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Gelinkt

Gelinkt

Titel: Gelinkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Len Deighton
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Das Mädchen schien sie manchmal zu brauchen, wie niemand sonst Fiona je gebraucht hatte.
    Fiona umarmte Bernard. »Was für eine wunderbare Überraschung. Ich hatte dich erst zum Wochenende zurückerwartet.«
    »Ich habe mich verdrückt.« Bernard legte einen Arm um sie, aber sie spürte Zurückhaltung. Gewisse Frauen hätten dieses Zögern als Zeichen einer drohenden Gefahr gedeutet. Fiona wußte, es bedeutete, daß in Berlin irgendwas schiefgelaufen war. Eine Schießerei? War jemand umgebracht worden? Sie sah ihn an, um sich zu vergewissern, daß er unverletzt war. Sie würde ihn nicht fragen, was passiert war, sie redeten nicht von geschäftlichen Angelegenheiten – es sei denn, diese gingen sie beide an –, aber sie wußte, es würde nun eine Weile dauern, bis Bernard wieder zu körperlicher Berührung mit ihr fähig wäre.
    »Ist alles in Ordnung?«
    »Natürlich, wieso denn nicht?« Ein Lächeln, das eine gewisse Gereiztheit nicht verbarg. Er mochte es nicht, wenn sie ihre Besorgnis zeigte.
    »Mußt du wieder hin?« Die Kinder beobachteten sie beide mit großem Interesse.
    »Warten wir’s ab«, sagte er mit gespielter Lustigkeit. »Für

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    die nächsten paar Tage werden wir Ruhe haben. Sie glauben, ich treibe mich in Bayern herum.«
    Sie gab ihm noch einen wohlanständigen Kuß. Sie wünschte, Bernard wäre nicht so eigensinnig. Daß er absichtlich seinen Instruktionen zuwider gehandelt hatte, um früher nach Hause zu kommen, war zwar schmeichelhaft für sie, aber es war genau das Verhalten, das man im Department unentschuldbar fand. Jetzt freilich war nicht die Gelegenheit, das zur Sprache zu bringen. »Eine wunderbare Überraschung«, sagte sie. »Iß was, Mami«, sagte Sally. »Es ist noch eine Menge übrig.«
    »Mami ißt keine Tiefkühlkost, stimmt’s, Mami?« sagte ihr Bruder.
    Das Kindermädchen, das zweifellos das »köstliche, fertig zubereitete Bauernmahl« besorgt hatte, sah verlegen drein.
    Fiona sagte: »Ach, das kommt ganz darauf an.«
    »Kein Fleisch«, sagte Billy, als wäre das eine Empfehlung.
    »Nur Soße und Nudeln.« Er rührte mit dem Löffel in dem Rest, um es ihr zu zeigen.
    »Es ist sehr salzig«, sagte Sally. »Ich mag es nicht.« Das Kindermädchen nahm Billy den Löffel weg und holte Tasse und Untertasse für Fiona, um ihr Tee einzuschenken. Fiona legte Hut und Mantel ab. Dann nahm sie ein Stück Küchenpapier, um zu sehen, ob’s noch möglich wäre, den Soßenfleck von dem seidenen Kissenbezug zu entfernen. Sie wußte, daß sie damit die gemütliche Atmosphäre, in die sie eingedrungen war, restlos verderben würde, aber sie konnte sich einfach nicht hinsetzen und lachen und reden und den Fleck Fleck sein lassen. Sie konnte es nicht. Vielleicht war es das, was nicht in Ordnung war mit ihr und ihrer Ehe. Ehe sie anfangen konnte, goß das Kindermädchen ihr Tee ein und begann, den Tisch abzuräumen. Bernard beugte sich vor und sagte: »Na, wer ist mein erster Fahrgast im Bummelzug nach Traumland?«

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    »Ich, Papa, ich!« schrien beide einstimmig. Bald war Fiona allein mit dem Soßenfleck auf dem blauen Kissen. Aus dem Obergeschoß hörte sie das aufgeregte Geschrei der Kinder, die Bernard ins Bett brachte, wobei er wie eine Lokomotive zischte und tutete.
    Der liebe, liebe Bernard. Wie sehr wünschte sie, er könnte ein wunderbarer Vater sein, ohne ihr das Gefühl zu geben, daß sie als Mutter nicht viel taugte.

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7
    London, September 1978
    Sylvester Bernstein war ein fünfzigjähriger Amerikaner.
    Gemeinsam mit seiner Frau wohnte er in einem viktorianischen roten Backsteinreihenhaus in Battersea. Jedes der drei Geschosse bestand aus einem kleinen Raum, Küche und Badezimmer hatte ein Vorbesitzer in den frühen siebziger Jahren nach hinten heraus angebaut. Jetzt, da hier am südlichen Ufer des Flusses Scharen von gutverdienenden jungen Ehepaaren einfielen – die entdeckt hatten, wie nahe die Gegend der Stadtmitte lag –, begann das Gesicht der Straße sich merklich zu wandeln. Es gab gelb gestrichene Haustüren und sogar rosa gestrichene mit Messingtürklopfern, und neuerdings waren unter den Autos, die eins hinter dem anderen am Straßenrand geparkt waren, kaum noch welche verrostet. Die örtlichen Vorschriften verboten die Einrichtung von Büros in dieser Wohngegend, aber Bernstein war überzeugt, daß ihm wegen des Büros, das er sich in der Dachkammer seines Hauses eingerichtet hatte – mit ein paar Schreibtischen, zwei Telefonanschlüssen und

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