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Geliebter Tyrann

Titel: Geliebter Tyrann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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würdest du dir nicht gern meine Pläne für einen neuen roten Mantel anhören?«
    Es gehörte zu den Regeln der Hauspartys von Virginia, daß alle Gäste für sich selbst sorgten. Man konnte sich den ganzen Tag lang an den Buffets bedienen, sich bei Spielen und Veranstaltungen die Zeit vertreiben, und die Diener standen bereit, um jeden Wunsch zu erfüllen. Als nun das Horn erklang zum Zeichen, daß die Pferderennen des Vormittags beginnen sollten, sahen die Damen keine Veranlassung, sich weiter um Bianca zu kümmern, als sie deren Einladungen ausschlug, sie zu den Pferderennen zu begleiten. Bianca konnte sich nicht von den Speisen auf den Buffets trennen. Diese schreckliche Maggie hatte sich doch glatt geweigert, für sie zu kochen, nachdem Clay die Plantage verlassen hatte!
    »Sind Sie die Maleson-Dame, von der ich gehört habe?«
    Bianca sah von dem Teller hoch, auf den sie gerade Salate häufte. Vor ihr stand ein großgewachsener Mann, der so dürr war, daß man ihn schon als ausgemergelt bezeichnen konnte. Sein abgetragener, schmutziger Rock schlotterte ihm um die Schultern. Sein Gesicht war teilweise von langen, wirren schwarzen Haaren und einem dünnen schwarzen Bart verdeckt. Seine Nase war zu groß, seine Lippen so dünn, daß man kaum von einem Mund reden konnte; doch seine Augen waren wie zwei schwarze Kohlen, die unter einem Busch aus schwarzen Haaren glühten. Sie waren so klein und so dicht beieinander, daß die inneren Augenwinkel sich fast zu überschneiden schienen.
    Bianca zog eine Grimasse und sah zur Seite.
    »Ich habe Sie etwas gefragt, meine Dame! Sind Sie eine Maleson?«
    Sie funkelte ihn an. »Ich wüßte nicht, daß Sie das etwas angeht. Und nun lassen Sie mich vorbei.«
    »Vielfraß!« sagte er, den Berg auf dem Teller betrachtend. »Völlerei ist eine Sünde, und Sie werden dafür bezahlen.«
    »Wenn Sie mich nicht in Ruhe lassen, rufe ich um Hilfe.«
    »Pa, laß mich mit ihr reden. Ich finde, daß sie sogar hübsch ist.«
    Bianca sah nun voller Interesse den Mann an, der hinter seinem Vater hervortrat. Es war ein kräftiger, gesunder junger Mann, vermutlich nicht älter als fünfundzwanzig Jahre alt, aber unglücklicherweise mit dem Gesicht seines Vaters. Die kleinen dunklen Augen glitten über Biancas weichen, weißen Körper.
    »Der Mädchenname unserer Mutter war Maleson. Wir hörten, daß Sie Clayton Armstrong heiraten würden, und da schrieben wir Ihnen nach England. Ich weiß nicht, ob Sie unseren Brief bekommen haben.«
    Bianca erinnerte sich nur zu gut an diesen Brief. Das war also dieses Pack, das sich anmaßte, mit ihr verwandt zu sein. »Ich habe keinen Brief bekommen.«
    »Der Lohn der Sünde ist der Tod!« sagte der ältere Mann mit einer Stimme, die man bis zum Ende der Plantage hören mußte.
    »Pa, die Leute dort drüben spielen und wetten auf Pferde. Du mußt mit diesen Leuten reden, während wir uns etwas näher mit unserer Cousine bekanntmachen.«
    Bianca drehte sich um und ging von den Männern weg. Sie hatte nicht die Absicht, mit einem von ihnen zu sprechen. Kaum hatte sie sich einen Platz gesucht, als zwei junge Männer zu ihr kamen und sich zu ihr setzten. Ihr gegenüber saß der junge Mann, der sie eben angesprochen hatte, und neben ihr war noch einer, ein etwas kleinerer, jüngerer Mann, ein Jüngling noch, ungefähr sechzehn Jahre alt. Der Jüngling wirkte sanfter mit seinen helleren Augen, die weiter auseinanderstanden und eine rundere Form hatten.
    »Das hier ist Isaac«, sagte der ältere Sohn, »und ich bin Abraham Simmons. Der Mann vorhin war unser Pa.« Er deutete mit dem Kopf auf den alten Mann, der, eine große Bibel unter dem Arm geklemmt, zur Rennbahn eilte. »Pa hat nichts anderes im Sinn als Predigten zu halten. Doch Ike und ich haben andere Pläne.«
    »Würdet ihr euch bitte woanders hinsetzen? Ich würde jetzt gern frühstücken.«
    »Was Ihr eßt, reichte für drei Mahlzeiten, Lady«, meinte Ike.
    »Sie sind aber hochnäsig«, ergänzte Abe. »Man möchte meinen, Sie sollten froh sein, mit uns reden zu können, da wir doch Verwandte sind und so.«
    »Ich bin nicht mit euch verwandt«, rief Bianca wütend.
    Abe beugte sich vom Buffet weg und starrte sie an. Seine kleinen Knopfaugen verengten sich, bis sie nur noch mit schwarzem Licht erfüllte Schlitze waren. »Sie scheinen mir nicht gerade mit Freunden gesegnet zu sein. Wir hörten, Sie würden Armstrong heiraten und Besitzerin von Arundel Hall werden.«
    »Ich bin die Herrin der

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