Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gelinkt

Gelinkt

Titel: Gelinkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Len Deighton
Vom Netzwerk:
betonen. Moskau ging unverzüglich und großzügig auf die Forderung ein, sehr zur Freude von Bret und auch von Pryce-Hughes. Und doch, als so aus einem Monat nach dem anderen ein volles Jahr wurde und mehr und mehr Zeit verging, begann sie zu hoffen, daß der langfristige Plan des Departments, sie ins feindliche Lager zu schicken, fallengelassen werden würde. Bret traf sich nach wie vor regelmäßig zu Instruktionssitzungen mit ihr, und ihre Aufgaben waren auf diesen Zweck hin zusammengestellt. Ihr Zugang zu den Computern war genau begrenzt, und sie bekam nie sehr geheime Papiere in die Hand. Aber der D.G. schien sie vergessen zu haben, und vergessen zu haben schien er auch Bret Rensselaer. Ein- oder zweimal war sie nahe daran, den D.G. deswegen geradeheraus zu fragen, ließ dann aber doch alles laufen, wie es lief. Bernard sagte, der D.G. werde mit der Zeit derart exzentrisch, daß es schon an Unfähigkeit grenzte, aber Bernard neigte zu Übertreibungen.
Bezeichnenderweise war es dann ihre jüngere Schwester Tessa, die dafür sorgte, daß alles wieder hochkam. »Süße Fi! Wie schön, daß du immer da bist, wenn ich dich brauche!«
»Du hast so guten Champagner«, sagte Fiona in dem Bemühen, die Spannung zu lockern, die sich im Gesicht ihrer Schwester spiegelte, und in der Art, wie sie dauernd die Ringe an ihren Fingern herumdrehte.
»Das ist meine Diät: Kaviar, Champagner und Austern. Macht garantiert nicht dick.«
»Nein, nur arm«, sagte Fiona.
»So redet Papa auch. Er mißbilligt meine Diät.« Wie zum Trotz ergriff sie ihr Glas, betrachtete das perlende Naß und trank. Tessa war von jeher geneigt, Schwierigkeiten zu machen. Die Beziehung zwischen Fiona und ihrer jüngeren Schwester konnte als exemplarischer Fall des psychologischen Phänomens der Geschwisterrivalität betrachtet werden, worauf Bret während seiner Sitzungen mit Fiona häufig zu sprechen kam. Das Lieblingsmotto ihres Vaters (»Was ich erwarte, sind Ergebnisse, keine Entschuldigungen«) war eingestickt auf einem Kissen verewigt, das auf dem Besucherstuhl seines Büros lag. Seinem zielgerichteten, einseitigen Denken entsprechend, glaubte er, daß jede Form des Verzeihens darauf abzielen würde, die Widerstandskraft seiner Töchter, wie auch seine eigene, auszuhöhlen. Tessa hatte entdeckt, wie bequem es war, sich damit zu begnügen, die vorgegebene Rolle des jüngeren Kindes zu spielen, und es Fiona überlassen, die Erwartungen ihres Vaters zu erfüllen und gelegentlich zu enttäuschen. Tessa war immer diejenige, von der nichts Großes erwartet wurde. Fiona ging nach Oxford und studierte Staatswissenschaft, Volkswirtschaft und Philosophie; Tessa blieb zu Hause und las Harold Robbins. Temperamentvoll, phantasiebegabt und herzlich, konnte Tessa alles in einen guten Spaß verwandeln; das war ihre Art, allen Anforderungen aus dem Wege zu gehen. Ihre eigene grenzenlose Großzügigkeit machte sie verwundbar in einer Welt, in der die Menschen so kalt, lieblos und verurteilend waren. Angesichts dieser Welt – durfte man ihr da vorwerfen, daß sie sich auf so viele kleine Liebesaffären einließ? Sie kehrte stets wieder zu ihrem Mann zurück und gab ihm ihre verschwenderische Liebe. Und was tat’s schon, wenn einer von diesen albernen Liebhabern ihr eines Nachts im Bett betrunken anvertraute, daß er für die Russen spionierte? Vermutlich war’s nur ein Witz. »Beschreibe ihn noch mal«, sagte Fiona.
»Du kennst ihn«, sagte Tessa. »Jedenfalls weiß er alles über dich.«
»Miles Brent?«
»Giles Trent, Darling. Giles Trent.«
»Wenn du aufhören würdest, diese verdammten Nüsse zu knabbern, würde ich vielleicht verstehen, was du sagst«, sagte Fiona gereizt. »Ja, Giles Trent. Natürlich erinnere ich mich an den.«
»Gutaussehendes Biest. Groß, attraktiv, graues, welliges Haar.«
»Aber der ist doch alt wie Methusalem. Und schwul.«
»O nein. Schwul nicht«, sagte Tessa und kicherte. Sie hatte schon eine Menge Schampus intus.
Fiona seufzte. Sie saß in Tessa Kosinskis aufwendig eingerichteter Wohnung in Hampstead, dem grünen Vorort Londons im Nordwesten, und sah zu, wie die blutrote Sonne Blut auf rote Wolken vergoß. Als vor langer Zeit die reichen Londoner Kaufleute und der kleine Adel das königliche und fashionable Bath aufsuchten, um aus den dortigen Heilquellen zu trinken, genossen die weniger wohlhabenden ihr Mineralwasser in dieser hügeligen Gegend, wo jetzt erfolgreiche Werbefachleute und reiche Verleger wohnten.
Tessas Mann handelte

Weitere Kostenlose Bücher