Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gelinkt

Gelinkt

Titel: Gelinkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Len Deighton
Vom Netzwerk:
Leutnant Bakuschin?« fragte er.
    »Ja. Weshalb ist er hier?«
    »Er war einer der mit der Moskwin-Untersuchung befaßten Offiziere.«
    »Moskwin-Untersuchung? Pawel Moskwin?«
    »Aber ja. Sie wurde letzte Woche in Moskau durchgeführt.«
    »Was wurde denn untersucht?«
    »Seine Führung.«
    »Führung?«
    »Sein Verhalten. So wird das gewöhnlich formuliert.
    Natürlich sind solche Untersuchungen geheim.«
    »Und wird auch das Urteil geheim verkündet?«
    »Leutnant Bakuschin sucht weiteres Beweismaterial. Er wird wahrscheinlich auch mit Ihnen sprechen wollen.«
    »Aber Moskwin ist doch gerade erst zum Oberst befördert worden.« Sie verstand noch immer nicht, was Renn ihr zu sagen versuchte.
    »Das war nur, um es ihm zu erleichtern, während seines Aufenthalts in London den Leuten von der Botschaft Anweisungen zu geben. Hier nimmt man den Rang nicht so wichtig wie im Westen. Was hier die Autorität eines Mannes ausmacht, ist sein Auftrag.«
    »Und Leutnant Bakuschins Auftrag verleiht ihm große Autorität?«
    »Leutnant Bakuschin könnte, ohne besondere Genehmigung aus Moskau, jeden hier im Gebäude verhaften und einsperren lassen«, sagte Renn einfach. Fiona liefs kalt den Rücken hinunter.
    »Haben Sie eine Ahnung, was Oberst Moskwin

    - 316 -
    vorgeworfen wird?«
    »Schwere Verbrechen«, sagte Renn.
    »Was sind schwere Verbrechen?«
    »Die gegen Oberst Moskwin erhobenen Beschuldigungen sollten wir lieber nicht erörtern.«
    »Ich habe gehört, daß der Oberst zahlreiche einflußreiche Freunde in Moskau hat«, sagte Fiona.
    Renn stand still. Für einen Augenblick dachte Fiona, er würde mit einer gemurmelten Entschuldigung das Büro verlassen – wie er’s schon manchmal getan, wenn sie ihn mit Fragen bedrängt hatte, die er nicht beantworten wollte –, aber das tat er nicht. Renn ging um den Tisch herum und stellte sich an ihre Seite. »Major Erich Stinnes ist in London und führt den englischen Geheimdienst an der Nase herum und stiftet eine Menge Verwirrung, wovon ich nicht die geringste Ahnung habe. Oberst Moskwin ist ebenfalls in England zur Unterstützung der Operation. Moskau war sehr unglücklich über den Tod des Engländers in dem Haus in Bosham. Oberst Moskwin hat seine Kompetenzen überschritten. Man hat die Untersuchung jetzt abgehalten, weil er gegenwärtig nicht greifbar ist. Der Oberst steht nun vor dem Problem, daß, im Falle die Londoner Operation gutgeht, dies dem Mut, der Geschicklichkeit und dem Einfallsreichtum des Majors Erich Stinnes zugute gehalten werden wird. Geht was schief, wird man Oberst Moskwin die Schuld geben.« Renn sah sie an und fuhr dann eilig fort. »Und so sind Sie inzwischen der mächtigste Offizier in der Sektion.« Renn richtete seinen Blick auf sie. Sie hatte noch immer nicht vollkommen verstanden, also erklärte er weiter: »Leutnant Bakuschin weiß das. Er wird Ihre Aussage anhören unter der Voraussetzung, daß auch Sie Bescheid wissen.«
    »Sie meinen, Bakuschin wird von mir erwarten, daß ich mit meinen Aussagen helfen soll, Oberst Moskwin, wessen auch immer er angeklagt ist, zu überführen, um das Kommando zu

    - 317 -
    übernehmen?«
    »Frau Direktor, es laufen alle möglichen wilden Gerüchte um. So heißt es, daß Oberst Moskwin schon seit langem für die Briten arbeitet. Auch Mrs. Keller wird beschuldigt. Sie erinnern sich ihrer vielleicht von meiner
    Geburtstagsgesellschaft. Sie ist mit ihrem Sohn in den Westen geflohen, anscheinend mit Hilfe gefälschter Pässe des Vereinigten Königreichs.« Renn lächelte, um etwas von der Spannung zu lösen, die er empfand. »Ich bin überzeugt, daß die Moskauer Untersuchung Oberst Moskwins Unschuld erweisen wird. Er hat Freunde und Verwandte in hohen Stellungen in Moskau. Ich weiß, wie das System funktioniert. Der Leutnant sammelt Beweismaterial für die Untersuchung. Vorsicht ist geboten, wenn Sie mit ihm reden.«
    Fiona holte tief Atem. »Haben Sie jemals Alice im Wunderland gelesen, Herr Renn?«
    »Ist das ein englisches Buch? Nein, ich glaube nicht.«
    Höflich, aber eilig ließ er Alice auf sich beruhen. »Das aber, Frau Direktor, bedeutet, daß Sie die Entscheidung über das Treffen in Holland fallen müssen. Niemand sonst hat Vollmacht, die Anordnungen zu unterzeichnen. Denn Moskwin und Stinnes sind nicht da. und wir brauchen jemanden in leitender Stellung, der fließend Englisch spricht. Ich hoffe, daß man nicht jemanden aus einer anderen Einheit wird mit der Sache befassen müssen.«
    »Das wird nicht

Weitere Kostenlose Bücher