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Gelyncht - Gus Dury ; 2

Gelyncht - Gus Dury ; 2

Titel: Gelyncht - Gus Dury ; 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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Scheiße wollte niemand in die Kiste gehen.
    Ich machte mich an die Verfolgung des Halbstarken. Er war ganz in Weiß gekleidet, Trainingshose und dazu passendes Top. Das machte die Sache leichter. »Ich knall dir deine beschissene Rübe runter!«, brüllte ich ihm hinterher.
    Er war schnell, hinten aus der Scheune raus und dann den Weg um die Bäume auf die Lichtung. Ich versuchte ihn einzuholen, aber meine Lungenkapazität war durch Jahre um Jahre schonungslosen Zigarettenkonsums ganz schön beeinträchtigt.
    »Bleib stehen, du kleiner Wichser!«
    Auf der Lichtung, wo die Autos parkten, sah ich, wie er im Stil von Ein Duke kommt selten allein über eine Motorhaube flankte. Ich hob die Wumme, aber da war er bereits hinter einem anderen Wagen verschwunden, schlängelte sich mit eingezogenem Kopf ums nackte Leben zwischen den Autos durch. »Scheiße, der Mistkerl ist schnell.«
    Überall fuhren jetzt Autos los, Reifen quietschten. Überall heulten Motoren auf. Es war wie bei der Startaufstellung der Indy 500.
    Als ich die erste Wagenreihe erreichte, hörte ich einen Motor dröhnen, dann genau auf mich zukommen, mitten auf der Straße. Es war der Corrado.
    Ich hob das Gewehr.
    Ich brüllte: »Ich schieße, verdammt!«
    Meine Warnung kam nicht an. Der Fahrer hielt genau auf mich zu.
    Ich hatte keine andere Wahl, sprang aus dem Weg. Als der Wagen an mir vorbeidonnerte, sprang ich wieder auf und jagte ihm eine Ladung hinterher. Die Heckscheibe zersplitterte. Glas explodierte über dem Feldweg, legte sich für einen Moment, wurde von der Lawine davonrasender Autos in den Matsch gepflügt.
    Wie ich da stand, fiel mir ein nagelneuer Audi auf, der gefahren wurde, als wär’s eine dieser Schrottkarren, die sie zur allgemeinen Belustigung über die Rennstrecke von Knockhill jagen. Das Gesicht hinter dem Steuer erkannte ich sofort, aber das daneben erzählte eine völlig andere Geschichte.

K eine Spur zu sehen von den hiesigen Bullen, die draußen herumlungerten, also machten wir uns im Holy Wall frisch. Mac erwartete mich mit einem frisch gezapften Guinness an der Theke. Gierig trank ich die ersten paar Schlucke. Wirkte beruhigend wie eine alte Freundschaft. Fühlte sich an wie Medizin.
    Der weiße Pudel spielte auf dem Boden mit Usual. Hod lachte. »Mein Gott, da habt ihr aber einen harten Hund, Jungs – paart sich mit einem Pudel.«
    Mac ging an die Decke. »Bringt den Hund ins Scheißtierheim. Das ist doch der Liebling von irgendwem – die Besitzer werden ihn schon suchen!« Er drehte Hod zur Tür, gab ihm einen Stoß. »Und geh dich rasieren, du Assi!«
    Hod reagierte nicht darauf, machte sich davon. »Hab doch nur Spaß gemacht. Ich gehe. Bin schon weg.«
    Mac ging hinter die Theke, schnappte sich eine Packung Erdnüsse, hielt mir auch eine hin. Ich lehnte ab. Während er munter vor sich hin mampfte, ließ er seinen Gedanken freien Lauf. »Also, für mich hört sich das an, als wär’ das alles nur eine totale Scheißfarce gewesen.«
    »Wie kommst du darauf?«
    »Sie sind entkommen.«
    »Äh, aber …« Ich erhob mich von meinem Hocker, griff über die Theke nach einer Flasche Haig, schenkte mir einen kleinen Whisky ein und putzte ihn weg.
    Mac wurde ungeduldig. »Aber was?«
    »Wir haben die Karre gefunden … und ich hab was ganz Intimes gesehen, das man noch näher unter die Lupe nehmen muss.«
    »Was?«
    »Sid the Snake und Jonny Johnstone zusammen in einem Auto.«
    Kopfschütteln, hin und her wandernde Augen, Schlucken. »Ich werde diesem kleinen Arschloch den Hals umdrehen.«
    Ich hob mein Pint, zeigte mit einem Finger auf ihn. »Merk dir diesen Gedanken kurz.«
    Ich ließ Mac hinter der Theke stehen und ging hinaus auf den Flur, um zu telefonieren. Meine Gedanken kreisten um eine Sache, und nur um eine Sache. Ich wunderte mich selbst, dass ich mich mitten in diesem gewaltigen Schlamassel ausgerechnet darauf konzentrierte.
    Neben dem Hinterausgang stand ein Pappkarton. Darin lagen alte Aufnahmen meines Vaters aus seiner aktiven Fußballerzeit. So wie es aussah, die alte schottische Division One. Ich erinnerte mich an einen Streit mit Col, dem früheren Besitzer des Wall, über genau diese Fotos. Er hatte sie abgehängt, um mich nicht zu verletzen. Als ich sie jetzt ansah, wünschte ich mir, er hätte sie ganz weggeschmissen. Ich verpasste dem Karton einen Tritt, hörte ein lautes Knacken von Glas.
    »Du hast mir gerade noch gefehlt.«
    Ich wählte Debs’ Nummer.
    Es klingelte.
    Eine Antwort: »Hallo?«
    »Hi,

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