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Gelinkt

Gelinkt

Titel: Gelinkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Len Deighton
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verstehe«, sagte er, ohne vom Glas
aufzusehen.
»Ich meine das ernst, Bret.«
»Natürlich. Eine schwere Belastung. Ich weiß. Ich mache
mir Sorgen Ihretwegen. Das werden Sie doch wissen.« »Ich kann’s nicht, Bret. Aus vielen Gründen … wenn Sie
wollen, daß ich es erkläre …« Sie war wütend auf sich selbst.
Ehe sie hierher kam, hatte sie beschlossen, jedenfalls nicht als
Bittstellerin aufzutreten. Sie brauchte sich für nichts zu
entschuldigen. Die Umstände hatten sich geändert. Sie konnte
einfach nicht weitermachen.
»Sie brauchen nichts zu erklären, Fiona. Ich weiß, was Sie
durchmachen.«
»Ich lasse mich nicht umstimmen, Bret.«
Er blickte zu ihr auf und nickte mit liebevoller väterlicher
Gleichgültigkeit.
»Bret, ich lasse mich nicht umstimmen. Ich kann nicht
gehen.«
»Es ist die Aufbauphase«, sagte er. »Die macht den Streß,
diese lange Vorbereitungszeit.«
»Hören Sie, Bret. Bilden Sie sich nicht ein, daß Sie sich das
einfach anhören können in der Gewißheit, daß ich mir’s schon
noch wieder anders überlegen und endlich doch mitmachen
werde.«
»Hmmm.« Er sah sie an und nickte. »Vielleicht brauche
auch ich ein großes Glas Champagner.« Er goß sich selbst
nach. Das beschäftigte ihn, während sie ungeduldig wartete.
»Jeder Agent macht diese Krise durch, Fiona. Es ist nicht
einfach nur eine Nervenschwäche, jeder bekommt irgendwann
einmal das Flattern.« Er langte über den Tisch und berührte ihren Handrücken. Seine Finger waren eiskalt von der Champagnerflasche, und es schauderte ihr bei seiner Berührung. »Halten Sie es einfach durch. Es geht schließlich alles in Ordnung. Ich verspreche Ihnen: Es wird in Ordnung gehen.« Zorn gab ihr die Ruhe wieder, die sie brauchte, um ihm zu antworten: »Bitte lassen Sie diese onkelhaften Ermahnungen, Bret. Ich habe keine Angst. Ich stehe nicht am Rande eines Nervenzusammenbruchs und leide auch nicht an Menstruationsbeschwerden oder sonst irgendwelchen weiblichen Beschwerden, von denen Sie gehört haben mögen.« Sie hielt inne. »Werden Sie ruhig wütend. Es ist besser, Sie lassen Dampf ab, als es brennt eine Sicherung durch«, sagte Bret und lächelte auf seine herablassende Art. »Geben Sie’s
mir. Sagen Sie, was Sie zu sagen haben.«
»Ich arbeitet schon lange für das Department, Bret. Ich
weiß, was da läuft. Der Grund, weshalb ich nicht weitermache
mit dem Plan – mit Ihrem Plan, sollte ich wohl sagen –, ist, daß
ich mich nicht imstande fühle, meinen Mann und meine Kinder
zu opfern, um mir einen Namen zu machen.«
»Ich habe niemals angenommen, daß es die Aussicht, sich
einen Namen zu machen, gewesen sein könnte, was Sie
motiviert, Fiona.«
Der sanfte und versöhnliche Ton, in dem er sprach,
besänftigte etwas ihren Zorn. »Vermutlich nicht«, sagte sie.
»Nein.«
»Nein? Ist das dieselbe Frau, die mir sagte:
Nur eine Aufgabe gibt es für alle
Ein Leben nur kann jeder geben
Wer steht, so die Freiheit falle?
Wer stirbt, so England wird leben?«
Sie befeuchtete sich die Lippen. Auch ein paar von ihr gern
zitierte Zeilen Kipling konnten sie jetzt nicht von dem
ablenken, was sie zu sagen hatte. »Sie reden von ein oder zwei
Jahren. Meine Kinder sind sehr klein. Ich liebe sie und brauche sie, und sie brauchen mich. Sie verlangen zuviel. Wie lange werde ich weg sein? Was wird mit den Kindern passieren? Was wird aus Bernard? Und aus meiner Ehe? Suchen Sie sich jemanden, der keine Familie hat. Für mich wäre es der reine
Wahnsinn, da rüber zu gehen.«
Sie hatte sich gezwungen, leise zu sprechen, aber sein
Gesichtsausdruck, der Interesse und Mitgefühl heuchelte,
machte ihr Lust loszuschreien. Wer steht, so die Freiheit falle?
Ja, Brets Worte hatten sie getroffen, denn das Zitat zwang sie,
sich der resoluten jungen Frau zu erinnern, die sie noch
kürzlich gewesen war. Hatten Ehe und Mutterschaft eine so
verdammt furchtsame Kuh aus ihr gemacht?
»Der reine Wahnsinn. Und genau deshalb werden Sie
vollkommen sicher sein. Bernard wird bestürzt sein, und die
Sowjets werden Ihnen trauen.«
»Ich kann einfach nicht mehr, Bret. Ich brauche ein bißchen
Ruhe.«
»Oder Sie könnten’s auch von einer anderen Seite ansehen«,
sagte Bret freundschaftlich. »Ein paar Jahre da drüben könnten
Ihnen genau die Herausforderung bieten, die Sie brauchen.« »Wenn ich irgendwas jetzt nicht brauchen kann, ist es noch
eine Herausforderung«, sagte sie überzeugt.
»Manchmal gehen Beziehungen zu Ende, und zuletzt bleibt
einem nur noch übrig,

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