Gelinkt
ausdrücklich anzuerkennen, was
geschehen ist.«
»Wie meinen Sie das?«
»So war es mit mir und Nikki«, sagte er mit leiser und
aufrichtiger Stimme. »Sie hat gesagt, sie müßte sich selbst
wiederfinden. Wenn ich jetzt darauf zurückblicke, sehe ich,
daß unsere Ehe soviel an Substanz verloren hatte, daß sie
zuletzt nur noch vorgetäuscht war.«
»Meine Ehe ist nicht vorgetäuscht.«
»Vielleicht nicht. Aber manchmal erkennt man das erst bei
genauerem Hinsehen. So war es bei mir.«
»Ich liebe Bernard, und er liebt mich. Und wir haben zwei
entzückende Kinder. Wir sind eine glückliche Familie.« »Sie sind vielleicht der Meinung, daß mich das nichts
angeht«, sagte Bret, »aber diese plötzliche Unzuverlässigkeit –
dieses ›Laßt den Vorhang fallen und schickt das Orchester
nach Hause, ich kann nicht mehr‹-Gerede- resultiert nicht aus
beruflicher Überlastung, sondern hat ihre Ursache in Ihrem
Privatleben. Deshalb müssen Sie sich Ihre
Privatangelegenheiten ansehen, um die Antwort zu finden.« Brets Worte wirkten auf sie wie ein Brechmittel. Sie schloß
die Augen, damit nicht der Anblick des Essens sie tatsächlich
nötigte, sich zu übergeben. Als sie endlich die Augen öffnete,
sah sie Bret an und suchte in dessen Gesicht einen Hinweis auf
seine Gedanken. Da sie dort außer seiner geheuchelten
Sympathie nichts fand, sagte sie: »Meine
Privatangelegenheiten sind privat, Bret.«
»Nicht wenn ich finde, daß Ihnen Ihre Gefühle den Verstand
vernebeln und Sie mir erklären, daß Sie die wichtigste
Operation, die das Department jemals ins Auge gefaßt hat,
schmeißen wollen.«
»Können Sie denn niemals irgendwas anders als von Ihrem
eigenen Standpunkt aus betrachten?«
Bret berührte die Manschette seines Hemdes und befingerte
den Manschettenknopf, wie um sich zu vergewissern, daß er
noch da sei. Aber Fiona erkannte in dieser Gebärde, in der
Haltung seiner Schultern und in der Neigung des Kopfes mehr.
Etwas Besonderes kündigte sich an, wie man es an der
nervösen Kreisbewegung der Feder ablesen konnte, ehe ein
wichtiges Dokument unterzeichnet wird, oder in den
Lockerungsübungen der Athleten vor Beginn eines
Wettkampfes. »Ihnen steht es nicht zu, irgend jemanden des
Egoismus zu bezichtigen, Fiona.« Sie biß sich auf die Lippe.
Das war eine direkte Herausforderung. Wenn sie sich so etwas
widerspruchslos sagen ließ, gestand sie ihre Schuld ein. Und doch, gerade ihr Widerspruch konnte die scheußliche Lawine
lockern, die in ihren Alpträumen auf sie herabzustürzen drohte. »Bin ich egoistisch?« fragte sie so vorsichtig wie möglich
und hoffte, daß er lachend darüber hinweggehen würde. »Fiona, Sie müssen sich an den Plan halten. Bei dieser
Operation steht verdammt viel auf dem Spiel. Sie werden etwas
für Ihr Land tun, was zu tun nur sehr wenige Männer und
Frauen je Gelegenheit kriegen. Wenn Sie auch nur ein oder
zwei Jahre da drüben arbeiten, können Sie für die Londoner
Zentrale etwas leisten, das historisch einem glänzenden Sieg
gleichkommt.«
»Einem glänzenden Sieg?« sagte sie mechanisch.
»Wie ich Ihnen schon erklärte; die wirtschaftlichen Pläne
deuten an, daß wir sie zwingen könnten, die Mauer abzureißen,
Fiona. Eine unblutige Revolution. Das würde in die
Geschichtsbücher eingehen. Buchstäblich in die
Geschichtsbücher. Verglichen damit zählen unsere
Privatangelegenheiten überhaupt nicht.« Er wußte alles, was
sie verbergen wollte, sie sah es in seinen Augen.
»Erpressen Sie mich, Bret?«
»Sie sind nicht ganz Sie selbst heute abend, Fiona.« Er
heuchelte Besorgnis, aber ohne überzeugen zu wollen. »Sagen
Sie’s mir.«
»Ich weiß nicht, wovon Sie reden. Womit sollte ich Sie denn
erpressen?«
»Ich reagiere nicht auf Drohungen, habe ich noch nie.« »Wollen Sie mir nicht erzählen, womit ich Ihnen angeblich
drohe? Oder soll ich mich auf Mutmaßungen einlassen?« Fiona
sah, daß er es genoß. Was für ein Sadist er war! Sie haßte ihn,
und dennoch nahm sie jetzt zum allerersten Mal eine
unerschütterliche Entschlossenheit an ihm wahr, die unter
anderen Umständen eine Frau dazu bringen konnte, sich in ihn
zu verlieben. Genauso unnachgiebig würde er auch um sie
kämpfen. Daran war kein Zweifel möglich. Es war seine Natur. »Antworten Sie mir auf eine Frage, Bret. Haben Sie mich
beschatten lassen?«
Er legte seine Gabel ab, lehnte sich in seinen Stuhl zurück,
faltete die Hände und starrte Fiona an. »Wir alle werden
überwacht, Fiona. Das gehört zu unserem Job.«
Er
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