufelten es mit einer scharfgewürzten Soße. Jemand erzählte Nicole, auf solche Weise würden in Haiti die Schweine gebraten, und man nenne dieses Verfahren »Barbeque«.
    Plötzlich ließ sich vom anderen Ende der Plantage ein Jagdhorn vernehmen.
    »Es ist Zeit«, rief Ellen und band ihre Schürze ab. »Das Pferderennen wird jeden Moment beginnen.«
    Wie auf Kommando legten alle Frauen die Schürzen ab, hoben die Röcke an und begannen zu laufen.
    »Nachdem sich auch das schöne Geschlecht eingefunden hat, können wir beginnen«, begrüßte sie einer der Männer.
    Nicole stand etwas abseits von den anderen Frauen, die sich am Rande des sorgfältig gepflegten, ovalen Rennkurses versammelten. Bei dem Laufen hatte sich ihr Haar etwas aufgelöst. Sie schob eine vorwitzige Locke unter ein Band.
    »Laß mich das machen«, sagte Clay hinter ihr. Seine Hände taten sehr wenig für die verirrten Locken; doch seine Fingerspitzen auf ihrem Nacken schickten kleine Schauer durch ihre Wirbelsäule. Er schwenkte sie herum. »Gefällt es dir?«
    Sie nickte, während sie zu ihm hinaufstarrte. Seine Hände ruhten auf ihren Schultern, sein Gesicht war dicht vor dem ihren.
    »Mein Pferd wird gleich starten. Willst du mir einen Kuß geben, damit ich gewinne?«
    Wie stets stand ihre Antwort in ihren Augen geschrieben. Seine Arme glitten um ihre Taille, als er sie dicht an sich heranzog. Er hielt sie einen Moment fest, sein Gesicht an ihrem Hals vergraben. »Ich bin so froh, daß du mitgekommen bist«, flüsterte er und fuhr dann mit seinen Lippen an ihrer Wange entlang, ehe er ihren Mund gefangennahm. Nicole konnte spüren, wie ihre Beine schwach wurden, als sie sich an ihn klammerte.
    »Clay!« rief jemand. »Dafür hast du noch die ganze Nacht Zeit. Komm, und kümmere dich jetzt um deine Pferde.«
    Clay löste die Lippen von Nicoles Mund. »Die ganze Nacht«, flüsterte er und fuhr sacht mit dem Finger am Rand ihrer
    Oberlippe entlang. Dann ließ er sie abrupt los und ging auf einen Mann zu, der wie eine größere Ausgabe von Wesley aussah. Der Mann schlug Clay mit der Hand auf den Rücken. »Ich kann dich aber gut verstehen. Glaubst du, es gibt noch mehr solche Schönheiten wie sie in England?«
    »Ich habe mir die letzte geholt, Travis«, antwortete Clay lachend.
    »Trotzdem werde ich wohl eines Tages mal hinüberfahren und mich persönlich davon überzeugen.«
    Nicole sah den beiden Männern nach, die sich vom Sattelplatz entfernten. Vermutlich war ihr auch Wesleys Bruder vorgestellt worden; doch bei so vielen Namen und Gesichtern war es schwer, sich alle zu merken.
    »Nicole!« rief Ellen. »Ich habe dir einen Platz neben mir reserviert.«
    Nicole eilte an ihre Seite, um das Pferderennen zu beobachten.
    Drei Stunden später gingen Männer und Frauen gemeinsam zurück zu dem Rasenplatz, wo die Buffets sie erwarteten. Nicole hatte ganz rote Wangen von dem vielen Lachen und der Sonne. Seit den Tagen vor der Französischen Revolution hatte sie sich nicht mehr so gut amüsiert, ihre französischen Vettern hatten stets darüber geklagt, daß die Engländer so nüchterne Leute wären, daß sie nur für die Arbeit und die Kirche lebten und nicht wüßten, wie man sich seines Lebens erfreue: Sie blickte die Amerikaner, die sie umgaben, an und wußte, daß ihre Vettern an diesen Leuten Gefallen gefunden hätten. Den ganzen Morgen über hatten sie gelacht und gejubelt. Die Frauen hatten sich recht deutlich ausgesprochen und laut ihre Meinungen verkündet, was sie von den Pferden hielten. Undsie unterstützten keineswegs nur die Gäule ihrer Ehemänner. Ellen hatte mehrere Male gegen Horace gewettet, und nun prahlte sie damit, daß Horace ihr eigenhändig ein neues Blumenbeet graben und fünfzig neue Tulpenzwiebeln aus Holland bestellen müsse.
    Nicole hatte schweigend dabeigestanden, als Außenseiterin, als Zuschauerin, bis Travis bemerkte, wie sie

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