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Gelyncht - Gus Dury ; 2

Gelyncht - Gus Dury ; 2

Titel: Gelyncht - Gus Dury ; 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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teilten uns zehn Regals auf einem Karussell auf irgendeinem schmuddeligen Spielplatz.
    Die Tagträumerei wurde schon bald unterbrochen, als Hods Wagen angekreischt kam. Ein Schrei: »Steig ein.«
    Ich öffnete die Tür. »Meine Fresse, Chewbacca!« Ich setzte mich und schnallte mich an. Und die ganze Zeit über versuchte ich, die Wumme zu verbergen. Er hätte das nicht gut gefunden.
    »Was hast du für einen versonnenen Blick?«, fragte Hod.
    »Überhaupt nicht.«
    »Blödsinn … Ist es Debs?«
    Himmel, sah man es mir immer noch so an? »Nein, niemals.«
    »Ach, komm, du kannst mir nichts vormachen. Ich war Trauzeuge, du erinnerst dich? Ich kenne diesen Blick.«
    Ich nahm wieder meine Kippen heraus. Steckte mir eine an. »Ich hab sie vorhin getroffen.«
    »Und?«
    »Sie hat mir erzählt, dass Jonny Johnstone sich in den Kopf gesetzt hat, ich würde den Bach runtergehen.«
    Hod überholte einen roten Micra, gab ein Handzeichen, um einen Bus rauszulassen. »Hat sie sich nicht für dich eingesetzt? Kann sie das bei diesem Arschloch nicht richtigstellen? Ich meine, sie müsste doch eigentlich so was wie unser heißer Draht bei dieser Geschichte sein, oder nicht?«
    Ich kurbelte die Seitenscheibe herunter und schnipste die Asche raus. »Hod, sie ist nicht mehr meine Frau. Sie schuldet mir gar nichts, und außerdem …«
    Ich hörte mitten im Satz auf, aber Hod wartete, und ein Spalt tat sich auf in den Stoppeln auf seinem Gesicht. »Außerdem – was?«
    »Ich glaube, sie hat zu viel Angst, sich für mich einzusetzen. Aber nicht, weil sie vor J.J. Schiss hätte, sondern weil sie ihn nicht noch mehr durcheinanderbringen will. Wie Fitz schon sagte, der Mann ist scharf auf mich.«
    Hod kam in Fahrt. »Ich würde meinen, die Bullen sollten bei solchen Dingen nur eines sein, nämlich professionell. Scheiße auch, wo liegt sein Problem? Ich kapier das einfach nicht.«
    »Jonny-Boy ist jung und unsicher, Hod. Darauf läuft’s letzten Endes hinaus. Er will Debs’ Vergangenheit auslöschen, sie mit Haut und Haaren besitzen – und mit diesem Mordfall hat er die perfekte Möglichkeit gefunden, das zu erreichen … Aber es steckt noch mehr dahinter. Er führt irgendeine Scheiße im Schilde, für die ich noch keinen richtigen Anpacker habe.«
    »Aber wie? Er arbeitet doch nicht mehr an dem Fall.«
    »Scheiß drauf. McAvoy bearbeitet den Fall für ihn: ein Mann, der scharf ist auf eine Festnahme, auf irgendeine Festnahme. Was für ein Geschenk!«
    »Böse Jungs halten zusammen.«
    Ich runzelte die Stirn. »Ach, da bin ich mir nicht so sicher. Ich meine, ich weiß nicht, wie sehr McAvoy an J.J. als Partner interessiert ist, selbst wenn’s nur der Junior-Partner ist. Die zwei kommen mir jeder ein bisschen zu eigennützig vor, um miteinander zurechtzukommen … Verstehst du, was ich meine?«
    Hod ließ den Motor aufheulen, schaltete runter. Im Zweiten schaffte er die Ampel noch. Er musste meine Frage nicht beantworten, denn ich sah, dass er meinen Gedankengang verstand – die zwei würden sich gegenseitig die Kehle durchschneiden, um voranzukommen.
    »Jedenfalls könnte sich heute Abend manches ändern«, sagte Hod.
    Ich hatte da so meine Zweifel, war aber bereit, es auf einen Versuch ankommen zu lassen. »Glaubst du, der kleine Pisser mit dem Corrado wird da sein?«
    »Sehr gut möglich. Solche Veranstaltungen gibt’s nicht an jedem Abend der Woche.«
    »Vermutlich nicht.«
    »Pass auf, denk positiv …«
    Ich sah wieder Bells Bücher vor mir – spulte ein weiteres Mal die Techniken der positiven Visualisierung ab.
    »Positiv – das ist doch alles Schwachsinn. Als nächstes sagst du mir noch, ich soll immer schön die Daumen gedrückt halten.«
    »Gus, wir haben hier eine echte Chance, so gering sie auch sein mag, den kleinen Wichser aufzuspüren, der Tupac ermordet hat, und wir können ihn vielleicht sogar mit Mark Crawford in Verbindung bringen. Lass uns das nicht vermasseln, mehr sag ich ja gar nicht.«
    »Okay, okay.« Ich hatte verstanden. Lass die Finger vom Alk. Cool bleiben. Nicht, unter gar keinen Umständen, den Kopf verlieren!
    »Auf jeden Fall werden wir diesen schmierigen kleinen Arsch Sid in Aktion erleben. Behalt ihn gut im Auge – jeder, den er aufmischt, könnte nützlich für uns sein.«
    Ich berührte meinen Ballermann. In jeder Tasche meines Crombie steckte eine Handvoll Patronen. Beruhigendes Gefühl. So ähnlich wie eine Versicherung.
    »Und außerdem, die Welt geht schon nicht unter, wenn wir uns heute

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