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Gelinkt

Gelinkt

Titel: Gelinkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Len Deighton
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weißt du doch. Eines Tages werde ich mit ihm durchbrennen.«
»Und hast du George geheiratet, nur um Papa eins auszuwischen?«
Sie antwortete nicht gleich. »George ist ein so lieber Mann … ein Heiliger.« Und als ihr dann einfiel, daß dieses Kompliment einem Ehemann vielleicht nicht gerade schmeichelte, fügte sie hinzu. »Nur ein Heiliger kann mich ja ertragen.«
»Vielleicht ist es für George wichtig zu verzeihen.« Tessa ging auf diesen Gedanken nicht ein. »Ich dachte, daß Leute, die mit gebrauchten Autos handeln, ein aufregendes Leben führen. Ich weiß, das ist albern, aber im Film sieht man sie immer in der Unterwelt mit Gangstern und Gangsterbräuten.« Sie grinste.
»Wirklich, Tess!« Der angewiderte Ton mahnte zur Vernunft. »Es ist wirklich ganz schön anstrengend, Liebste, mit einem Mann zu leben, der aus der Fassung gerät, wenn Damen unanständige Wörter in den Mund nehmen, und der um sechs Uhr früh aufsteht, um auf gar keinen Fall die Messe zu verpassen. Manchmal glaube ich, es wäre ihm am liebsten, wenn ich den ganzen Tag lang in der Küche schuftete, wie seine Mutter es tat.«
»Du bist total verrückt, Tessa.«
»Ich weiß. Es ist alles meine Schuld.« Sie sprang auf die Füße und sagte erregt: »Ich weiß! Warum gehen wir nicht zum Dinner zu Annabel?« Sie streichelte ihr schönes Kleid. »Nur wir beide.«
»Setz dich, Tessa. Setz dich und beruhige dich. Ich will nicht zu Annabel. Ich will nachdenken.«
»Ich habe ein hausgemachtes Hühnerfrikassee in der Kühltruhe. Ich werde es in den Backofen schieben, während wir uns weiter unterhalten.«
»Nein, nein. Ich muß noch mit Bernard essen.« Tessa sank aufs Sofa zurück, ergriff ihr Glas und trank einen Schluck Champagner. »Sei froh, daß du nicht in Hampstead wohnst. Hier gibt’s nur Superintellektuelle. Meine verdammte Zugehfrau hat angerufen und gesagt, sie könne heute nicht kommen: Sie hat eine Sitzung mit ihrem Drehbuchredakteur. Drehbuchredakteur! Heiliger Himmel! Komm, nimm noch ein bißchen Fusel, Fi. Ich hasse es, allein zu trinken.«
»Nein, danke, Tessa. Und ich glaube, auch du hast genug für heute abend.«
Tessa stellte das Glas ab und füllte es nicht wieder. Wenn sie bei ihrer Schwester schlecht angeschrieben war, fühlte sie sich elend. Fiona war der einzige Mensch, den sie hatte, abgesehen von George, aber nicht mit allem, was sie plagte, konnte sie zu George gehen. Denn die meisten ihrer Probleme resultierten aus diesen albernen kleinen Liebesgeschichten, auf die sie sich immer wieder einließ. Und daß George ihr da heraushalf, konnte sie ja nicht von ihm verlangen.
»Kann ich mal telefonieren?« sagte Fiona.
Tessa gestikulierte theatralisch mit beiden Händen. »Nimm den Apparat im Schlafzimmer, wenn du was Vertrauliches zu bereden hast.«
Fiona ging ins Schlafzimmer. Auf dem großen Himmelbett lag über einer dunkelroten Decke, die sie schön zur Geltung brachte, eine Zierdecke aus alter Spitze. Auf dem Nachttisch stand ein schickes neues Telefon zwischen teuren Parfüms, Pillenfläschchen und Taschenbüchern. Eine Aspirinflasche war offen, und mehrere Tabletten lagen zerstreut daneben. Fiona nahm den Hörer ab, zögerte aber, ehe sie wählte.
Der optimistischen Theorien Brets ungeachtet war Fiona Samson nicht der Typ, der sich bei jeder Gelegenheit ratsuchend an andere – Männer oder Frauen – wendete. Sie wußte sich selbst zu helfen, auch sich selbst zu kritisieren, wie das ältere Geschwister nicht selten lernen. Aber jetzt hatte sie dennoch das Bedürfnis, eine andere Meinung einzuholen, ehe sie sich entschied. Sie sah auf die Uhr. Nachdem sie sich, was sie sagen wollte, sorgfältig zurechtgelegt hatte, wählte sie Brets Nummer. Sie ließ es lange klingeln, aber es meldete sich niemand. Sie versuchte es noch einmal, denn es konnte ja sein, daß sie sich beim ersten Mal verwählt hatte. Doch abermals blieb ihr Anruf ohne Antwort. Diese Enttäuschung brachte sie aus dem Gleichgewicht, und plötzlich fiel ihr ein, Onkel Silas anzurufen. Die Karriere Silas Gaunts hatte, wie man sie in der ungeschriebenen Geschichte des Departments berichtet fand, legendäre Züge. Onkel Silas war unvergleichlich, praktisch ein Unikum. Hin und wieder ziehen die britischen Ordnungsmächte einen Außenseiter, um nicht zu sagen gefährlichen Einzelgänger, in ihren Dienst, einen Mann, der jede Regel bricht und sich daran ergötzt. Einen, der keinen Herrn über sich und nur wenige Gleiche neben sich anerkennt. Kontroversen

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