Gelinkt
pflasterten Gaunts Weg, und seine Amtszeit als Berliner Resident eröffnete eine lautstark ausgetragene Meinungsverschiedenheit mit dem D.G. Es konnte als Beweis sowohl seiner diplomatischen Fähigkeiten als auch seiner Rücksichtslosigkeit gelten, daß er sich bei alledem keine hochgestellten Feinde machte.
Gaunt, ein entfernter Verwandter von Fionas Mutter, war der Mann, der zunächst Brian Samson und dann auch dessen Sohn Bernard stets energisch gegen Leute in einflußreichen Stellungen unterstützt hatte, die meinten, daß für die höheren Ränge des Nachrichtendienstes ausschließlich Angehörige einer gewissen Oberschicht qualifiziert seien, denen die Samsons in keiner Weise glichen. Die Samsons behaupteten sich. Die Opposition hatte nicht mit Gaunts Schlauheit, Kriegslisten und Wut gerechnet. Doch als Gaunt schließlich in Pension ging, wurden Seufzer der Erleichterung überall im Department laut. Gaunt hatte sich indessen keineswegs ganz aus dem Spiel zurückgezogen. Der Director-General kannte und achtete ihn, und seine Wertschätzung ließ sich auch daran ermessen, wie der D.G. die Fiona-Samson-Operation handhabte. Nur Bret Rensselaer, er selbst und eben Silas Gaunt waren ja in dieses Geheimnis eingeweiht. Jetzt, einer plötzlichen Eingebung folgend, wählte Fiona die Nummer des Whitelands-Guts in den Cotswolds. Da sich am anderen Ende der Leitung Silas selbst meldete, kam Fiona ohne Umschweife zur Sache. Sie nannte nicht einmal ihren Namen, sondern sagte, im Vertrauen darauf, daß er ihre Stimme erkennen würde, nur: »Silas. Ich muß dich sehen. Ich muß. Es ist dringend.«
Es folgte ein langes Schweigen. »Wo bist du? Kannst du reden?«
»In der Wohnung meiner Schwester. Nein, ich kann nicht.«
»Ist nächstes Wochenende früh genug?«
»Perfekt«, sagte sie.
Ein weiteres langes Schweigen. »Laß mich nur machen, Liebes. Bernard wird eingeladen werden und du und die Kinder mit ihm.«
»Danke, Silas.«
»Keine Ursache. Ist mir ein Vergnügen.«
Sie legte den Hörer auf. Als sie nach unten blickte, um zu sehen, was sie da zertrat, stellte sie fest, daß sie Aspirintabletten und andere Pillen in den goldfarbenen Teppich getreten hatte. Sie betrachtete die Schweinerei; sie machte sich Sorgen um Tessa. In welchem Grade war sie mitverantwortlich für das, was aus Tessa geworden war? Fiona war immer der älteste Sohn gewesen, hatte immer ohne Mühe die besten Noten erzielt und ein Verhältnis zum Vater gehabt, wie Tessa es nie gekannt hatte. Obwohl sie der Liebling ihres Vaters war, hatte dieser sie nie ins Vertrauen gezogen, denn seine Geschäfte hielt er geheim. Zu diesem Zweck beschäftigte er verschiedene Buchhalter und Rechtsanwälte, damit keiner sich ein vollständiges Bild seiner Aktivitäten machen konnte. Doch nahm er Fiona mit ins Büro und stellte sie den Angestellten vor, und es schien ein stillschweigendes Übereinkommen zu geben, dem zufolge Fiona eines Tages ihren Vater ablösen würde.
Es kam natürlich nie dazu. Fiona ging auf die Universität und glänzte dort. Es gefiel ihr in dieser Männerwelt. Und dann wurde sie dort für den männlichsten aller männlichsten Dienste angeworben, jene mystische und exklusive britische Bruderschaft, mit zweischneidigem Namen und zutiefst geheimem Zweck. Die Besessenheit, mit der ihr Vater bemüht war, seine Geheimnisse zu wahren, hatte sie auf den Secret Intelligence Service vorbereitet, aber mit diesem konnte nichts, was der Vater ihr von seiner Geschäftswelt gezeigt hatte, konkurrieren. Und als sie in dieser Bruderschaft einen Mann fand, der ganz anders war als alle, die ihr bisher begegnet waren, wollte sie diesen und bekam ihn. Bernard Samson war in dieser geheimen Welt körperlicher Härte und Brutalität groß geworden. Einer Welt, in der man tötet und getötet wurde. Viele Freunde ihres Vaters hatten im Krieg gedient, manche waren als Helden ausgezeichnet worden, aber Bernard Samson war gänzlich anders als diese, denn sein Krieg war ein dunkler, schmutziger, privater Krieg. Hier endlich war ein Mann, den ihr Vater nicht ergründen konnte und von Herzen verabscheute. Wenn aber, wie Chandler sagte, »diese armseligen Wege ein Mann gehen muß, der selbst nicht armselig ist, der weder besudelt noch furchtsam ist … ein vollständiger Mann, ein alltäglicher Mann und doch ein ungewöhnlicher Mann«, dann war Bernard Samson ein solcher Mann. An dem Tag, an dem sie ihn zum ersten Mal sah, wußte sie, daß es unerträglich sein würde, ihn an eine
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