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Gelinkt

Gelinkt

Titel: Gelinkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Len Deighton
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mit Immobilien und Autos und interessierte sich für alle möglichen zweifelhaften Unternehmungen. Aber George Kosinski hatte einen nie versagenden Instinkt für kaufmännischen Erfolg. Wenn George eine hinfällige Firma aufkaufte, kam sie sofort wieder auf die Beine. Investierte er einmal etwas Geld in scheinbar wertlose Aktien, profitierte er davon. Selbst als er einmal aus Gefälligkeit einem Antiquitätenhändler aus der Nachbarschaft ein Gemälde abnahm, das niemand haben wollte – unansehnlich, dunkel, allegorisch –, erkannte einer seiner Gäste in dem Schinken das Werk eines Schülers von Ingres. Obwohl eine Menge unbedeutender Maler Schüler dieses Meisters waren, gehörten doch auch die dazu, bei denen Seurat und Degas ihr Handwerk lernten. Dies, die grobe Leinwand und Verwendung eines für die Technik Ingres’ charakteristischen Weiß bewog das Kuratorium eines amerikanischen Museums, George eine bemerkenswerte Summe dafür zu bieten. Er expedierte es postwendend. George liebte es, Geschäfte zu machen. »Und all das hast du Papa erzählt: daß Trent behauptete, ein russischer Spion zu sein und so?«
»Papa meinte, ich solle es vergessen.« Müßig nahm Tessa eine Illustrierte vom Tisch vor ihr. Diese öffnete sich bei einer Seite voller Leute, die sich mit großen Augen auf einem der gesellschaftlichen Anlässe tummelten, denen auch die Kosinskis häufig beiwohnten.
»Papa kann manchmal sehr dumm sein«, sagte Fiona mit unverkennbarer Verachtung. Tessa sah sie mit großem Respekt an. Fiona meinte das wirklich, während Tessa, die ihren Vater gelegentlich gleichfalls dumm – und Schlimmeres – schimpfte, die Fesseln der Kindheit niemals völlig abgeworfen hatte.
»Vielleicht hat Giles nur Spaß gemacht«, sagte Tessa, die sich nun angesichts der Besorgnis ihrer älteren Schwester schuldig fühlte.
»Du hast gesagt, es war kein Spaß«, sagte Fiona bissig.
»Ja«, sagte Tessa.
»Ja oder nein?«
Tessa sah sie an, überrascht durch die Erregung, die sie da verursacht hatte. »Es war kein Spaß. Ich habe dir ja erzählt. Ich habe alles mit ihm durchgenommen … über den Russen und so weiter.«
»Genau«, sagte Fiona. »Wie kann es also ein Spaß gewesen sein?«
»Was wird ihm passieren?« Tessa warf die Zeitschrift auf einen Haufen ähnlicher Periodika.
»Kann ich nicht sagen.« Fiona ließ im Geiste wieder und wieder die Komplikationen Revue passieren, die diese Sache in ihr Leben bringen würde. Sie betrachtete ihre jüngere Schwester, die da auf dem gelben Seidensofa vor ihr saß, in diesem smaragdgrünen engen Kleid von Givenchy, das sie, obwohl sie die gleichen Maße hatte wie Tessa, niemals tragen könnte, und überlegte, ob sie ihr sagen sollte, daß möglicherweise ihr Leben gefährdet war. Wenn Trent seine gefährliche Indiskretion seinem sowjetischen Kontakt beichtete, war es möglich, daß Moskau sie umbringen ließ. Sie öffnete den Mund und überlegte, wie sie ihr das beibringen sollte, doch als Tessa sie nun erwartungsvoll ansah, sagte sie nur: »Das ist ein entzückendes Kleid.« Tessa lächelte. »Du warst immer so anders als ich, Fi.«
»Nicht sehr anders.«
»Der Chanel-Typ.«
»Was soll das heißen?«
Neckend sagte Tessa: »Schneiderkostüm, das Jackett passend zur Bluse gefüttert, Kettengürtel und Gardenia. Jeder weiß, wie ein Chanel-Typ aussieht.«
»Was noch?« Tessas Art war manchmal ziemlich anstrengend. »Ich wußte, daß du schließlich irgendwas Wichtiges tun würdest … irgendwas in der Männerwelt«, sagte Tessa sehr ruhig in Erwartung einer Erklärung ihrer Schwester über das, was nun als nächstes passieren könnte. Als Fiona nicht antwortete, setzte Tessa hinzu: »Ich habe Giles nicht gefragt, was er beruflich macht. Er hat von selbst damit angefangen.«
»Ja, er ist beim Department«, sagte Fiona. »Es tut mir wirklich leid, liebste Fi. Vielleicht hätte ich dich nicht damit beunruhigen sollen.«
»Es war richtig, daß du’s mir erzählt hast.«
»Manchmal kann er so allerliebst sein«, sagte Tessa. »Warum hast du bloß geheiratet?« fragte Fiona. »Aus dem gleichen Grund wie du, nehme ich an. Es war doch ein Mittel, Papa wütend zu machen.«
»Papa was zu machen?«
»Du willst mir doch nicht weismachen, daß du nicht gewußt hast, daß du Papa auf die Palme bringen würdest, wenn du deinen dickschädeligen Rabauken heiratest?«
»Ich dachte, du magst Bernard«, sagte Fiona freundlich. »Du hast mir doch geraten, ihn zu heiraten.«
»Ich schwärme für ihn, das

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