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Gelinkt

Gelinkt

Titel: Gelinkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Len Deighton
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dem Flurtischchen lag.
    »Ich komme einfach nie dazu, ihm diese ganze Post nachzuschicken, aber größtenteils ist’s doch nur Reklame.«
    Der dunkelgraue Nadelstreifenanzug mit Weste aus Kammgarn war von kastenförmigem amerikanischen Schnitt und ließ ihn schlanker erscheinen, als er wirklich war. Über die Weste fiel eine goldene Uhrkette mit kleinem goldenen Anhänger. Er führte sie ins Wohnzimmer. Es war geräumig genug, einen Stutzflügel, ein paar Sofas und einen Kaffeetisch aufzunehmen, ohne deshalb vollgestopft zu wirken. »Nur hier herein. Willkommen in Disneyland. Nehmen Sie Platz. Gin, Whisky, Wodka, Wermut … einen Martini? Was wünschen Sie?« Sie musterte die Einrichtung. Irgend jemand hatte sich große Mühe gegeben, die Wohnung ganz in dem Art-deco-Stil einzurichten, der in Mode gewesen war, als das Haus gebaut wurde.
    »Einen Martini. Spielen Sie Klavier?«
    Er ging in die Küche, und sie hörte ihn den Kühlschrank öffnen. Er kehrte mit zwei bereiften Martinigläsern, gekühltem Gin und gekühltem Wermut zurück. Unter dem Arm hielt er eine Schachtel mit Sachen zum Knabbern. Er mixte sorgfältig zwei Martini-Cocktails. »Die Oliven sind mir gerade wieder ausgegangen«, sagte er, als er die Gläser zu ihr hinüber trug.

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    »Die Haushälterin ißt sie schneller, als ich sie kaufen kann. Sie ist Spanierin. Ja, ich spiele ein bißchen.«
    »Nach diesem Glas muß ich gehen.«
    »Keine Angst, ich fahre Sie nach Hause.«
    »Der Raum ist sympathisch.« Sie nahm das Glas beim Stiel und hielt es sich an das Gesicht, die eisige Kälte war angenehm. »Mögen Sie dieses Art-deco-Zeug?« Er trank etwas von seinem Martini und stellte dann das Glas ab, sorgfältig auf einen Untersetzer. »Der Hals-Nasen-Ohren-Mann hat es geerbt.
    Seine Eltern waren Flüchtlinge aus Wien. Ärzte. Sie sind rechtzeitig abgehauen und konnten noch ihre Möbel mitnehmen. Ich mußte auf Eid versprechen, niemals Coca-Cola-Gläser auf die polierten Tische zu stellen und nicht zu rauchen. Wenn er dort bleibt, wird er die Sachen nach New York verfrachten.«
    »Mir gefallen sie.«
    »Er ist ein gefühlvoller Bursche. Na ja, ich nehme an, das Zeug ist schon okay, aber mir sind Sachen lieber, die mich irgendwie persönlich ansprechen. Hier, nehmen Sie was davon.« Er wies auf das Käsegebäck, das in einer Schachtel lag, deren Deckel mit dem Bild eines alten Rheindampfers geschmückt war.
    »Ich bin nicht hungrig.«
    »Würde es Ihnen helfen, darüber zu reden?«
    »Nein, ich glaube nicht.«
    »Sie sind eine schöne Frau, Mrs. Samson. Ihr Mann ist zu beneiden.« Das sagte er ganz sachlich, ohne jede Verlegenheit.
    Kein Engländer, den sie je getroffen hatte, hätte ein solches Kompliment ohne Angeberei und ohne Verlegenheit zustande gebracht.
    »Ich bin auch zu beneiden«, sagte sie ruhig. Sie wünschte, er würde sie nicht so ansehen. Ihr Haar war total durcheinander, und sie hatte rote Augen.
    »Das will ich meinen. Ist Ihr Cocktail so richtig? Zuviel

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    Gin?«
    »Nein, er ist genau, wie ich ihn mag.« Sie trank etwas davon, um ihm zu zeigen, daß sie die Wahrheit sprach. Sie war unruhig. Nach ein paar Minuten plätschernder Konversation –
    Kennedy hatte erst kürzlich die Oper für sich entdeckt – sagte sie: » Könnten Sie mir vielleicht ein Taxi rufen? Zu dieser Tageszeit dauert’s manchmal ewig, bis eins kommt.«
    »Ich fahre Sie.«
    »Sie müssen doch auf den Anruf der Polizei warten.«
    »Da haben Sie recht. Aber müssen Sie schon gehen?«
    »Ja, ich muß.«
    »Könnte ich Sie wiedersehen?«
    »Das wäre weniger klug.«
    »Ich muß nächste Woche eine Cessna nach Nizza fliegen –
    Freitag, vielleicht auch Samstag – und dort einen Learjet abholen. Ein hübscher Job, wie er nur selten vorkommt. An der Straße, nur zwanzig Minuten vom Flughafen in Nizza, gibt es ein wirklich gutes Restaurant. Spätestens um sechs Uhr abends wären Sie wieder im Zentrum von London. Sagen Sie nicht gleich nein. Vielleicht würden Sie auch gern Ihren Mann mitbringen oder Ihre Kinder. Die Cessna ist ein Viersitzer.«
    »Ich glaube nicht.«
    »Überlegen Sie sich’s trotzdem. Die Abwechslung würde Ihnen bestimmt guttun.«
    »Ist das eine ärztliche Diagnose?«
    »Allerdings.«
    »Das will ich doch nicht hoffen.«
    »Lassen Sie mich Ihnen jedenfalls meine Telefonnummer geben«, sagte Kennedy. Ohne eine Antwort abzuwarten, gab er ihr eine gedruckte Karte. »Dies lausige Wetter wird bestimmt noch eine Weile anhalten, und vielleicht

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