Gelinkt
toten Nazis. Ganz oben auf ihrer Liste stand Martin Bormann.«
»Berchtesgaden. Jetzt erinnere ich mich«, sagte der D.G. »War da nicht irgendeine Falle?«
»Sie hatten einen Nazi-Kriegsverbrecher gefaßt – Reichsminister Esser –, in einer Berghütte in der Nähe von Hitlers Berghof. Eine Menge Reichsbank-Gold war in der Gegend gefunden worden. Tonne um Tonne wurde von amerikanischen Offizieren mittlerer Ränge gestohlen und verschwand auf Nimmerwiedersehen. Nachdem sie Esser verhaftet hatten, hielt das Counter Intelligence Corps die Hütte
– tatsächlich handelte es sich um ein ziemlich imposantes Gebäude – unter Beobachtung. Martin Bormanns Haus stand zwischen Hitlers Berghof und dieser Berghütte, in der sie Esser fanden. Angeblich war dort Penicillin und Geld und weiß Gott was noch alles versteckt für Martin Bormann, der damit nach Südamerika verduften wollte. Das war natürlich Quatsch, aber damals hielt man’s für möglich, daß Bormann, um das Zeug zu holen, noch mal dort aufkreuzen würde.«
»Aber was hat Brian Samson da gemacht, in der Amerikanischen Zone?«
»Er war verantwortlich für einen Häftling aus London, einen deutschen Zivilisten namens Winter«, sagte Silas. Er bot den Kümmelkuchen an.
Der D.G. nahm eine Scheibe. »Winter, ja, natürlich.« Er biß in den Kuchen und genoß ihn wie einen alten Wein. »Paul Winter war ein Nazi-Anwalt, der für die Gestapo gearbeitet hatte und ungesund gute Beziehungen in Washington zu haben schien … einen Kongreßabgeordneten oder so was. So gab es ein Tauziehen zwischen dem State Department, das seine Entlassung forderte, der U.S. Army, die ihn einbuchten wollte, und dem Internationalen Militär-Tribunal, das ihn als Verteidiger verpflichten wollte. Unterdessen hatten wir den Burschen in London hinter Schloß und Riegel.«
»Er hatte eine amerikanische Mutter, Veronika Winter. Ihr anderer Sohn ging nach Amerika und kam in der Uniform eines amerikanischen Obersten zurückstolziert. Unbekümmerte Leute, diese Amerikaner, was? Er war nicht mal eingebürgert.«
»Sehr pragmatisch«, sagte Silas, der nicht gerne derart verallgemeinerte.
»Wenn ich mich recht erinnere, kam die Mutter aus einer guten Familie. Ich hörte, daß sie in einem dieser schrecklichen Nachkriegswinter an Lungenentzündung starb. Sie war mit ›Boy‹ Piper befreundet. Sir Alan Piper, der einmal D.G. war.«
»Ja. ›Boy‹ Piper war es, der mich damals da hinschickte, um die Sache für das Department in Ordnung zu bringen.«
»Bitte weiter, Silas. Ich will die Geschichte hören.«
»Viel ist da nicht zu erzählen. Die Frau … Winters Frau, schickte ihrem Mann eine Botschaft …«
»Und das war dieser Nazi …?«
»Ja, Paul Winter, der Nazi-Anwalt.«
»Ins Gefängnis?« fragte der D.G. der es genau wissen wollte.
»Er war nicht im Gefängnis, sondern in einem Privatquartier. Er war entlassen worden, um Esser zu verteidigen. Die in Nürnberg angeklagten Nazis durften sich einen Anwalt ihrer Wahl nehmen, und von dieser Wahl waren nicht mal Kriegsgefangene ausgeschlossen. Die Botschaft besagte, daß die Frau sich in jener verdammten Berghütte befinde, also machte er sich auf den Weg dahin. Er hatte seine Frau seit Ende des Kriegs nicht mehr gesehen. Sein Bruder war, wie gesagt, ein U.S. Colonel. Der besorgte einen Jeep oder ein anderes Militärfahrzeug, und die beiden fuhren los, ohne auf die Genehmigung zu warten.«
»Nach Berchtesgaden?«
»Und bei besonders scheußlichem Winterwetter. Ich erinnere mich dieses Winters noch genau. Als dieser Paul Winter in der Berghütte anlangte, wartete dort seine Frau Inge tatsächlich auf ihn. Sie hatte ein Kind geboren. Sie wollte Geld.«
»Hatte er Geld?«
»Da oben war eine Metallkiste vergraben. Die hatte Esser da eingebuddelt. Während ihrer gemeinsamen Sitzungen hatte er Paul erzählt, wo sie war. Dann muß wohl Esser Inge Winter erzählt haben, daß ihr Mann den Ort kenne. Sie gruben die Kiste aus. Es war Gold; eine Sammlung verschiedener Münzen, die Esser den Tresoren der Berliner Reichsbank entnommen hatte, nicht ohne übrigens die Entnahme zu quittieren.«
»Und das Kind war von Esser?« ergänzte der D.G.
»Woher wußten Sie das?«
»Das ist das einzige, was mir von dieser Geschichte genau in Erinnerung geblieben ist.«
»Ja. Paul Winter muß den Verdacht gehabt haben, daß das Kind nicht seins war. Sie waren schon eine Ewigkeit verheiratet und hatten nie ein Kind haben können. Ich kann mir vorstellen, wie ihm zumute war.«
»Und
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