Gelinkt
oft mit ihm getroffen, während des Jahres seiner Tätigkeit an der Charite. Er hatte ihr geholfen, hin und wieder das Elend der Trennung zu vergessen, zu einer Zeit, da sie dringender denn je einen Menschen brauchte, der sie liebte und für sie sorgte. Nun, da er wieder in London arbeitete, besuchte er sie nur, wenn er sich für ein langes Wochenende freimachen konnte, und das gelang ungefähr alle sechs Wochen einmal. Manchmal lieh ihm ein
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Freund, den er im Krankenhaus gewonnen hatte, dieses Segelboot, und sie hatte belegte Brote und eine Thermosflasche mit Kaffee vorbereitet, so daß sie den ganzen Tag auf dem See verbringen konnten. Diese Ausflüge zu organisieren war für ihn zweifellos ziemlich mühsam und kostspielig, aber er beklagte sich darüber nie. Sie fragte sich unwillkürlich, ob das alles zu seinen Überwachungspflichten gehörte, glaubte es aber nicht.
Keiner von ihnen hatte je das Unmögliche vorgeschlagen: daß sie ihn in London besuchte. Er wußte natürlich Bescheid über sie, das heißt, insoweit er Bescheid wissen mußte. Einmal, zu später Stunde in ihrer Wohnung, nachdem er zuviel Wein getrunken hatte, hatte er plötzlich gesagt: »Ich bin geschickt worden.« Doch hatte er die Bemerkung dann gleich metaphysisch interpretiert in dem Sinn, daß sie beide füreinander bestimmt gewesen seien, und sie hatte es dabei bewenden lassen. Es würde nichts bringen, ihm zu bedeuten, daß sie den wahren Grund ihrer ersten Begegnung kannte.
Besser war diese Liebesaffäre, bei der man voneinander Abstand hielt; jeder damit beschäftigt, die Gedanken und Gefühle des anderen zu untersuchen, keiner ganz ehrlich.
»Glücklich?« rief er ganz plötzlich.
Sie nickte. Es war keine Lüge. Alles war relativ. Sie war so glücklich, wie sie es unter den Umständen sein konnte. Harry saß mit herangezogenem Knie im Heck – der Kopf gedreht, der Arm ausgestreckt, Ellbogen auf dem Knie, die Finger nach der Ruderpinne ausgestreckt –, in der Pose des an die Decke der Sixtinischen Kapelle gemalten Adam. »Sehr glücklich«, sagte sie. Er winkte ihr, und sie ging hin und setzte sich zu ihm.
»Warum kann es nicht immer so sein?« fragte er in dem ratlosen Ton, in dem ihre Kinder manchmal ähnlich alberne Fragen gestellt hatten. Sie würde ihn nie verstehen, wie sie auch Bernard nie hatte verstehen können. Niemals würde sie Männer verstehen und deren zugleich reife und selbstsüchtig-
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kindische Art.
»Bist du jemals im Donaudelta gewesen? Da ist ein riesiges Naturschutzgebiet. Schiffe, wie schwimmende Hotels, fahren die ganze Donau hinunter bis zum Schwarzen Meer. Es wäre ein wunderschöner Urlaub für uns. Würde dir das Spaß machen?«
»Laß mich’s überlegen.«
»Ich habe alle Informationen. Einer der Herzspezialisten von der Charité hat die Reise mit seiner Frau gemacht, die beiden waren begeistert.«
Sie hörte nicht zu. Sie dachte dauernd an die kurze Begegnung, die sie jüngst mit Bernard gehabt hatte. Sie hatten sich in einem Gutshaus in der Tschechoslowakei getroffen, und Bernard hatte sie gedrängt zurückzukommen. Es hätte sie glücklich machen sollen, ihn wiederzusehen, aber statt dessen hatte es sie verzagt und traurig gestimmt. Alle ihre Ängste vor den Schwierigkeiten, wieder mit ihrer Familie vereint zu sein, waren wieder geweckt worden. Bernard hatte sich verändert, sie hatte sich verändert, und ohne Zweifel hatten sich die Kinder enorm verändert. Wie konnte sie jemals wieder zu ihnen gehören?
»Tut mir leid, Harry«, sagte sie.
»Was denn?«
»Ich bin heute keine angenehme Gesellschaft. Ich weiß es.«
»Du bist müde. Du arbeitest zuviel.«
»Ja.« Tatsächlich ängstigten sie neuerdings
Gedächtnisausfälle. Manchmal wußte sie nicht mehr, was sie am Tag zuvor getan hatte. Merkwürdigerweise war die ferne Vergangenheit beständiger: Sie erinnerte sich der glorreichen Tage mit Bernard, als die Kinder noch klein waren und sie alle miteinander so glücklich gewesen waren.
»Warum heiratest du mich nicht?« sagte Harry unvermittelt.
»Harry, bitte.«
»Als Bewohnerin der DDR könntest du dich mit
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Leichtigkeit scheiden lassen.«
»Woher weißt du das?«
»Ich habe mich informiert.«
»Ich wünschte, du hättest das unterlassen.« Wenn er mit einem Anwalt gesprochen hatte, könnte das auf wenig wünschenswerte Weise die Aufmerksamkeit auf sie lenken.
»Fiona, Liebling. Dein Mann lebt glücklich mit einer anderen Frau zusammen.«
»Woher
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