Geliebter Tyrann
Armstrong-Plantage«, sagte sie selbstgefällig zwischen zwei Gabeln voll Hühnerfleisch.
»Wer ist dann diese hübsche kleine Dame, von der Clay behauptet, sie wäre seine Frau?«
Bianca schob das Kinn vor, während sie unablässig weiterkaute. ln ihr loderte immer noch der Zorn, weil Clay sie zu Hause gelassen hatte, um mit Nicole zur Party zu gehen. Er hatte sich ihr gegenüber reichlich sonderbar benommen in der Nacht, als dieser nette Mr. Wesley Stanford bei ihnen zu Gast gewesen war. Clay schien sie seither ständig zu beobachten, und Bianca war dieses Anstarren allmählich auf die Nerven gegangen. Sie hatte ihm ihre Idee vorgetragen, das Haus mit einem Flügel zu erweitern, und er hatte nur dagesessen und sie angestarrt. Bianca hatte wütend das Zimmer verlassen und bei sich geschworen, daß sie ihm diese Unverschämtheiten heimzahlen würde.
Dann hatte er plötzlich die Plantage verlassen. Sie war froh, daß er fort war; seine dauernde Gegenwart machte sie nervös. Sie hatte stundenlang Menüs zusammengestellt, die man ihr während seiner Abwesenheit servieren sollte. Sie war außer sich gewesen, als diese widerliche Person, diese Maggie, nicht einmal die Hälfte der Gerichte zubereitet hatte, die sie bestellte. Als sie sich in die Küche begab, um der Köchin zu sagen, daß sie ihre Anweisungen ausführen sollte, wenn sie auf ihren Job noch weiter Wert legte, war Wesley wieder bei ihr erschienen. Er hatte ihr von der Party erzählt und daß Clay Nicole mitgenommen habe.
Bianca hatte sich widerwillig bereitgefunden, in aller Frühe des nächsten Morgens mit ihm zur Plantage der Backes zu reisen. Wie konnte diese schreckliche Nicole es wagen, sich an ihrem Eigentum zu vergreifen? Sie würde es ihr zeigen! Sie brauchte Clay nur ein einzigesmal anzulächeln, und er würde genauso reagieren wie an dem ersten Abend, als er sie wiedersah. Oh, ja, sie wußte, was für einen Charme die Frauen ihrer Familie besaßen.
»Diese Frau ist einmal mein Dienstmädchen gewesen«, sagte Bianca von oben herab.
»Ihr Dienstmädchen!« lachte Abe. »Mir scheint, sie ist jetzt Clays Mädchen.«
»Belästigen Sie jemand anders mit Ihren schmutzigen Gedanken«, sagte Bianca, während sie aufstand, um ihren Teller neu zu füllen.
»Hören Sie«, sagte Abe, der ihr folgte. Er redete jetzt im ernsten Ton. »Ich dachte, Sie würden Clay heiraten und uns dann helfen können. Pa kümmert sich um nichts anderes als um seine Bibel. Wir haben nicht weit von Clays Plantage entfernt ein Stück Land; aber kein Vieh. Wir hofften, Sie könnten uns einen Bullen leihen, und da wir ja zur selben Familie gehören, uns vielleicht auch ein paar von Ihren Färsen abgeben.«
»Und auch ein paar Hühner«, setzte Ike hinzu. »Ma hätte ganz gern noch ein paar Hühner. Sie ist eine Cousine dritten Grades von Ihnen.«
Bianca wirbelte herum. »Ich bin nicht mit euch verwandt! Wie könnt ihr es wagen, euch auf meine Kosten bereichern zu wollen? Wie könnt ihr es wagen, mit mir über... Tiere zu reden?«
Es dauerte einen Moment, ehe Abe ihr darauf eine Antwort gab: »Mir scheint, Sie haben die Situation noch nicht ganz begriffen, Miss Nase-in-der-Luft! Sie bekommen nicht einen Cent von Clays Geld, nicht wahr? Sie kommen von England herüber, und dann heiratet er an Ihrer Stelle Euer Dienstmädchen!« Abe begann zu lachen. »Das ist die beste Geschichte, die ich seit Jahren gehört habe. Warten Sie nur ab, bis ich sie all den Gästen hier erzähle.«
»Das ist nicht wahr!« sagte Bianca, und ihre Augen begannen sich mit Tränen zu füllen. »Clayton wird mich heiraten! Ich werde die Armstrong-Plantage besitzen. Es wird nur noch ein bißchen dauern, das ist alles. Er muß erst noch seine Ehe mit meinem Dienstmädchen annullieren lassen.«
Abe und Ike wechselten amüsierte Blicke, während sie kaum das Lachen unterdrücken konnten.
»Annullieren, he?« höhnte Abe. »Gestern, als sie auf seinem
Schoß saß und ihn fütterte, sah es gar nicht so aus, als dächte er daran, sich von ihr zu trennen.«
»Und was war, als er sie nachmittags hinaufnahm in sein Schlafzimmer?« sagte Ike. Er war in einem Alter, wo man das andere Geschlecht gerade zu entdecken beginnt. Er hatte eine Stunde unter einem Baum verbracht und sich vorgestellt, was Clay jetzt mit seiner hübschen kleinen Frau anstellte. »Als er wieder herunterkam, grinste er von einem Ohr zum anderen.«
Diese schmutzige kleine Schlampe, dachte Bianca. Diese Hündin glaubte, sie könnte ihr die
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