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Gelyncht - Gus Dury ; 2

Gelyncht - Gus Dury ; 2

Titel: Gelyncht - Gus Dury ; 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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eines anscheinend anderen Pitbulls. Das fast tote Tier hatte eine Zeichnung, die derjenigen von Usual auffallend ähnlich war. Ich spürte mein Herz pochen.
    Ich wandte mich ab. Hob unwillkürlich eine Hand an den Mund.
    Ich spürte, wie aus heiterem Himmel mein Arm runtergeschlagen wurde. »Mach nicht so ein Gesicht, Gus«, sagte Hod.
    Der Gestank von Blut war einfach überall. Ich spürte, wie sich mir der Magen umdrehte. »Hod, das hier ist widerlich.«
    »Nicht so laut.«
    Die beiden Hunde wurden voneinander getrennt, und der Sieger war bereit für einen weiteren Kampf. Der Verlierer lag einfach nur da. Erschöpft und nicht in der Lage, sich zu rühren, starrte er seinen Herrn an. Der Boden war der reinste Blutteppich. Der Hundeführer – ein zäher, halsloser Typ – hob das Tier am Genick vom Boden und schleppte es zu einem Fass in der Ecke der Scheune.
    »Was macht er mit dem Tier?«, fragte ich Hod.
    Im Flüsterton: »Schnauze, Gus.«
    Ich sah zu, wie der Kerl den Hund in das Fass hob und dort für einige Minuten festhielt. Erst als der Hund klitschnass wieder herausgenommen wurde, begriff ich, dass er zur Belohnung dafür, dass er für seinen Herrn praktisch bis zum Tod gekämpft hatte, ertränkt worden war.
    Die Menge brüllte nach mehr, lechzte nach Blut.
    »Ich glaube, das kann ich mir nicht weiter ansehen«, sagte ich.
    Hod wurde langsam nervös. Er legte eine Hand auf meinen Ellbogen. »Du glaubst was?«
    Ich sah, wie ein weiterer bösartiger Pitbull – der hier musste locker fünfundzwanzig Kilo auf die Waage bringen – von draußen hereingeführt wurde. Er kämpfte und krallte, drängte zur Arena hin. Sein Führer, ein jugendlicher Dünnbrettbohrer, vom Kopf bis zu den Zehenspitzen in Adidas gekleidet, hatte seine liebe Mühe, den Hund zu halten. Er riss am Würgehalsband, brüllte ihn an. Der Hund ignorierte das alles komplett. Er war bereit zu töten. Gerüstet.
    Im Ring wartete bereits der nächste Pitbull, der es ebenfalls kaum erwarten konnte, dass es losging. Um uns herum brüllten wie verrückt erwachsene Männer.
    Dann wurde ein Ruf laut. »Lasst die Hunde los.«
    Eine Sekunde später waren die beiden Tiere von der Leine. Sie prallten aufeinander wie die Flasche, die ich vorhin gegen den Baum geschmissen hatte. Das Geräusch, als ihre Schädel gegeneinanderkrachten, tat mir in den Ohren weh. Beide wurden in die Luft geschleudert, ein Schauer von Zähnen ging auf die Menge nieder.
    »Hod, das ist krank.«
    »Dury, reiß dich zusammen.«
    Ich drehte mich weg. Am anderen Ende der Scheune sah ich etwas Weißes aufblitzen. Zuerst meinte ich, ich hätte ein Gespenst gesehen. Dann sah ich es wieder. Diesmal war die Gestalt deutlicher. Ich erkannte einen Hund. Aber keinen Pitbull oder etwas Ähnliches. Es war ein weißer Pudel. Irgendwie war der Hund seinen Besitzern entwichen. Ich vermutete mal, er ahnte sein Schicksal.
    Ich wusste, dieser Hund war der Pausenfüller – eine sehr leichte Unterhaltung zwischen den Kämpfen. Ich verfolgte seine Versuche, wie er hektisch die Länge und die Breite der Scheune entlangrannte, eine Fluchtmöglichkeit suchte; er fand keine. Plötzlich wurde das Hundchen am Genick gepackt. Ein bisschen geschüttelt, angebrüllt. Es drehte seine kleine Schnauze weg von dem Burschen, der es anbrüllte. Ich erkannte ihn sofort: Das war unser Corrado-Fahrer.
    »Tut mir leid, Hod.«
    »Was meinst du damit, es tut dir leid … Was tut dir leid?«
    Ich öffnete meinen Combrie. Tastete nach der Mossberg. »Das hier tut mir leid.« Eine Sekunde später hob ich die Wumme.
    Bei dem mordsmäßigen Knall der Knarre zogen alle im Raum unisono den Kopf ein. Ein paar sahen nach oben, als sie in die Hocke gingen, rechneten wohl damit, das Dach stürze ein. Ich bahnte mir einen Weg durch die Menge, schob Leute links und rechts beiseite. Niemand schien sonderlich versessen darauf zu sein, mich aufzuhalten.
    Eine Stimme brüllte: »Polizei, keine Bewegung!« Das war Hod. Selbsterhaltungstrieb oder Initiative, war mir egal, was, jedenfalls erfüllte es seinen Zweck. Die Bude leerte sich in blinder Massenpanik.
    In wenigen Sekunden war ich bei dem Kerl mit dem Pudel. Er sah mich auf sich zukommen, ließ den Hund fallen und gab Fersengeld.
    »Scheiße … Hod, schnapp dir den verfickten Hund!«
    Ich sah, wie Hod die Arme sinken ließ und den Hund rief, aber da war er längst weg.
    »Scheiße, ihm nach!«
    Die Scheune wurde schnell leer, die Leute rannten in alle Richtungen davon. Für diese

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