Gelinkt
Wundervoll war diese plötzliche Versetzung nach Berlin für sie beide nicht gerade gewesen, immerhin gab sie ihr aber die Möglichkeit, sich aus dieser dummen Beziehung zu Kennedy zu lösen. Diese Streitereien mit dem älteren Samson waren störend, aber er war alt, und sie hatte doch tatsächlich festgestellt, daß mit ihrer Abneigung gegen den Alten ihre Zuneigung zu Bernard wuchs.
Er spielte immer den Friedensstifter, jedoch ohne dabei ihr oder seinem Vater nachzugeben. Bernard, was für einen wundervollen Mann hatte sie doch gefunden. Jetzt, da es ihr möglich war, alles aus einigem Abstand zu betrachten, wußte sie, daß er der einzige Mann für sie war. Die gefährliche Beziehung zu Harry Kennedy lag hinter ihr. Sie verstand noch immer nicht, wie es zu dieser verrückten Affäre gekommen war, nur daß dabei eine beunruhigende sexuelle Verletzlichkeit bei ihr zum Vorschein gekommen war, deren sie sich nicht bewußt gewesen war. Dennoch fragte sie sich unwillkürlich, weshalb er die Postkarte nicht geschickt hatte. Jede Woche wurde ihr eine nachgesandt: die bunte Reklamekarte eines
»Haar- und Schönheitssalons« nahe der Sloane Street. Er war mit den Inhabern dieses Ladens befreundet, vermutlich handelte es sich um eine Inhaberin. »Keine Post?« fragte sie, während sie die Milch für ihren Tee bemaß und diesen umrührte, um die Farbe zu sehen. »Nur wieder der gleiche Müll.«
»Was hast du damit gemacht?«
»Du wolltest ihn doch nicht, oder?«
»Mit der Karte würde ich einen Preisnachlaß kriegen, haben sie gesagt«, sagte Fiona.
»Ich hab’ sie in den Papierkorb geschmissen. Entschuldige.«
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Jetzt sah sie die Karte. Von der Stelle, wo sie kniete, hätte sie den Papierkorb fast erreichen können. Sie lag zwischen einer leeren Schweppes-Tonic-Flasche und einem zerknüllten Players-Zigarettenpäckchen, das Brian gehört haben mußte.
Die Postkarte war in kleine Stücke gerissen, fast als hätte Bernard die Gefahr gespürt, die sie enthielt. Fiona nahm sich vor, sie nicht anzufassen, obwohl ihre erste Regung war, sich die Stücke zu holen und sie zusammenzusetzen.
»Du wirst ja sowieso nicht so bald wieder nach London kommen, oder?« fügte Bernard hinzu.
»Nein, das stimmt.« Sie hockte sich auf die Hacken und nippte an ihrem Tee, als sei ihr die Sache gleichgültig. »Hatte ich ganz vergessen.«
»Ich habe Papa gesagt, daß du heute abend ausgehst. Er möchte, daß ich ihn zu einer kleinen Abschiedsfeier in den Club begleite und nachher mit ihm essen gehe. Ist dir das recht?« Sie hätte lachen können. Nach all der Mühe, die es sie gekostet hatte, das geheime Treffen mit Bret Rensselaer zu arrangieren, mußte sie feststellen, daß ihr Mann sich gar nicht für ihre Vorhaben interessierte. Sie sagte es ihm trotzdem: »Ich gehe zu einer Informationsveranstaltung. Es kommt jemand aus London .«
Bernard hörte kaum zu. Zu seinem Vater sagte er: »Wenn Frank da ist, kann ich ihm ein paar Bücher zurückgeben, die er mir geliehen hat.«
»Frank wird da sein«, sagte sein Vater. »Frank liebt Partys.«
»Schade, daß du nicht frei bist, Liebling«, sagte Bernard zu seiner Frau.
»Abschiedspartys machen gewöhnlich mehr Spaß, wenn die Ehefrauen nicht dabei sind«, sagte Fiona wissend. »Noch ein Glas?« fragte Bernard und stand auf. Sein Vater schüttelte den Kopf. »Wohin geht ihr zum Essen?« fragte sie.
»Zu Tante Lisl«, erklärte Bernard mit sichtlichem Behagen.
»Sie macht Rehbraten extra für uns.«
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Tante Lisl hatte ihr Elternhaus in ein Hotel umgewandelt.
Brian Samson und seine Familie waren nach dem Krieg bei Tante Lisl einquartiert worden. Ihr Haus war für Bernard so etwas wie ein zweites Zuhause geworden, und die alte Tante Lisl stellvertretende Mutter. Bernards unverhohlenes Behagen in diesem alten Haus war mitunter für Fiona Ursache eines Gefühls der Unsicherheit. Sie verspürte es jetzt.
Bernard kam zu ihr und gab ihr einen Kuß auf den Scheitel.
»Lebe wohl, Liebling. Bei mir kann es spät werden.« Als er mit seinem Vater aus dem Zimmer ging, sagte er wie zu sich selbst:
»Ich darf nicht vergessen, Lisl die Blumen mitzunehmen. Sie liebt Blumen.«
Als sie hörte, wie die Haustür hinter den beiden Männern ins Schloß fiel, schloß Fiona die Augen und lehnte den Kopf zurück in den Sessel. Natürlich waren die Blumen nicht für sie.
Wie hatte sie sich das einbilden können? Die Blumen waren für diese schreckliche alte Frau, gegen die einen Bernard nie
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