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Gelinkt

Gelinkt

Titel: Gelinkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Len Deighton
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ist«, sagte Silas.
»Nein. Wir werden ihn als Schmiergeldfonds für den zukünftigen Bedarf bestehen lassen. Es hat uns soviel gekostet, diesen Apparat einzurichten, daß es sinnlos wäre, ihn jetzt aufzuheben.«
»Ich dachte, Samsons Detektivarbeit hätte vielleicht gerade von der finanziellen Seite dieser Operation ein bißchen zuviel enthüllt.«
»Samson wird in Kalifornien sein«, sagte der D.G. schmunzelnd. »Je länger ich’s bedenke, desto besser gefällt mir das. Volkmann sagt, Mrs. Samson sei in letzter Zeit stark gealtert. Wir werden ihren Mann hinschicken, damit er sich um sie kümmert.«

24
    Ost-Berlin, Müggelsee, Mai 1987
»Wie großartig, daß wir den ganzen Müggelsee für uns haben«, sagte Harry Kennedy. Er saß an der Ruderpinne einer privaten Sechs-Meter-Segeljacht, Fiona fuhr als Besatzung mit. An heißen Sommertagen war der See voller Boote, aber heute war es kühl, und sie allein waren dort unter Segel. Es war später Nachmittag. Die hinter den ausgefransten und in der kühlen Luft schrumpfenden Wolken sinkende Sonne sorgte für fließendes goldenes Licht und plötzliche Schatten, aber wenig Wärme. Der Wind wurde stärker und drückte stetig, mit massiver Kraft gegen das Segel, so daß der Rumpf das Wasser mit lautem Zischen durchschnitt und ein gekräuseltes weißes Kielwasserband zurückließ.
    Fiona saß weit vorn, eingehüllt in ihre hellgelbe Kapuzenjacke und einen dicken Guernsey-Pullover, dazu noch Harrys Schal umgebunden, aber sie fröstelte trotzdem. Die breite Ausdehnung des Sees war ihr angenehm, denn so konnte sie still dasitzen und hatte nicht die Arbeit des Drehens, Lavierens und Brassens, die Harry so gern machte. Oder vielmehr sie so gerne machen sah. Er schien die Kälte gar nicht zu spüren, wenn er segelte. In Freizeitkleidung wurde er ein anderer Mann. Der kurze rote Anorak und die Jeans ließen ihn jünger aussehen; das war der kühne Mann, der Flugzeuge über Wüste und Tundra flog, der Mann, der es hinter dem Schreibtisch nicht aushielt. Sie hatte sich oft mit ihm getroffen, während des Jahres seiner Tätigkeit an der Charite. Er hatte ihr geholfen, hin und wieder das Elend der Trennung zu vergessen, zu einer Zeit, da sie dringender denn je einen Menschen brauchte, der sie liebte und für sie sorgte. Nun, da er wieder in London arbeitete, besuchte er sie nur, wenn er sich für ein langes Wochenende freimachen konnte, und das gelang ungefähr alle sechs Wochen einmal. Manchmal lieh ihm ein Freund, den er im Krankenhaus gewonnen hatte, dieses Segelboot, und sie hatte belegte Brote und eine Thermosflasche mit Kaffee vorbereitet, so daß sie den ganzen Tag auf dem See verbringen konnten. Diese Ausflüge zu organisieren war für ihn zweifellos ziemlich mühsam und kostspielig, aber er beklagte sich darüber nie. Sie fragte sich unwillkürlich, ob das alles zu seinen Überwachungspflichten gehörte, glaubte es aber nicht.
    Keiner von ihnen hatte je das Unmögliche vorgeschlagen: daß sie ihn in London besuchte. Er wußte natürlich Bescheid über sie, das heißt, insoweit er Bescheid wissen mußte. Einmal, zu später Stunde in ihrer Wohnung, nachdem er zuviel Wein getrunken hatte, hatte er plötzlich gesagt: »Ich bin geschickt worden.« Doch hatte er die Bemerkung dann gleich metaphysisch interpretiert in dem Sinn, daß sie beide füreinander bestimmt gewesen seien, und sie hatte es dabei bewenden lassen. Es würde nichts bringen, ihm zu bedeuten, daß sie den wahren Grund ihrer ersten Begegnung kannte. Besser war diese Liebesaffäre, bei der man voneinander Abstand hielt; jeder damit beschäftigt, die Gedanken und Gefühle des anderen zu untersuchen, keiner ganz ehrlich. »Glücklich?« rief er ganz plötzlich.
    Sie nickte. Es war keine Lüge. Alles war relativ. Sie war so glücklich, wie sie es unter den Umständen sein konnte. Harry saß mit herangezogenem Knie im Heck – der Kopf gedreht, der Arm ausgestreckt, Ellbogen auf dem Knie, die Finger nach der Ruderpinne ausgestreckt –, in der Pose des an die Decke der Sixtinischen Kapelle gemalten Adam. »Sehr glücklich«, sagte sie. Er winkte ihr, und sie ging hin und setzte sich zu ihm. »Warum kann es nicht immer so sein?« fragte er in dem ratlosen Ton, in dem ihre Kinder manchmal ähnlich alberne Fragen gestellt hatten. Sie würde ihn nie verstehen, wie sie auch Bernard nie hatte verstehen können. Niemals würde sie Männer verstehen und deren zugleich reife und selbstsüchtigkindische Art.
    »Bist du jemals im

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